Sonntag, 11. Dezember 2022

[Books] Stephen King - Fairy Tale

 

Stephen King - Fairy Tale


*Werbung / Rezensionsexemplar: Das Buch wurde mir kosten- und bedingungslos von Heyne zur Verfügung gestellt. Vielen Dank! 


Über das Buch


Titel: Fairy Tale Originaltitel: Fairy Tale Autor: Stephen King Übersetzer: Bernhard Kleinschmidt Verlag: Heyne 
Preis: 28,00€ Genre: Fantasy, Märchen Format: Gebunden Seitenanzahl: 880 
ISBN: 978-3-453-27399-3 Original Erscheinungsdatum: 2022 |

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Der siebzehnjährige Charlie Reade hat kein leichtes Leben. Seine Mutter starb, als er sieben war, und sein Vater ist dem Alkohol verfallen. Eines Tages offenbart ihm der von allen gemiedene mysteriöse Nachbar auf dem Sterbebett ein Geheimnis, das Charlie schließlich auf eine abenteuerliche Reise in eine andere, fremde Welt führt. Dort treiben mächtige Kreaturen ihr Unwesen. Die unterdrückten Einwohner sehen in Charlie ihren Retter. Aber dazu muss er erst die Prinzessin, die rechtmäßige Gebieterin des fantastischen Märchenreichs, von ihrem grausamen Leiden befreien.
        

Erster Satz


"Ich bin mir sicher, dass ich diese Geschichte erzählen kann."



Autor


"Stephen King, 1947 in Portland, Maine, geboren, ist einer der erfolgreichsten amerikanischen Schriftsteller. Bislang haben sich seine Bücher weltweit über 400 Millionen Mal in mehr als 50 Sprachen verkauft. Für sein Werk bekam er zahlreiche Preise, darunter 2003 den Sonderpreis der National Book Foundation für sein Lebenswerk. 2015 ehrte Präsident Barack Obama ihn zudem mit der National Medal of Arts. 2018 erhielt er den PEN America Literary Service Award für sein Wirken, gegen jedwede Art von Unterdrückung aufzubegehren und die hohen Werte der Humanität zu verteidigen. Seine Werke erscheinen im Heyne-Verlag, zuletzt der Spiegel-Bestseller Billy Summers (Platz eins auf der Bestsellerliste).


Cover und Titel


Das Cover gefällt mir prinzipiell sehr gut, es ist auf der einen Seite märchenhaft, auf der anderen Seite aber durchaus auch creepy. Man sieht ein Gesicht, die goldene Silhouette eines Schlosses - es sitzt wie eine Krone auf dem Kopf, tiefschwarze Grillen, einen Schmetterling, Wolken, die den Mund verdecken ... Allerdings bin ich auch etwas irritiert, weil es sich um einen Frauenkopf handelt - der Protagonist aber ein Teenager-Junge ist. Alles in allem finde ich es jedoch gut gelungen und es passt gut zum Inhalt, ebenso wie der Titel.


Meine Meinung


Charlie Reade hatte kein einfaches Leben. Seine Mutter starb als er noch klein war, sein Vater verfiel daraufhin dem Alkohol. Er selbst gelangte auf die schiefe Bahn - und schaffte es doch wieder zurück, aus eigener Kraft. Seitdem versucht er, Buße zu tun. Er ist ein aufmerksamer, liebender Sohn, ein aufmerksamer Schüler, ein hilfsbereiter Nachbar. Als er eines Tages dem grimmigen alten Mr. Bowditch das Leben rettet, ändert sich sein Leben für immer: Er passt nicht nur auf die - ebenfalls sehr alte und kranke - Hündin Radar auf, sondern pflegt auch den alten Mann, nachdem er aus dem Krankenhaus entlassen wird. Dieser verrät ihm daraufhin ein großes Geheimnis: es existiert eine andere Welt mit unglaublichen Wesen - und sie ist in Gefahr. Charlie macht sich auf in das Abenteuer seines Lebens! 


„Die Zeit ist wie Wasser, Charlie. Das Leben ist nur eine Brücke, unter der sie hindurchströmt."
S. 193


Der Schreibstil ist gewohnt Stephen-King-like. Sehr schön geschrieben, eine bildhafte Sprache, die die Welt von Charlie Reade vor dem inneren Auge entstehen lässt - und sehr viele Details. Man findet einfach in die Geschichte rein und leidet erst einmal mit dem jungen Charlie mit, der kein einfaches Los gezogen hat. 


„In dunklen Zeiten strahlen die guten Menschen noch heller."
S. 379


Die Charaktere sind vielseitig, wobei mir Charlie manchmal etwas zu "perfekt" erschien. Er ist erst 17 Jahre alt, pflegt aber einen alten, störrischen Mann als hätte er nie etwas anderes getan und kann sich gefühlt quasi alles mit einem kleinen YouTube-Tutorial aneignen. Er ist nicht einfach nur verantwortungsbewusst, er gibt sich seinen Aufgaben vollkommen hin, mehr noch: er gibt sein Leben quasi auf, um einem alten Mann zu helfen, den er gar nicht kennt - und sein Vater lässt es (wenn auch etwas widerwillig) zu. Kein Sport mehr für Charlie - auch wenn er großen Spaß daran hatte -, keine Zeit mehr für seinen Vater, keine Zeit mehr für Freunde oder Hobbies und zur Schule geht er dann irgendwann auch eher widerwillig - weil er jetzt ja Altenpfleger ist. Das ist mir ehrlich gesagt etwas zu weit hergeholt. Ich kenne kein Elternteil (dem am eigenen Kind auch etwas liegt), der das zulassen würde. Helfen wo man kann, andere Hilfe besorgen etc. - ja, auf jeden Fall! Aber in diesem Ausmaß? 

[SPOILER]
Und dann trifft Charlie eine Entscheidung: Er will seinen altersschwachen Hund retten. Nachvollziehbarer Wunsch, keine Frage. Aber er setzt dafür sein Leben aufs Spiel - und auch das seines Vaters. Er weiß nicht, wie lange er weg sein wird - oder ob er er überhaupt zurückkehren wird. Er weiß, was passieren könnte, wenn sein Vater bemerkt, dass sein Sohn spurlos verschwunden ist (und in diesem Fall könnte man ihm ja auch kaum einen Vorwurf machen, wenn er rückfällig werden würde - Frau tot, Sohn verschwunden und womöglich auch tot). Trotzdem nimmt er es billigend in Kauf. Er geht nicht in die Anderwelt, um das Volk dort zu retten. Nein, es geht nur um einen Hund, der ein sehr langes und glückliches Leben hatte und den er erst seit wenigen Monaten kennt. Irgendwie erscheint mir das sehr egoistisch und steht auch in extremem Kontrast zu dem verantwortungsbewussten Teenager, den wir davor kennengelernt haben.
Ein weiterer Punkt, der mich extrem gestört hat, waren die Beschreibungen von einigen Charakteren in der Anderwelt. Ich würde nicht so weit gehen, und Stephen King absichtlichen Ableismus vorzuwerfen, aber ich fühlte mich beim Lesen sehr oft sehr, sehr unwohl. Die Menschen leiden unter einem Fluch, sie werden grau, deformiert und sterben. Diejenigen mit entfernt royalem Blut werden nicht grau, die direkten Mitglieder der Königsfamilie verloren ihre Sinne - jeder einen. Das Volk der Anderwelt ist komplett passiv, sie haben sich ihrem Schicksal ergeben und brauchen einen Retter - der dann dank Charlie auch kommt. Ein großer, weißer, sportlicher Kerl eilt zur Rettung der behinderten Menschen, muss aber erst blond und blauäugig werden, um helfen zu können. Ähm, what? Wieso denn das? Weil er ein Prinz ist? Ernsthaft? Und alle paar Seiten muss betont werden, wie sehr Charlie die armen, behinderten Menschen bemitleidet. Dann ist da noch die Szene, in der Charlie über den kleinwüchsigen Bösewicht redet: er erzählt, dass sein Vater ihm erklärt hätte, dass man diese Menschen nicht Zw*** oder Lil******** nennen soll, weil das diskriminierend sei - ja dann schreib es halt einfach nicht hin! Stattdessen stehen beide Worte ausgeschrieben dort - es hätte nichts gefehlt, wenn man das einfach weggelassen hätte.
[SPOILER ENDE]


„Ich glaube, alle Welten sind magisch. Wir gewöhnen uns einfach nur daran."
S. 739


Nach den ersten paar Kapiteln hatte ich dann so meine Probleme mit dem Buch. Es kam einfach nicht richtig voran. Über 200 Seiten geht es quasi allein darum, wie Charlie Mr. Bowditch pflegt. Dann geht es 100 Seiten darum, wie sehr Radar, die Hündin, leiden muss und wie schwer es Charlie fällt, das mitanzusehen. Erst als Charlie und Radar in die Anderwelt gehen, nimmt die Story etwas mehr an Fahrt auf, auch wenn es dort wieder 200 Seiten nur um Radars Rettung geht. Hier gab es zwischendurch trotzdem tolle Sachen zu entdecken - die Menschen, die Charlie auf seinem Weg kennenlernt, die verschiedenen Tiere, einfach diese märchenhafte und doch so trostlose Welt. Trotzdem hat es sich hier nochmal etwas gezogen. So richtig Spaß gemacht hat mir das Buch erst dann, als die Story eine Wendung nimmt und die bisher nur unterschwellig vorhandene Gefahr immer präsenter wird. Ab da bin ich durch die Seiten geflogen, habe den Atem angehalten, gehofft und gezittert, geweint und gebangt - ab da war ich vollkommen gebannt. 

Alles in allem hatte ich große Schwierigkeiten mit diesem Buch - die Langatmigkeit, der immer wieder aufkeimende Ableismus, manche Charakterzeichnung - gleichzeitig hat mich das letzte Drittel des Buches dann wirklich richtig gefesselt und ich war begeistert von Kings Worldbuilding. 

Fazit


Ich tute mir wirklich schwer damit, dieses Buch zu bewerten. Die ersten beiden Drittel waren mir viel zu langatmig und ich konnte die Handlungen von Charlie oft nicht richtig nachvollziehen. Außerdem kam es mir so vor, als wäre Stephen King hier einigen ableistischen Stereotypen verfallen (wenn auch vermutlich unbewusst), da ich allerdings nicht selbst betroffen bin, kann ich nicht richtig beurteilen, ob es auch wirklich so ist oder es mir nur so vorkam - mir fielen diese Situationen beim Lesen jedenfalls sehr, sehr schwer. Das letzte Drittel hat mir dann aber wieder gezeigt, dass King wirklich schreiben kann, denn er hat eine komplexe und faszinierende Welt erschaffen, die mir (bis auf vorige Anmerkungen) sehr gut gefallen hat. Ich gebe 2,5 Sterne, sehr großzügig aufgerundet auf 3. 



Freitag, 2. Dezember 2022

[Books] Jessica Miller - Die Meisterin der magischen Karten

 

Jessica Miller - Die Meisterin der magischen Karten


*Werbung / Rezensionsexemplar: Das Buch wurde mir kosten- und bedingungslos von NetGalley und Thienemann-Esslinger zur Verfügung gestellt. Vielen Dank! 


Über das Buch


Titel: Die Meisterin der magischen Karten Originaltitel: The Republic of Birds Autorin: Jessica Miller Übersetzerin: Bettina Obrecht Verlag: Thienemann-Esslinger 
Preis: 15,00€ Genre: Fantasy, Kinder,  Format: Gebunden Seitenanzahl: 320 
ISBN: 978-3-522-18581-3 Original Erscheinungsdatum: 2020 Deutsches Erscheinungsdatum: 2022 |

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Ähnliche Bücher: Ophelia Nachtgesang (Gesa Schwartz); Ash und die Welt der Schatten (Gesa Schwartz)

Spannendes Fantasy-Abenteuer mit russischen Folklore-Elementen für Kinder ab 10 Jahren. Olga ist fasziniert von den Abenteuern der Kartografen, sie liebt es, sich in Bücher und Landkarten zu vertiefen. Doch ihre Leidenschaft wird ihr fast zum Verhängnis, als sie merkt, dass sie raue Berge und kalten Schnee fühlen kann, mehr noch, ganze Landschaften erstehen lassen kann. Niemand darf von Olgas magischen Fähigkeiten erfahren! Denn die Hexen des Zarenreichs sind genau wegen dieser Gaben aus Zarezwo verbannt worden. Doch als ihre Schwester von den feindlichen Vögeln entführt wird, ist Olgas Magie vielleicht das Einzige, das Mira retten kann.

Erster Satz


"Vor dem Krieg am Himmel, bevor die Landkarte von Zarezvo in zwei Teile geschnitten und in das menschliche Zarenreich und die Republik der Vögel aufgeteilt wurde, lebten Vögel und Menschen friedlich zusammen."


Autorin


"Jessica Miller ist eine australische Kinderbuchautorin. Sie wurde in London geboren und verbrachte den Großteil ihres Lebens in Brisbane, Australien. Inzwischen lebt sie in Berlin, wo sie Kinderbücher schreibt und an ihrem Doktortitel arbeitet."



Cover und Titel


Das Cover ist der Grund, warum ich überhaupt auf dieses Buch aufmerksam geworden bin. Es ist einfach wunderschön gezeichnet! Es zeigt die rothaarige Olga mit einer Landkarte in der Hand, im Hintergrund sind Bäume und eine Yaga-Hütte zu sehen. Cover und Titel passen hervorragend zum Inhalt der Geschichte.

Meine Meinung


Olga und ihre Familie werden gefühlt ans Ende der Welt verbannt - dort gibt es nur eine Art Altenheim für einige ältere Damen, Pilze zum Essen - und nur Pilze, nichts als Pilze -, Yagas - Hexen, die eigentlich aus dem Zarenreich verbannt wurden -, sowie ein altes Haus auf einer Klippe, das man nur über eine Leiter erreichen kann - ihr neues Zuhause. Olga ist nicht glücklich - aber wenn sie ehrlich zu sich selbst ist, dann war sie das vorher in der Stadt auch nicht. Nie hat sie sich gefühlt als würde sie dazugehören. Sie war immer anders, unbegabt, langweilig und mit einer seltsamen Faszination zu Landkarten und Kartografen. Doch dann entdeckt Olga, dass sie eine ganz besondere Verbindung zu Landkarten hat - sie kann die Landschaften fühlen und sie sogar entstehen lassen - doch das darf niemals jemand erfahren! Denn magische Fähigkeiten sind nicht erwünscht. Yagas werden gejagt und vertrieben, sie werden nicht geduldet. Als jedoch Mira, ihre kleine Schwester, entführt wird, muss sich Olga auf das Abenteuer ihres Lebens einlassen, denn vielleicht ist sie die einzige, die das Mädchen retten kann! 


„Und dass man jemanden beneidet, bedeutet nicht, dass man ihn nicht liebt."
"Du hast vermutlich recht." 
"Natürlich habe ich recht. Ich bin es nicht gewöhnt, unrecht zu haben."
pos. 2601


Der Schreibstil der Autorin ist flüssig, leicht zu lesen und fesselnd. Sie schafft es, die Welt von Olga und ihrer Familie bildhaft zum Leben zu erwecken. Die Geschichte selbst ist aus Olgas Sicht erzählt, wodurch man einen guten Einblick in ihre Gedanken und Gefühle bekommt. Durch ihre Augen erkundet man die Welt - eine Welt ohne Vögel, denn das Zarenreich und die Republik der Vögel sind seit vielen Jahrzehnten zerstritten. Die Atmosphäre des Buches ist recht düster, aber auch unglaublich fantasievoll und magisch. Außerdem gibt es auch einige humorvolle Elemente.  

Olga ist eine sehr nahbare und sympathische Protagonistin, die aufgrund ihres Alters häufig kindlich reagiert und denkt, aber trotzdem eine sehr starke Persönlichkeit hat. Sie ist mutig, oft eifersüchtig, aber doch voller Liebe zu ihrer Schwester. Ich mochte sie sehr gerne und habe mich gefreut, sie auf ihrem Abenteuer begleiten zu dürfen. Besonders toll fand ich auch die russischen Folklore-Elemente, die - zumindest aus westlicher Sicht - mal etwas anderes sind und das gewisse Extra zufügen. 

Hin und wieder hatte ich das Gefühl, dass etwas fehlt. So hätte ich z.B. gerne mehr Zeit in der magischen Schule oder auch der Republik der Vögel verbracht. Ich hätte gerne gewusst, wie dort der Alltag so abläuft - wie lange bleiben junge Yagas dort, bis sie ihre magischen Kräfte beherrschen? Und was machen sie danach, wo sie im eigenen Land ja nicht erwünscht sind? Und wie schaffen es die Yagas überhaupt, die Kinder zu finden, bevor es der Staat tut? Wie kann man sich das Reich der Vögel vorstellen? Wie leben die da? Was machen sie den ganzen Tag? Meiner Meinung nach hätte das Buch also gerne noch ein bisschen länger sein können, um das Setting etwas zu vertiefen - aber wer weiß, das Ende ist recht offen, daher könnte man auch auf einen zweiten Band spekulieren ;) 

Die Meisterin der magischen Karten ist eine tolle Fantasy-Geschichte mit russischem Touch über Familie, Zusammenhalt, Eifersucht, Neid und Selbstvertrauen. 


Fazit


Atmosphärisch, düster, fantasievoll: das sind die Adjektive, die dieses Buch am besten beschreiben. Eine tolle Geschichte voller Magie über Mut, Geschwisterliebe und das Vertrauen in sich selbst. Lesenswert!



[Books] Alice Oseman - Nothing Left for Us

 

[Books] Alice Oseman - Nothing Left for Us


*Werbung / Rezensionsexemplar: Das Buch wurde mir kosten- und bedingungslos von NetGalley und Loewe zur Verfügung gestellt. Vielen Dank! 


Über das Buch


Titel: Nothing Left for Us Originaltitel: Radio Silence Autor: L Übersetzerin: Anne Brauner Verlag: Loewe 
Preis: 13,99€ Genre: Coming of Age, LGBTQIA+ Format: eBook Seitenanzahl: 448 
ISBN: 978-3-7320-1858-1 Original Erscheinungsdatum: 2016 Deutsches Erscheinungsdatum: 2022 |

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Ähnliche Bücher: Loveless (Alice Oseman); Heartstopper (Alice Oseman); Solitaire (Alice Oseman)

Frances hat nur ein Ziel: Cambridge. Um es auf die Eliteuni zu schaffen, lernt sie Tag und Nacht. Nichts soll ihr im Weg stehen – weder Freunde noch ihre Leidenschaft fürs Zeichnen. Da begegnet Frances Aled, dem schüchternen Genie hinter ihrem Lieblingspodcast. Mit ihm kann sie Zeit verbringen, ohne ständig unter Strom zu stehen. Doch als Aleds Podcast viral geht, droht die Freundschaft zu zerbrechen. Plötzlich muss sich Frances fragen: Was ist ihr im Leben wichtig? Wer will sie wirklich sein?

         
Erster Satz


"Hallo. Hoffentlich hört mir jemand zu."



Cover und Titel


Das Cover ist stilistisch wie die anderen Romane von Alice Oseman: Eine Farbe, in diesem Fall ein schönes Türkis, und Zeichnungen in Schwarz und Weiß: Kopfhörer, Notebook und ein fallendes Mädchen. Cover und Titel passen gut zum Inhalt, auch wenn mir der Originaltitel "Radio Silence" noch einen Ticken besser gefällt als "Nothing Left for Us". 


Meine Meinung


Frances weiß, was sie will: Sie will nach Cambridge. Nein, sie MUSS nach Cambridge! Darauf arbeitet sie schon ihr ganzes Leben lang hin - nur hin und wieder lässt sie es zu, sich auch ein bisschen Freizeit zu gönnen indem sie zeichnet oder ihren Lieblingspodcast Universe City hört. Mit ihren Freundinnen verbringt sie kaum Zeit, denn das Lernen hat immer Priorität - infolgedessen kennen diese die wahre Frances eigentlich überhaupt nicht. Doch dann lernt sie den schüchternen Aled Last kennen und entdeckt sein gut gehütetes Geheimnis: Er ist der Creator von Universe City! Und plötzlich steht ihr ganzes Leben Kopf, denn der Podcast geht viral und die Freundschaft mit Aled droht zu zerbrechen...


„Innerlich fluche ich die ganze Zeit."
pos. 1714


Der Schreibstil der Autorin ist angenehm zu lesen, flüssig und leicht. Sie legt außerdem viel Wert auf Diversität, welche ganz wunderbar in die Geschichte mit einfließt, ohne dass es Holzhammermäßig daher kommt. Im Gegensatz: es wirkt völlig natürlich und macht daher einfach Spaß! 

Die Protagonist*innen haben viele Ecken und Kanten - so richtig spannend fand ich aber eigentlich nur zwei Nebenfiguren: die Mum von Frances (ich hoffe, ich werde irgendwann auch mal so eine tolle Mum!) und Raine (darf ich sie bitte als Freundin adoptieren?). Mit Aled und Frances hatte ich irgendwie Probleme, auch wenn ich selbst nicht richtig benennen kann, warum das so war. Frances hat eigentlich viel mit mir selbst gemein - das Streberdasein; den Leistungsdruck, den man sich selbst auferlegt; das Problem mit den Freundinnen, die einen eigentlich gar nicht richtig kennen - und oft konnte ich mich gut in sie hineinversetzen, aber trotzdem war da irgendetwas, das mich störte. Zu Aled hingegen konnte ich überhaupt keine Verbindung aufbauen. Er blieb mir leider die ganze Zeit fremd. Immer wieder kam es zu Situationen, in denen ich die Handlungen von Aled und/oder Frances sehr unlogisch fand, was den Lesefluss leider etwas störte. 

Die Story selbst hat eine sehr wichtige Message, plätschert aber anfangs eher so vor sich hin und konnte mich nicht so richtig fesseln. Erst im letzten Drittel wurde es dann richtig dramatisch (da passiert schon beinahe zu viel - so viele verschiedene Themen in so wenigen Seiten!) und dann wollte ich das Buch auch gar nicht mehr aus der Hand legen - aber bis dahin hat die Sogwirkung komplett gefehlt. Gestört hat mich auch die Menge an Themen und Problemen (die alle für sich gesehen unglaublich wichtig sind), die aber in der Masse überkonstruiert wirkten und oftmals leider recht oberflächlich abgehandelt wurden. Als hätte die Autorin ganz viel in dem Buch unterbringen wollen, um ja nichts zu vergessen, wodurch diese Themen aber schlicht zu kurz kamen und nicht die Tiefe bekommen haben, die sie verdient hätten. 

Was mir hingegen besonders gut gefällt, ist, dass es hier nicht um eine Liebesbeziehung geht, sondern schlicht und ergreifend um Freundschaft. 


Fazit


Eine Geschichte übers Erwachsenwerden, über Leistungsdruck, Selbstfindung, Freundschaft und mental health. Leider konnte ich keine Verbindung zu Aled aufbauen und auch mit Frances hatte ich immer wieder Schwierigkeiten. Außerdem hatte ich ständig das Gefühl, dass das Buch bzw. die Autorin einfach zu viel wollten - wodurch dann viele, wichtige Themen zu kurz kamen. Nichtsdestotrotz hat Nothing Left for Us natürlich eine sehr wichtige Message und ich bin überaus froh, dass es solche Bücher gibt und die Kinder und Jugendlichen von heute damit aufwachsen dürfen. 


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