Samstag, 27. Januar 2018

[Books] Colson Whitehead - Underground Railroad

[Books] Colson Whitehead - Underground Railroad



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Über das Buch



Titel: Underground Railroad Originaltitel: The Underground Railroad 
Autor: Colson Whitehead Übersetzer: Nikolaus Stingl | Verlag: Carl Hanser 
Preis: 24,00€ Genre: Belletristik, Historische Fiktion Format: Gebunden 
Seitenanzahl: 348 
ISBN: 978-3-446-25655-2 Original Erscheinungsdatum: 2016 Deutsches Erscheinungsdatum: 2017 |

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Cora, deren Großmutter auf einem Sklavenschiff verschleppt wure, ist nur eine der unzähligen Schwarzen, die auf den Baumwollplantagen Georgias schlimmer als Tiere behandelt werden. Alle träumen von der Flucht - doch wie und wohin? Caesar, ein Leidensgenosse, erzählt Cora von der Underground Railroad, einem geheimen Fluchtnetzwerk für Sklaven. Über eine Falltür gelangen sie in den Untergrund, und es beginnt eine atemberaubende Reise, auf der sie Leichendieben, Kopfgeldjägern, obskuren Ärzten, aber auch heldenhaften Stationsvorstehern begegnen. Jeder Staat, den sie durchqueren, hat andere Gesetze, andere Gefahren. Wartet hinter der letzten Grenze wirklich die Freiheit?

        
Erster Satz


"Als Caesar das erste Mal von einer Flucht in den Norden redete, sagte Cora nein.


Autor


"Colson Whitehead, 1969 in New York geboren, ist einer der wichtigsten Autoren der neuen amerikanischen Literatur. Bei Hanser erschienen zuletzt u.a. die Romane Apex (2007), Der letzte Sommer auf Long Island (2011) und Zone One (2014). Für Underground Railroad erhielt Colson Whitehead 2016 den National Book Award und 2017 den Pulitzer-Preis. Er lebt in Brooklyn."



Cover und Titel


Das Cover ist in dunklen Farben gehalten und wirkt sehr düster und trostlos, was natürlich gut zum Inhalt des Buches passt. Zu sehen ist ein Farmhaus und der Titel ist in großen, weißen Buchstaben abgebildet. Sowohl Cover als auch Titel passen sehr gut zum Buch.


Meine Meinung


Cora ist Sklavin auf der Baumwollplantage von Randall in Georgia. Ihrer Mutter ist vor Jahren die Flucht gelungen - als einziger Sklavin jemals. Doch ihre Tochter hat sie zurückgelassen, was diese ihr niemals ganz verzeiht. Eines Tages spricht Caesar sie an: er will fliehen. Er erzählt ihr von der Underground Railroad und Cora schließt sich ihm - wenn auch äußerst widerwillig - an. Sie begeben sich auf eine Flucht, an deren Ende die Freiheit auf sie warten soll, doch davor müssen sie viele Prüfungen bestehen ohne je zu wissen, ob sie diese lang ersehnte Freiheit jemals erreichen werden. 



„Das Sonderbare an Amerika war, dass Menschen Dinge waren. Ein alter Mann, der eine Fahrt über den Ozean nicht überleben würde, schrieb man am besten als Verlust ab. Ein Sklavenmädchen, das Junge hervorpresste, glich einer Münzanstalt, Geld, das Geld heckte. Wenn man ein Ding war - ein Karren, ein Pferd oder ein Sklave -, bestimmte der Wert, den man besaß, die Möglichkeiten, die man hatte."
S. 13


Der Autor hat einen sehr nüchternen, drastischen und direkten Schreibstil, was die Grausamkeit der ganzen Geschichte noch mehr verdeutlicht, aber gleichzeitig emotionale Distanz aufbaut. Die Atmosphäre, die durch diesen Schreibstil entsteht, passt sehr gut und scheint einen an manchen Stellen regelrecht zu erdrücken. Manchmal musste ich das Buch weglegen, weil ich es nicht mehr aushalten konnte. Gleichzeitig entstand aber auch eine Distanz zu den Protagonisten, sodass man auf emotionaler Ebene keine allzu feste Bindung mit diesen eingehen konnte.



„Eine Plantage war eine Plantage; man mochte seine Leiden für einmalig halten, aber der wahre Horror lag in ihrer Universalität."
S. 122


Die Geschichte wird schonungslos erzählt und zeigt nicht nur die Grausamkeit zwischen Besitzer und Sklaven und den harten Arbeitsalltag, sondern auch die brodelnden Konflikte zwischen den Sklaven selbst und die seelische und körperliche Misshandlungen, die sie alle durchleiden müssen. Die eigentliche Geschichte von Cora wird immer wieder unterbrochen durch kurze Kapitel aus der Perspektive von anderen Charakteren der Geschichte, z.B. dem Sklavenjäger, einem Arzt oder einer Helferin. Diese sind jedoch meist sehr kurz gehalten und erweitern zwar den Blick auf die Geschichte hinter Cora, bleiben aber einfach zu kurz und zu oberflächlich, um wirklich zu wirken. 



„Zuerst sind die Menschen gut, und dann macht die Welt sie gemein. Die Welt ist von Anfang an gemein und wird jeden Tag gemeiner. Sie zehrt einen auf, bis man nur noch vom Tod träumt."
S. 335


Die Underground Railroad war eigentlich ein Netzwerk aus diversen Gegnern der Sklaverei, das etwa 100.000 Sklaven befreien konnte mithilfe von vielen Fluchthelfern, geheimer Kommunikation, sicheren Schutzhäusern und geheimen Routen. In diesem Buch wird sie jedoch zu einer richtigen Eisenbahn, die unter der Erde fährt. Mir hätte es besser gefallen, wenn man hier bei der Wahrheit geblieben wäre, denn für Coras Geschichte hätte es keinen großen Unterschied gemacht, die Flucht wäre hingegen vermutlich noch unglaublicher und beeindruckender gewesen. So wirkt die Geschichte manchmal wie eine Zukunftsvision anstatt einem Historienroman (Tunnel unter der Erde gegraben, groß genug für Dampfeisenbahnen, die von A nach B fahren und dabei gibt es weder Probleme mit der nicht vorhandenen Belüftung noch mit dem Lärm den eine Lok - auch unterirdisch - macht und der mit Sicherheit auch an der Oberfläche nicht unbemerkt geblieben wäre?). Das hat für mich persönlich leider viel von der Atmosphäre zerstört, weil es schlicht unglaubwürdig war, wo doch der Rest so erschreckend authentisch und drastisch erzählt wurde. Dennoch geht der Roman direkt unter die Haut und zeigt den Rassenwahnsinn, die menschlichen Abgründe und den tiefen Wunsch nach Freiheit ungeschönt und eiskalt ehrlich. 



„Die Freiheit war eine Gemeinschaft, die für etwas Schönes und Seltenes arbeitete."
S. 312


Fazit


Ein Thema, das bis heute schrecklich wichtig ist und hier auf eine grausam ehrliche Art erzählt wird. Leider bleibt der Autor nicht bei den tatsächlich ereigneten Geschehnissen, sondern dichtet bunt Dinge hinzu - was natürlich sein gute Recht als Romanautor ist, aber mir persönlich wurde dabei einfach viel von der authentischen Atmosphäre zerstört. Manchmal bleibt die Geschichte, insbesondere in den kurzen Kapiteln, zu oberflächlich und die Charaktere bleiben durch die nüchterne Schreibweise auch oftmals emotional distanziert. Dennoch geht der Roman direkt unter die Haut und ist auf jeden Fall lesenswert! 

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