*Das Buch wurde mir kosten- und bedingungslos von heyne-fliegt zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!
Über das Buch
Titel: Den Mund voll ungesagter Dinge | Autor: Anne Freytag |
Verlag: Wilhelm Heyne Verlagsgruppe Random House, heyne fliegt |
Verlag: Wilhelm Heyne Verlagsgruppe Random House, heyne fliegt |
Preis: 14,99€ | Genre: Jugend, Liebe | Format: Taschenbuch | Seitenanzahl: 395 |
ISBN: 978-3-453-27103-6 | Original Erscheinungsdatum: 2017 |
Wenn Sophie es sich aussuchen könnte, wäre ihr Leben simpel. Aber das ist es nicht. Und das war es auch nie. Das fängt damit an, dass ihre Mutter sie direkt nach der Geburt im Stich gelassen hat, und endet damit, dass Sophies Vater plötzlich beschließt, mit seiner Tochter zu seiner Freundin nach München zu ziehen. Alle sind glücklich. Bis auf Sophie. Was hat es bloß mit dieser verdammten Liebe auf sich? Sophie selbst war noch nie verliebt. Klar gab es Jungs, einsam ist sie trotzdem. Bis sie in der neuen Stadt auf Alex trifft. Das Nachbarsmädchen mit der kleinen Lücke zwischen den Zähnen, den grünen Augen und dem ansteckenden Lachen. Zum ersten Mal lässt sich Sophie voll und ganz auf einen anderen Menschen ein,. Und plötzlich ist das Leben neu und aufregend. Bis ein Kuss alles verändert...
Erster Satz
"Es schüttet. Wasser fällt in Strömen aus dem Himmel, und die harten Tropfen treffen wie Nadeln auf mein Gesicht."
Autor
"Anne Freytag, geboren 1982, hat International Management studiert und für eine Werbeagentur gearbeitet, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Die Autorin veröffentlichte mehrere Romane für Erwachsene, unter anderem unter ihrem Pseudonym Ally Taylor. Mit ihrem ersten Jugendbuch, Mein bester letzter Sommer, schrieb sie sich direkt in die Herzen ihrer Leser und wurde von der Presse gefeiert. Anne Freytag liebt Musik, Serien sowie die Vorstellung, durch ihre Geschichten tausend und mehr Leben führen zu können. In diesem Leben wohnt und arbeitet sie in München - wenn sie nicht gerade in ferne Länder und Städte reist. Manchmal auch nur in Gedanken."
Cover und Titel
Das Cover zeigt die Zeichnung eines Mädchens und der Titel ist groß und in Regenbogenfarben geschrieben. Mir gefällt sowohl Titel als auch Cover sehr gut, da beides auffällt und etwas Besonderes ist. Eben nichts, was man sonst auf jedem zweiten Buch sieht.
Meine Meinung
„Seit er weg ist, leide ich still und heimlich an den Phantomschmerzen, die an seine Stelle getreten sind. Seit er weg ist, bin ich allein. Davor war ich einfach nur seltsam."
S. 12
S. 12
Die Protagonistin ist sehr eigensinnig, sturköpfig und pubertär. Klar, sie ist ja auch 17. Oftmals ist sie wirklich unausstehlich und geht mit den Menschen in ihrer Umgebung wirklich mies um, vor allem mit Lena, ihrer neuen "Stiefmutter", die sich wirklich Mühe gibt, ihr das Leben einfach zu machen. Sie ist also nicht gerade die klassische Sympathieträgerin, aber sie war gut und vielschichtig dargestellt und beschrieben. Wie alle anderen Charaktere der Autorin hat sie Ecken und Kanten und lässt sich nicht in eine simple Schublade einsortieren. Sie hat Fehler, die man nicht gut heißen muss, die aber nunmal menschlich sind. Besonders in der Pubertät...
„Die meisten Leute in unserem Alter sind launisch, negativ und haben zu viel Sex. Aber ist es nicht genau das, was eine gute Geschichte ausmacht?" - "Was?", frage ich lachend. "Zu viel Sex?" - "Nein, Figuren, die so echt sind, dass sie einem nicht mehr aus dem Kopf gehen. Mit echten Problemen und echten Abgründen."
S. 294
S. 294
Die Denkweise von Teenagern ist meiner Ansicht nach super dargestellt und sehr realistisch. Immerhin heißt es nicht umsonst, dass man während der Pubertät eine "Baustelle im Kopf" hat, man kann einfach nicht immer logisch denken und macht Dummheiten und verhält sich bescheuert. Das haben wir alle. Und zum Glück wächst man irgendwann da raus und wird wieder "normal" ;) Die Versagensängste von Sophie, der Leistungsdruck, ihre Einsamkeit, die Suche nach sich selbst, das Ablösen von den Eltern - und das gleichzeitige Bedürfnis nach Liebe von ihnen - das alles ist realistisch und gut beschrieben und sehr authentisch. Ich hab mit Sophie gelacht und geweint, war wütend und traurig und zickig. Anne Freytag schafft es, den Leser mit den Personen fühlen zu lassen, und das obwohl die Charaktere allesamt keine typischen Sympathieträger und perfekten Protagonisten sind. Im Gegenteil. Aber genau das macht die Sache authentisch.
„Die besten Dinge passieren einfach."
S. 393
S. 393
Sehr schade fand ich die Darstellung von Fremdgehen - das wird einfach als viel zu normal und als in Ordnung dargestellt. Fremdgehen ist schlichtweg niemals in Ordnung. Punkt aus. Für mich gibt es da nichts zu diskutieren und finde es sehr schade, dass in diesem Buch beinahe jeder fremdgeht und es dadurch beinahe alltäglich und eben normal wird.
„Meine Mama holt mir immer dieses Eis, wenn ich Halsweh habe. Das ist so eine Art Tradition. [...] Meine Mutter sagt, wenn man schon krank ist, dann braucht man wenigstens etwas, worauf man sich freut. [..] Es ist mysteriös, wie sehr ich seitdem zu Halsschmerzen neige."
S. 153
Der Schreibstil von Anne Freytag ist wunderschön und einfach zu lesen. Sie erzählt in vielen, wundervollen Metaphern, die das Leseerlebnis sehr steigern und einfach Spaß machen. Anne Freytag kann wirklich wundervoll schreiben! Durch die bildhafte Sprache hat man gleich beim Lesen einen "Film im Kopf" und fühlt mit den Figuren mit. Die Geschichte ist aus der Perspektive von Sophie geschrieben, dadurch bekommt man einen guten Einblick in ihre Gefühls- und Gedankenwelt.
„Mir erschließt sich einfach nicht, wofür ich jemals eine Gedichtanalyse brauchen könnte. Ganz ehrlich, kein Poet würde wollen, dass man seine perfekt gewählten Worte so lange seziert, bis nichts mehr von ihnen übrig ist und ihr Sinn und ihre Schönheit der Wissenschaft erlegen sind.
Es heißt immer, dass man in der Schule fürs Leben lernt, aber solange mir niemand glaubhaft verständlich machen kann, in welcher Lebenssituation mir ein dreihebiger Daktylus mit Auftakt weiterhelfen kann, bleibe ich skeptisch."
S. 212
Es heißt immer, dass man in der Schule fürs Leben lernt, aber solange mir niemand glaubhaft verständlich machen kann, in welcher Lebenssituation mir ein dreihebiger Daktylus mit Auftakt weiterhelfen kann, bleibe ich skeptisch."
S. 212
Die Entstehung der Freundschaft und Beziehung zwischen Sophie und Alex ging mir teilweise zu schnell und zu unreflektiert. Die Erlebnisse der beiden sind toll geschildert und die beiden sind einfach süß zusammen, aber irgendwie hat da trotzdem etwas die Tiefe gefehlt. Ein Großteil meines Freundeskreises ist lesbisch oder schwul und sie alle haben eine lange Odyssee hinter sich, bis sie sich selbst darüber im Klaren wurden und vor allem bis sie es akzeptieren konnten. Und bis sie sich getraut haben, es ihrer Familie oder ihren Freunden zu sagen verging noch viel mehr Zeit.
Insgesamt wurde das Thema Outing hier viel zu wenig angesprochen und zu schnell abgehandelt. So etwas passiert nicht in zwei Zeilen und dann ist alles in Ordnung und jeder akzeptiert es und findet es gut - meistens läuft es leider ganz anders ab. Ich kenne viele, die von ihren Familien regelrecht verstoßen wurden oder die sich nur langsam wieder mit ihren Eltern aussöhnten. Oftmals hat es Jahre gedauert, bis die Eltern es einigermaßen akzeptiert haben.
Hier wurde leider viel Potential verschenkt und eine große Chance vergeben, die Problematik darzustellen, mit der Homosexuelle leider bis heute zu kämpfen haben. Das ist sehr schade, aber vielleicht ist es ein Anfang. Vielleicht ist es einfach das erste Buch seiner Art von einer deutschen Autorin und es werden weitere folgen. Autoren oder Autorinnen, die sich mehr trauen und reflektierter mit dem Thema umgehen. Die tiefer graben und weniger auf Klischees geben. Also vielleicht war dieses Buch einfach nötig, um den ersten Schritt zu tun.
„Ach Motte, manchmal wünschte ich wirklich, du wärst mit einer Gebrauchsanweisung gekommen."
S. 371
S. 371
Fazit
Trotz einiger Schwächen hat mir das Buch gut gefallen. Der Schreibstil ist fantastisch und die Denkweise von Teenagern ist sehr authentisch wiedergegeben. Leider wurde beim Thema Outing viel Potential verschenkt, da es zu schnell abgehandelt wurde. Ein bisschen mehr Problematik beim Erkennen der eigenen Sexualität, der Herausforderung der Akzeptanz, des Outings und der Nicht-Akzeptanz der Gesellschaft hätte hier nicht geschadet und aufgezeigt, wie schwierig es bis heute für die LGBT-Community ist.
*Das Buch wurde mir kosten- und bedingungslos von heyne-fliegt zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!
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