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Über das Buch
Titel: Der Report der Magd | Originaltitel: The Handmaid's Tale | Autor: Margaret Atwood | Übersetzer: Helga Pfetsch | Verlag: Berlin Verlag |
Preis: 25,00€ | Genre: Dystopie | Format: Gebunden | Seitenanzahl: 412 |
ISBN: 978-3-8270-1384-2 | Original Erscheinungsdatum: 1985 | Deutsches Erscheinungsdatum: 1987 |
In der Republik Gilead lässt man Desfred keine Wahl: Sie muss gebären. Sonst wird sie, wie alle Abweichler, entweder an der "Mauer" gehenkt oder in einen langsamen Strahlentod geschickt. Aber kein noch so totalitärer Staat kann das Begehren auslöschen - weder das von Desfred noch das der beiden Männer, die ihre Zukunft in der Hand haben...
Erster Satz
"Wir schliefen in dem Raum, der einst die Turnhalle gewesen war."
Autor
"Margaret Atwood, geboren 1939 in Ottawa, gehört zu den bedeutendsten Erzählerinnen unserer Zeit. Ihr Report der Magd wurde zum Kultbuch einer ganzen Generation. Bis heute stellt sie immer wieder ihr waches politisches Gespür unter Beweis, ihre Hellhörigkeit für gefährliche Entwicklungen und Strömungen. Sie wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem renommierten Man Booker Prize, dem Nelly-Sachs-Preis, dem Pen-Pinter-Preis und zuletzt mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Margaret Atwood lebt in Toronto.
Cover und Titel
Das Cover der Sonderausgabe ist mattschwarz, Titel und Autor sind darauf geprägt. Die Silhouette einer Magd - der rote Umhang und der weiße Flügel-Hut sind ebenfalls zu sehen. Zusammen mit dem roten Buchschnitt wirkt das Cover futuristisch, aber auch sehr elegant und - ebenso wie der Titel - sehr passend zum Inhalt des Buches.
Meine Meinung
Gilead - so heißt die neu gegründete Republik, die die alte Welt ersetzt hat. Die darin lebenden Menschen sind strikt aufgeteilt: Es gibt die Kommandanten, die Ehefrauen, die Wächter, die Tanten, die Marthas - und die Mägde. Alle, die nicht ins System passen oder sich etwas zuschulden kommen lassen, werden gehenkt oder in die Kolonien geschickt, wo sie einen langsamen Strahlentod sterben. Desfred ist eine Magd. Sie muss Kinder gebären für diejenigen, die es nicht mehr können - denn viele sind unfruchtbar geworden. Desfred hat hier kein Mitspracherecht. Sex, Schwangerschaft und Geburt werden zu religiösen Zeremonien, denen sie sich unterwerfen muss. Doch eines kann auch ein totalitärer Staat wie Gilead nicht verbieten: die eigenen Gedanken. Und so schreibt Desfred ihre Geschichte gedanklich auf - denn Lesen und Schreiben ist für Frauen strengstens verboten.
„Vielleicht geht es bei alledem gar nicht um Herrschaft und Macht. Vielleicht geht es gar nicht darum, wer wen besitzen kann, wer wem ungestraft etwas antun kann, bis hin zum Tod. Vielleicht geht es gar nicht darum, wer sitzen darf und wer knien muss oder stehen oder sich hinlegen, mit geöffneten Beinen. Vielleicht geht es darum, wer wem was antun kann und dafür Vergebung erlangt. Sage ja niemand, das liefe auf das Gleiche hinaus."
S. 183
Der Schreibstil der Autorin ist flüssig zu lesen, abwechslungsreich und detailliert. Die ganze Atmosphäre ist düster und bedrückend, was natürlich sehr passend ist. Die Geschichte wird aus der Perspektive von Desfred erzählt, die immer wieder in Erinnerungen schwelgt oder abschweift, daran muss man sich erst gewöhnen, denn anfangs kann es etwas verwirrend sein. Jedoch wirkt es auch sehr authentisch, immerhin schweift jeder Mensch beim Denken immer wieder ab. Und genau das macht Desfred im Buch ja eigentlich: Denken, denn Schreiben ist ihr nicht erlaubt.
„Lebt in der Gegenwart, macht das Beste daraus, es ist alles, was ihr habt."
S. 193
Obwohl das Buch bereits in den 80ern geschrieben wurde, ist es aktueller denn je. Manchmal ist es geradezu beklemmend, wie ähnlich die Vorgänge im Buch, die zu dieser beängstigenden Republik geführt haben, verglichen mit der Realität sind, insbesondere, wenn man sich Trumps Reden so anhört, die Abtreibungsdebatten verfolgt und sich überlegt, welche Folgen der Klimawandel so haben könnte. Gerade dadurch wird die Dystopie noch zugänglicher, noch erschreckender. Und sie zeigt, wie wichtig es ist, gerade am Anfang, wenn die Veränderungen noch schleichend sind, seine Rechte auf Freiheit und seine Werte zu verteidigen - und nicht erst, wenn es bereits zu spät ist. Denn dann ist man gefangen in seiner Angst, wird bereits bedroht und unterdrückt. Wir müssen für unsere Meinungsfreiheit und unsere anderen Grundrechte kämpfen und sie nicht aufgeben mit dem Gedanken: "Das wird schon wieder.".
„Ich wünschte, diese Geschichte verliefe anders. Ich wünschte, sie wäre zivilisierter. Ich wünschte, sie würde mich in einem besseren Licht zeigen, wenn nicht glücklicher, so doch zumindest aktiver, weniger zaudernd, weniger von Banalitäten abgelenkt."
S. 355
Das Buch ist - genauso wie die Serie, die ich euch im Übrigen auch nur wärmstens ans Herz legen kann - so hochaktuell und relevant, dass es manchmal schwer zu ertragen ist. Denn es macht keinen Spaß, zu lesen, was Desfred ertragen muss. Es ist nicht schön, träumerisch nach Gilead zu gelangen, um dort das Leben der Mägde zu verfolgen. Und ganz sicher lässt das Buch einen nicht mit einem zufriedenen Gefühl zurück, sobald man die letzte Seite gelesen hat. Im Gegenteil. Es tut weh, es ist erschütternd, beklemmend und düster - nichts davon ist schön. Und gleichzeitig ist die Welt in Gilead so seltsam real, dass man sich vorstellen kann, dass es wirklich so kommen könnte, wenn wir weiter wegschauen vor all den großen und kleinen Trumps dieser Welt, den religiösen Fanatikern, den Frauenhassern und homophoben Idioten. Sicherlich würde es in der heutigen Zeit etwas anders ablaufen als im Buch, immerhin liegen über 20 Jahre zwischen der Veröffentlichung und heute, und Frauen haben ein gutes Stück mehr Eigenständigkeit, Selbstvertrauen und Emanzipation erreicht, und dennoch kann ich es mir vorstellen, dass die Regierung gestürzt wird und man als Bürger die neuen "Notstandsgesetze" erst einmal akzeptiert, aus Angst vor Terror. Und dass man sich von Gewalt einschüchtern lässt und sich Dinge gefallen lässt, weil man Angst um sein Leben - oder das seiner Liebsten - hat. Das man rebellieren möchte, aber sich nicht traut.
„Jetzt kommen wir zur Vergebung. Halte Dich nicht damit auf, mir jetzt im Augenblick irgendetwas zu vergeben. Es gibt Wichtigeres zu tun. Zum beispiel: Bewahre die anderen vor Gefahr, falls sie in Sicherheit sind. Lass sie nicht zu sehr leiden. Und wenn sie sterben müssen, lass es schnell geschehen. Vielleicht könntest Du ihnen sogar einen Himmel anbieten. Dazu brauchen wir Dich. Die Hölle können wir uns selbst machen. Ich nehme an, ich müsste jetzt sagen, dass ich all denen vergebe, die dies angerichtet haben, und dass ich ihnen alles vergebe, was sie gegenwärtig tun. Ich will mir Mühe geben, aber es ist nicht leicht.."
S. 262
Eine Dystopie, die nicht nur düster und beklemmend ist, sondern vor allem auch zum Nachdenken anregt - und von jeder Frau auf dieser Welt gelesen werden sollte! Und Männer sollten dieses Buch am besten auch in die Hand nehmen!
„Besser bedeutet nie, besser für alle. Es bedeutet immer, schlechter für manche."
S. 284
Ich habe die Serie zuerst gesehen, bevor ich das Buch gelesen habe. Dadurch wusste ich natürlich schon, warum Desfred bei dem Kommandanten ist und was für eine Aufgabe sie hat. Das Buch war dennoch spannend und konnte mich überzeugen, andererseits kann ich mir vorstellen, dass das Buch für manche etwas langatmig sein könnte.
Das Einzige, was ich am Buch etwas schade fand, war das Ende. Es lässt extrem viele Fragen offen und ist daher etwas enttäuschend. Hier bin ich froh, dass es die Serie gibt, die diese Lücken auf hervorragende Art und Weise füllt!
Fazit
Eine beklemmende und düstere Dystopie, die jeder gelesen haben sollte.