Samstag, 28. April 2018

[Books] Carol Rifka Brunt - Sag den Wölfen, ich bin zu Hause

[Books] Carol Rifka Brunt - Sag den Wölfen, ich bin zu Hause



*Werbung / Rezensionsexemplar: Das Buch wurde mir kosten- und bedingungslos von NetGalley und dem Eisele-Verlag zur Verfügung gestellt. Vielen Dank! 

Über das Buch


Titel: Sag den Wölfen, ich bin zu Hause Originaltitel: Tell the wolves, I´m home 
Autor: Carol Rifka Brunt Übersetzer: Frauke Brodd |Verlag: Eisele Verlag 
Preis: 18,99€ Genre: Drama Format: eBook Seitenanzahl: 448 
ISBN: 978-3-9616-1505-6 Original Erscheinungsdatum: 2012 Deutsches Erscheinungsdatum: 2018 |

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New York, 1987: Eigentlich gibt es nur einen Menschen, der June Elbus je verstanden hat, und das ist ihr Onkel Finn Weiss, ein berühmter Maler. In der Schule eine Einzelgängerin und von ihrer älteren Schwester konsequent ignoriert, fühlt sich June nur in Finns Gesellschaft wirklich wohl. Als Finn viel zu jung an einer Krankheit stirbt, deren Namen ihre Mutter kaum auszusprechen wagt, steht in Junes Leben kein Stein mehr auf dem anderen. Auf Finns Beerdigung bemerkt June einen scheuen jungen Mann, der sich im Hintergrund des Geschehens hält, und ein paar Tage später bekommt sie ein Päckchen. Darin befindet sich die wunderschöne Teekanne aus Finns Apartment - und eine Nachricht von Toby, dem Fremden. Wie sich herausstellt, ist June nicht die Einzige, die am Verlust Finns zu zerbrechen droht. Zunächst ist sie misstrauisch, doch nach und nach entwickelt sich zwischen Toby und ihr eine zarte Freundschaft...

         

Erster Satz



"Meine Schwester Greta und ich saßen an diesem Nachmittag Modell für ein Gemälde, das mein Onkel Finn von uns anfertigte, weil er wusste, dass er bald sterben würde."



Autor

"Carol Rifka Brunt wurde in New York geboren und lebt heute mit ihrem Mann und den gemeinsamen drei Kindern in England. Sag den Wölfen, ich bin zu Hause ist ihr erster Roman, der vielfach zu einem der "besten Bücher des Jahres" gekürt wurde (u.a. vom Wall Street Journal und dem Oprah Magazine). Das Buch wurde ein New York Times-Bestseller und in zwanzig Sprachen übersetzt. Eine Verfilmung ist in Vorbereitung. Carol Rifka Brunt schreibt derzeit an ihrem zweiten Roman."

Cover und Titel


Das Cover ist schwarz, mit grünen Blättern, einem Schmetterling und einem Mädchen, der Titel ist in großen, weißen Buchstaben quer über das Coverbild geschrieben. Gerade durch den großen, auffallenden Titel springt einem das Buch sofort ins Auge, und auch, wenn die Blätter eher etwas Dschungelhaftiges an sich haben, gefällt es mir gut.



Meine Meinung


Für June ist der wohl wichtigste Mensch in ihrem Leben ihr Patenonkel Finn. Der scheint sie als einziger wirklich zu verstehen. Doch ihre Welt zerbricht, als dieser an seiner Krankheit stirbt, über die jeder zu schweigen scheint. Denn Finn hat Aids - diese tödliche Erkrankung, über die keiner so richtig etwas weiß. Doch June will es wissen, sie will Finn nicht einfach verlieren, und dann nie wieder darüber sprechen. Nach der Beerdigung erhält sie ein Paket von Toby, dem Freund von Finn, dem alle die Schuld in die Schuhe schieben und über den ebenfalls alle schweigen. Und June - anfangs misstrauisch und wütend - erkennt langsam, dass hinter der Wahrheit so viel mehr steckt, als vermutet. Und sie erkennt auch, dass so vieles, was sie mit Finn verbindet, eigentlich von Toby stammt und zwischen den beiden entsteht eine tiefe Freundschaft.



„Allein in den Wald zu gehen ist das beste Mittel, um sich vorzustellen, man lebe in einer anderen Zeit. Es klappt auch nur, wenn man allein unterwegs ist. Ist jemand dabei, erinnert man sich zu schnell daran, wer man wirklich ist."


Der Schreibstil der Autorin ist sehr flüssig und einfach schön zu lesen. Sie schafft es, die Charaktere sehr authentisch wirken zu lassen und gibt ihnen allen genügend Tiefe. Insbesondere June, mit ihrer kindlichen Naivität und ihrem Gefühlschaos wirkt sehr glaubhaft und man begleitet sie gerne auf ihrer Reise vom unwissenden Kind zu einer stärkeren, selbstbewussteren Persönlichkeit. Doch auch Finn wird sehr vielschichtig dargestellt, er ist mehr als nur seine Krankheit, mehr als nur seine Homosexualität - er wird durch seinen Charakter definiert, durch seine Güte, sein Verständnis, seinen Humor - und das fand ich sehr erfrischend und schön, denn genau das sollte einen Menschen auch definieren! Toby ist anfangs sehr mysteriös und geheimnisvoll, doch er wächst einem von Kapitel zu Kapitel und Seite zu Seite immer mehr ans Herz, bis man auch um ihn weint und bangt, mit ihm hofft und ihn am liebsten nur ganz fest drücken würde, um ihm zu sagen, dass alles wieder gut wird. Doch das Buch thematisiert nicht nur die Beziehung zwischen June und Finn, sowie June und Toby, sondern auch die zu ihrer Schwester Greta. Zwei Schwestern, die sich voneinander entfernt haben, die grausame Dinge zueinander sagen und sich scheinbar nicht mehr leiden können. Doch man merkt sehr schnell, wie verletzt die beiden sind - insbesondere auch Greta. Aufgrund ihres Verhaltens hatte ich ja ehrlich gesagt sehr viel schlimmeres erwartet als "nur" das, was es dann letztendlich war, und darüber bin ich auch sehr froh, denn das hätte den Umfang des Buches dann doch gesprengt. Dennoch war der Kampf zwischen den Schwestern authentisch und emotional und sehr passend.


„Weißt du das nicht? Darin liegt das Geheimnis. Wenn man immer dafür sorgt, dass man genau die Person ist, die man zu sein hoffte, wenn man immer darauf achtgibt, dass man nur die besten Menschen kennt, dann ist es einem egal, ob man morgen stirbt."


Das Buch zwingt einen durch unzählige Gefühle - man lacht und weint, hat Hoffnung und ist verzweifelt, ist wütend und traurig und glücklich. Nur wenige Autoren schaffen es, den Leser so gekonnt in dieses Gefühlschaos zu schmeißen - einfach wundervoll! Ein Buch, das einem das Herz bricht - und zwar mehrmals! 




„Ich muss dem Geheimnis auf den Grund gehen. Ich muss herausfinden, wie ich die Dinge dazu bringe, zu mir zurückzufliegen, statt immer nur von mir weg."


Die Story zeigt, wie schwer es Aids-Kranke in den 80er-Jahren (und natürlich auch noch heute!) hatten, mit welcher Stigmatisierung sie zu kämpfen hatten und wie tragisch eben nicht nur die Krankheit selbst war (und ist!), sondern insbesondere auch, wie die Menschen, die man liebt, damit umgehen, wie sie sich abwenden, die Sache totschweigen oder dich ignorieren. Wie sie Angst vor dir und deiner Krankheit haben. Das zu lesen, bricht einem das Herz. Immer und immer wieder. Ebenso wie der unendlich andauernde Streit zwischen Greta und June. Dieses gegenseitige Unverständnis. Insgesamt ein Buch, das von Liebe erzählt, Freundschaft, Schwesterliebe, Familie, Trauer, Verlust und Tod und zeigt, wie wichtig es ist, füreinander da zu sein. 




„Ich fragte mich wirklich, warum Leute immer das taten, worauf sie überhaupt keine Lust hatten. Das Leben schien ein immer enger werdender Tunnel zu sein. Im Augenblick der Geburt war der Tunnel riesengroß und unendlich lang. Alles stand einem noch offen. Dann, in exakt einer Sekunde nach der Geburt verengte sich der Tunnel bereits um die Hälfte. Als Junge stand fest, dass man niemals Mutter werden würde und wahrscheinlich auch kein Nagelpfleger oder Kindergärtner. Dann wurde man älter, und alles, was man tat, verengte den Tunnel nur noch mehr. [...] Ungefähr so ging das jahrelang immer weiter, bis man festsaß."



Fazit


Dieses Buch bricht einem das Herz - mehrmals! Wundervoll geschrieben, emotionale Geschichte, tiefgründige Charaktere und Situationen, die einen zum Lachen und zum Weinen bringen. Absolutes Lesehighlight und mehr als empfehlenswert!



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