Sonntag, 18. September 2022

[Books] Barbara Vorsamer - Mein schmerzhaft schönes Trotzdem

 

Cover Barbara Vorsamer - Mein schmerzhaft schönes Trotzdem



*Werbung / Rezensionsexemplar: Das Buch wurde mir kosten- und bedingungslos von NetGalley und dtv zur Verfügung gestellt. Vielen Dank! 

Triggerwarnung: Depression, Tod, Suizid, Fehlgeburt, Essstörungen


Über das Buch


Titel: Mein schmerzhaft schönes Trotzdem Autorin: Barbara Vorsamer Verlag: dtv 
Preis: 14,99€ Genre: Depression, Ratgeber, Sachbuch Format: eBook Seitenanzahl: 224 
ISBN: 978-3-423-29005-0 Original Erscheinungsdatum: 2022 |

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Ähnliche Bücher: Depression abzugeben (Uwe Hauck); Morgen ist leider auch noch ein Tag (Tobi Katze); Die beste Depression der Welt (Helene Bockhorst)

Barbara Vorsamer weiß, wie es sich anfühlt, wenn morgens ein Elefant mitten auf ihrer Brust sitzt. Dann reicht ihre Kraft nicht einmal, um sich im Bett umzudrehen. Dann nimmt das Gefühl der Wertlosigkeit überhand und irgendwann bleibt als Ausweg nur noch die Einweisung in die geschlossene Psychiatrie. Es war ein schmerzhafter Prozess, es brauchte Therapien und Klinikaufenthalte, bis Barbara Vorsamer lernte, Gefühle nicht länger zu unterdrücken, sondern sie in ihrer Ambiguität zuzulassen. Intensiv, berührend schreibt Vorsamer über das Versinken in tiefdunkler Depression, über Schmerzen und Trauer. Es sind persönliche Fragen, die weit über das Private hinausweisen. Denn wir müssen auch als Gesellschaft mal darüber reden, wie es uns geht.

Erster Satz

"Ich wollte schon immer gerne einen Ratgeber darüber schreiben, wie man Migräne und Depressionen loswird. Oder wenigstens einen lesen."


Autorin


"Barbara Vorsamer, geboren 1981, ist Redakteurin im Gesellschaftsteil der ›Süddeutschen Zeitung‹. Ihre Texte wurden mehrfach für Preise nominiert und ausgezeichnet. Sie ist verheiratet, hat zwei Kinder und wohnt in München. Seit vielen Jahren leidet sie an Depressionen. Mittlerweile weiß sie, wie man weiterlebt mit chronischen Schmerzen, mit der Depression. Trotz der Depression. Und obwohl es ihr immer mal wieder so mies geht, dass sie sich gar nicht vorstellen kann, jemals wieder irgendetwas zu tun."


Cover und Titel


Auf dem Cover ist eine gezeichnete Frau zu sehen, deren Kopf in einer dunklen, blauen Wolke feststeckt. Es ist schön anzusehen, gleichzeitig kann man auch erahnen, was die Autorin und der Verlag damit ausdrücken wollen. Der Titel "Mein schmerzhaft schönes Trotzdem" wird im Buch wieder aufgegriffen und bekommt dadurch eine tolle Bedeutung. Sowohl Cover als auch Titel passen also hervorragend zum Inhalt des Buches.


Meine Meinung


Barbara Vorsamer erzählt in diesem Buch ihre Geschichte: ihr Leben, ihre Migräne, ihre Depression, von Suizidgedanken, Tod und Schmerz. Schonungslos gibt sie uns einen Einblick, welche Auswirkungen die Depression auf ihr Leben, ihre Familie und ihre Freunde hat - und wie schwer es Betroffenen nach wie vor gemacht wird. 


"Wie fühlen sich Depressionen an? Menschen, die ich nicht erschrecken will (meine Kinder zum Beispiel), würde ich so etwas sagen wie: Ich bin dann sehr traurig und kann nicht aufstehen. Das trifft es aber nicht ganz. Wer traurig ist, weil die Oma oder das geliebte Meerschweinchen gestorben ist, der fühlt etwas, einen ganz, ganz starken Schmerz in der Brust. Wenn ich depressiv bin, fühle ich mich zwar so ähnlich. Ich bin mir aber gleichzeitig sicher, dass dieser Schmerz nie mehr weggehen wird und dass ich dieses Gefühl verdient habe. Das ist kaum auszuhalten, weswegen meine Seele zwischendurch immer wieder ganz zumacht. Dann fühle ich diesen Schmerz nicht mehr. Aber auch sonst nichts mehr. Als wäre ich inne drin schon tot, so tot wie ich es, wenn ich mir erlaube, etwas zu fühlen, wirklich sein will."
pos. 262


Der Schreibstil der Autorin ist angenehm zu lesen, man hat eher das Gefühl, mit ihr zu plaudern. Man merkt auch sofort, dass die Autorin hier nicht einfach nur irgendetwas abschreibt, was sie in Fachbüchern gelesen hat, sondern Wissen aus eigener Erfahrung mitbringt - und dieses auch schonungslos an uns weitergibt. Das Buch ist stellenweise harter Tobak und - zumindest als selbst Betroffene - nicht einfach zu lesen, gleichzeitig habe ich mich selten so verstanden gefühlt. 


"Wer Gefühle loswerden will, muss sie fühlen."
pos. 386


Vieles, was die Autorin schreibt kommt mir selbst sehr bekannt vor und habe ich selbst erlebt. Manches wiederum wurde mir zum Glück erspart, wieder anderes war bei mir dafür schwerer oder einfach "anders". 
So oder so gibt das Buch Einblicke in die schmerzhafte Welt der Depression und den mühsamen Kampf, den man nicht nur mit der Krankheit, sondern auch mit dem Umfeld und der Gesellschaft führen muss. 
Ob man nun selbst Erfahrungen mit psychischen Krankheiten hat oder das Buch lesen möchte, weil man jemanden kennt, dem man gerne helfen möchte: "Mein schmerzhaft schönes Trotzdem" ist ein unglaublich ehrliches, wichtiges, schmerzhaftes aber auch fantastisches Buch, das mich zum Lachen, Weinen, zum Verzweifeln und zum Hoffen gebracht hat. Es zeigt, wie wichtig es ist, Menschen um sich zu haben, die verständnisvoll und geduldig sind und einem helfen - einen aber auch einfach mal in Ruhe lassen, wenn nötig. Und es zeigt auch, dass das Leben wertvoll und wunderschön ist, auch wenn es oft schmerzhaft und gemein und nicht gewollt ist. 

Für mich ist "Mein schmerzhaft schönes Trotzdem" eines der besten Bücher über Depressionen - sowohl für Betroffene als auch Angehörige. 


"Das Gegenteil einer Depression ist nicht Freude. Das Gegenteil einer Depression ist Lebendigkeit."
pos. 1197


Sehr schön - und sehr wichtig - ist die Triggerwarnung am Anfang des Buches. Es wäre wirklich toll, wenn so etwas endlich zur Normalität werden würde. 


Fazit

Authentisch, informativ, schmerzhaft, hoffnungsvoll - und einfach großartig - das ist "Mein schmerzhaft schönes Trotzdem". Selten habe ich mich so verstanden gefühlt und selten habe ich mir so viele Stellen im Buch markiert. 
Wenn ich mich für ein Buch über Depressionen entscheiden müsste, dann wäre es dieses hier. 



[Books] Larysa Denysenko & Masha Foya - Alle meine Freunde

 



*Werbung / Rezensionsexemplar: Das Buch wurde mir kosten- und bedingungslos von NetGalley und Rowohlt zur Verfügung gestellt. Vielen Dank! 


Über das Buch


Titel: Alle meine Freunde Originaltitel: Майя та її мами Autor: Larysa Denysenko Übersetzerin: Mila Piredda Illustratorin: Masha Foya Verlag: Rowohlt Rotfuchs 
Preis: 15,00€ Genre: Bilderbuch Format: eBook Seitenanzahl: 72 
ISBN: 978-3-499-01119-1 Original Erscheinungsdatum: 2017 Deutsches Erscheinungsdatum: 2022 |

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Ein wunderbar warmherziges Bilderbuch über Diversität, Liebe und Respekt! 

Ich heiße Maya und gehe in die 4. Klasse. Wir sind 17 Kinder, und alle sind richtig nett! Möchtest du sie kennenlernen? Da sind zum Beispiel Sophya und Solomia, zwei ganz besondere Zwillinge. Oder Tymko, der mal bei seiner Mama und mal bei seinem Papa wohnt. Oder Danylko, der seinen Vater gar nicht kennt. Oder Hrystyna, die bei ihrer Oma lebt, weil ihre Eltern im Ausland arbeiten. Oder Petro, der eine ganz riesige Familie hat. 
Ich selbst habe zwei Mamas. 
Und wie sieht deine Familie aus? 

Kindgemäß und einfühlsam erzählt die ukrainische Autorin Larysa Denysenko, wie regenbogenbunt Familien sein können.

Erster Satz

"Ich heiße Maja."

Autorin


"Larysa Denysenko ist Rechtsanwältin und Menschenrechtsaktivistin in Kiew. Sie hat als Radio- und Fernsehmoderatorin gearbeitet und auch selbst Beiträge verfasst. Darüber hinaus schult sie Lehrer:innen und sozial Engagierte zu den Themen Menschenrechte, Toleranz oder Antidiskriminierung. Larysa Denysenko hat über zwanzig Bücher für Erwachsene und Kinder verfasst."


Cover und Titel


Das Cover ist allein durch die gelbe Farbe sehr auffällig. Darauf abgebildet ist Maja, die Protagonistin des Buches. So sieht man auch gleich, welche Art von Illustrationen einen im Inneren erwartet. Auch der Titel springt einen dank der bunten, großen Buchstaben sofort ins Auge. Beides passt sehr gut zum Inhalt.


Meine Meinung


Maja geht in die 4. Klasse und lebt in der Ukraine. In diesem Buch stellt sie all ihre Freunde vor - denn die sind ganz unterschiedlich! Manche haben nur ein Elternteil, manche gar keine, wieder andere gleich ganz viele - denn Familie ist so viel mehr als Vater, Mutter, Kind! 


„Krieg richtet sich immer gegen Kinder. Und mit diesem Text möchte ich ausrufen, dass die Kinder meines Landes internationalen Schutz bedürfen, dass die Kinder meines Landes das Recht auf ihre Gegenwart und Zukunft haben - nicht auf der Straße, nicht unter Besatzung, nicht in einem Luftschutzkeller, nicht in einem Badezimmer, nicht unter Beschuss, sondern in der geschützten, friedlichen Umgebung liebender Familien, in der Ukraine."


Der Schreibstil ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, da man direkt angesprochen wird (z.B. "Und du? Was magst du?", "Manchmal wollen Leute einfach nicht gefunden werden, weißt du?" oder "Hast du auch ein Geheimnis?"). Nach einer Weile gewöhnt man sich jedoch daran. Außerdem werden die meisten Kinder damit kein Problem haben und die Fragen begeistert beantworten. Kindgerecht ist der Schreibstil jedenfalls allemal und auch schwierige oder komplexe Themen wie Krieg, Tod oder Samenspende werden kindgerecht erzählt und ansatzweise erklärt. 


„Frau Yuliya sagt, dass Kinder in Liebe aufwachsen müssen. [...] Das Wichtigste ist, sich zu lieben und sich gegenseitig zu respektieren."


In dem Buch geht es um Maja und ihre Freund*innen, die alle unterschiedlich sind und aufwachsen. So ist z.B. Petro ein Roma und hat eine sehr große Familie, während Sofiika mit ihrer Mutter aus Luhansk geflohen ist und ihren Vater im Krieg verloren hat. Levko wiederum ist adoptiert und Maja selbst hat 2 Mütter. Die Kapitel sind sehr kurz und hin und wieder hätte ich mir etwas mehr gewünscht. Mehr Hintergrund, mehr Ausführungen, einfach irgendwie mehr. Gleichzeitig ist das Buch dadurch aber auch unaufgeregt - und ohne Zweifel ein wichtiges Werk über Toleranz, Diversität, Freundschaft und Familie. 

Fazit


Ein bisschen ausführlicher hätte das Buch für meinen Geschmack hier und da gerne sein dürfen. Als Erwachsener ist der Schreibstil und die direkte Ansprache anfangs etwas ungewohnt. Aber eines ist sicher: "Alle meine Freunde" von Larysa Denysenko ist ein tolles und wichtiges Bilderbuch über Toleranz, Freundschaft, Familie und Diversität, das aktuelle und bedeutende Themen anspricht und in jedem Kinder-Bücherregal stehen sollte!


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