Samstag, 25. Juli 2020

[Books] Olle Lindberg - Bork: Der Bäumling




*Werbung / Rezensionsexemplar: Das Buch wurde mir kosten- und bedingungslos vom Baumhaus Verlag zur Verfügung gestellt. Vielen Dank! 

Als ich dieses Buch in der Verlagsvorschau gesehen habe, war ich sofort hin und weg. Und das hatte einen guten Grund: Der Name meines kleinen Bruders ist Birk. Aber als ich ein Kind war, konnte ich das nicht richtig aussprechen und nannte ihn entweder Burg oder Bork. Aber damit nicht genug - nein - denn mein Brüderchen ist auch ein kleiner Bäumling. Nun gut, er schläft zwar nicht im Stehen, während seine Füße in der Erde vergraben sind und seine Nase ist auch nicht so spitz und holzig, aber er war fast genauso flink auf den Bäumen wie der Protagonist dieses Buches (wenn auch nicht kopfüber), weswegen wir ihn immer unseren Affen nannten. Aber Bäumling hätte definitiv auch gepasst! Wenn meine Eltern es meinem Bruder erlaubt hätten, dann hätte er bestimmt in den Bäumen gewohnt... 
Somit war klar, dass ich dieses Buch unbedingt lesen wollte, um es dann meinem Bruder zu schenken - damit der mittlerweile nicht mehr ganz so kleine Lesemuffel endlich auch mal ein Buch zwischen die Finger bekommt. Womit ich allerdings nicht gerechnet habe, war, dass mir die Geschichte rund um den kleinen Bäumling Bork so gut gefällt, dass ich das Buch auf gar keinen Fall hergeben möchte! Und das führt jetzt eben dazu, dass ich das Buch gleich für mein Brüderchen als Geschenk kaufen werde, denn die Geschichte erinnert mich nicht nur an ihn als Kind, sondern ist auch einfach herzallerliebst und lustig noch dazu. Mehr dazu in der ausführlichen Rezension: 

Über das Buch

Titel: Bork - Der Bäumling | Autor: Olle Lindberg  
Illustratorin: Daniela Kunkel Verlag: Baumhaus 
Reihe: Bork, Teil 1/x |
Preis: 12,00€ Genre: Kinder Format: Gebunden Seitenanzahl: 176 
ISBN: 978-3-8339-0616-9 Original Erscheinungsdatum: 2020 

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Ähnliche Bücher: Ein Mädchen namens Willow (Sabine Bohlmann), Ronja Räubertochter (Astrid Lindgren), Hörbe mit dem großen Hut (Otfried Preußler)

Als Maja eines Tages im Wald auf Bork trifft, steht ihr Leben kopf. Denn der Junge hat nicht nur wilde Haare und auffällig große Füße, sondern auch einige magische Tricks auf Lager! Maja ist begeistert und beschließt: Bork soll bei ihr einziehen! Kurzerhand versteckt sie ihn im Baumhaus vor ihren Eltern. Aber lange kann sie ihren neuen Freund nicht geheim halten, denn Bork steckt voller Überraschungen...

Olle Lindberg - Bork Der Bäumling



Erster Satz


"In dem Dörfchen Litenby, das an einer blauen Meeresbucht lag, umgeben von grünem Wald, stand ein rotes Haus."


Autor und Illustratorin


"Olle Lindberg ist wie Maja am Rand eines großen Waldes aufgewachsen, in dem er als Kind oft gespielt und Abenteuer erlebt hat. Einen Freund wie Bork hätte er sich dabei immer gewünscht, und das ist auch der Grund, warum er sich diese Geschichte ausgedacht hat. Wenn Olle Lindberg keine Geschichten schreibt, dann liest er, fährt mit dem Segelboot oder kocht für seine Familie."

"Daniela Kunkel hat im Kindergarten angefangen, Geschichten zu zeichnen, und nicht mehr damit aufgehört. Sie studierte Sozialpädagogik in Köln und Design mit dem Schwerpunkt Illustration an der FH Münster. Seitdem lebt, illustriert und schreibt sie mit viel Freude im Münsterland."

Olle Lindberg - Bork Der Bäumling


Cover und Titel

Das Cover zeigt Bork, der kopfüber von einer Birke hängt, darunter das Mädchen Maya und auf einem Ast das Eichhörnchen, das den Bäumling gerne begleitet. Im Hintergrund sieht man das Haus der Familie Blomberg. Die Farben sind matt, nur vereinzelte Blätter und der Titel sind mit einem Glanzlack überzogen, was sehr schön aussieht. Cover und Titel passen sehr gut zum Inhalt des Buches, außerdem sieht man sofort, was für tolle Illustrationen einen im Inneren des Buches erwarten.

Meine Meinung


Die Sommerferien neigen sich dem Ende zu und Maja genießt jede Minute in ihrem geliebten Wald. Als ein heftiges Gewitter aufzieht, versteckt sie sich in einer Höhle - und stellt schnell fest, dass sie dort nicht alleine ist! Ein seltsamer Junge mit spitzer Nase, rötlichen Haaren, blasser Haut und grün schimmernden Augen ist ebenfalls da und er scheint so dünn und zerbrechlich zu sein wie ein Ast. Außerdem ist das einzige Wort, das er von sich gibt, "Bork". Maja ist fasziniert von dem Jungen und merkt schnell, dass irgendetwas an ihm nicht völlig normal ist - und beschließt, ihn mit nach Hause zu nehmen. Er kann ja nicht einfach so im Wald wohnen! Sie schmuggelt ihn in ihr Baumhaus, wo er aber schnell von ihrem kleinen Bruder Matti entdeckt wird. Verzweifelt versuchen die Geschwister, die sich sonst immer streiten, ihr Geheimnis vor ihren Eltern zu bewahren, denn je mehr Zeit sie mit Bork verbringen, umso wichtiger wird er für sie... 


„Auf einem Bein stand er mitten in der Hecke und hatte die Augen geschlossen, während er langsam und gleichmäßig atmete. Und sich dabei anhörte, wie ein kaputter Rasenmäher."
S. 50


Der Schreibstil des Autors ist flüssig, einfach zu lesen und kindgerecht. Die Schrift ist relativ groß, sodass sie auch für Leseanfänger gut geeignet ist, auch wenn die Textmenge auf einer Seite doch recht viel ist. Die Kapitel sind dafür wiederum relativ kurz. Es sind jedoch auch immer wieder recht komplizierte Worte dabei (z.B. Flora Blombergensis, Riesenärger, Zimtschnecke, Yggdrasil oder Ratatöskr), die für Erstleser sicher für Schwierigkeiten sorgen können oder komplett unaussprechlich sind. Aber da diese nicht Überhand nehmen, stellt das kein allzu großes Problem dar - ich habe meiner Nichte beim Vorlesen dieser Worte geholfen, den Rest hat sie super gut alleine geschafft. 


„Bork ist eben ein Feuerberater und kein Steuerberater."
S. 123
Die Geschichte rund um Bork, Maja und Matti besticht mit ganz viel Humor, Charme und Herz. Denn der Bäumling kennt keine anderen Menschen und weiß daher auch nicht so genau, wie man sich in bestimmten Situationen verhält. So führt Limonade zu ungeahnten körperlichen Reaktionen, ein harmloses Feuer im Kamin zur Rettungs-Lösch-Aktion ("Feuer ist nicht gut. Furchtbar heiß.") und das Steuerberater-Verhalten des Vaters zu regelmäßigen Lachkrämpfen bei den Kindern - und auch den Lesern. Da Bork am Anfang nur ein einziges Wort beherrscht und nach und nach neue dazulernt, sind seine Antworten meistens recht einsilbig und auch nicht immer grammatikalisch oder inhaltlich korrekt ("Bork dort. Nur ein bisschen schöne Blumen duften."), was für zusätzliche Lacher sorgt. Außerdem lässt sich das wunderbar laut vorlesen, sodass man - und vor allem die Kinder - nicht mehr aus dem Lachen rauskommen. Aber das Buch ist nicht nur lustig, sondern zeigt auch, wie wichtig Freundschaft, Familie und Zusammenhalt ist. Maja und Matti kämpfen um Bork, weil er ihnen wichtig geworden ist, er ist ihr Freund und für Freunde steht man ein - und genau das tun die beiden auch, sogar wenn sie dafür ihrem eigenen Vater die Meinung sagen müssen. Insgesamt sprüht die Geschichte nur so vor Charme und die Protagonisten sind allesamt unglaublich sympatisch. Ein herzerwärmendes Buch, auf dessen Fortsetzung ich mich jetzt schon freue! 


„Am Anfang stieß Bork jedes Mal einen Schrei aus, wenn Papa die Gartenschere nahm und - schnipp, schnapp! - wieder einen Zweig abschnitt. Wenn es um Pflanzen ging, war der Junge aus dem Wald wirklich sehr empfindlich."
S. 110


Die Illustrationen sind allesamt grau-grün und unterstreichen den Inhalt der Geschichte hervorragend. Sie sind wunderschön und man würde gerne noch mehr davon sehen - und am liebsten auch noch farbig, wie auf dem Cover. Aber auch so sind sie einfach toll und man freut sich jedesmal, wenn man ein neues Bild entdecken darf. 

Fazit


Ein wundervolles Kinderbuch, nach dessen Lektüre man selbst einen Bäumling und ein zahmes Eichhörnchen (letzteres wollte ich eh schon immer) haben will. Die Story ist charmant, witzig, liebevoll und herzerwärmend, meine Nichte (8 Jahre) war mehr als begeistert! Auch die Illustrationen sind toll und runden die Geschichte perfekt ab. Ein rundum gelungenes Buch, auf dessen Fortsetzung ich mich freue!




Sonntag, 19. Juli 2020

[DIY] Lass dich Feiern! | Grußkarte für Katzenliebhaber*innen


[DIY] Lass dich Feiern!  Grußkarte für Katzenliebhaberinnen


[Unbezahlte Werbung durch Markennennung]

Was ihr benötigt:

  • Gelbe Grundkarte
  • Motivpapier Holzoptik
  • Weißer Tonkarton
  • Stempel My Favorite Things Cat-itude
  • Stempel Spruch (hier: einzelne Buchstaben zusammengesetzt)
  • Stanze Etikett
  • Stanze Fahne
  • Stempelfarbe Schwarz
  • Brush-Marker Winsor and Newton
  • Pro-Marker Winsor and Newton
  • Pailletten
  • 3D-Foam-Pads
  • Doppelseitiges Klebeband
  • Stick It! Glue Pen
[DIY] Lass dich Feiern!  Grußkarte für Katzenliebhaberinnen

[DIY] Lass dich Feiern!  Grußkarte für Katzenliebhaberinnen

So gehts:

  • Schneidet das Motivpapier so zurecht, dass es etwas kleiner als die Grundkarte ist. Mit doppelseitigem Klebeband befestigen. 
  • Aus dem weißen Tonkarton ein Etikett und eine Fahne ausstanzen. Auf die Fahne den Spruch stempeln und auf das Etikett das Motiv. Letzteres mit den Markern colorieren.
  • Das Etikett mit dem Motiv auf die Karte kleben, die Fahne mit 3D-Foam-Pads ebenfalls befestigen.
  • Mit bunten Pailletten verzieren, diese mit dem Glue Pen festkleben.

Viel Spaß beim Nachbasteln!

Samstag, 18. Juli 2020

[Books] Arabelle Sicardi & Sarah Tanat-Jones - Queer Heroes: 53 LGBTQ Held*innen von Sappho bis Freddie Mercury und Ellen DeGeneres

Arabelle Sicardi & Sarah Tanat-Jones - Queer Heroes 53 LGBTQ Heldinnen von Sappho bis Freddie Mercury und Ellen DeGeneres


*Werbung / Rezensionsexemplar: Das Buch wurde mir kosten- und bedingungslos von RandomHouse und Prestel zur Verfügung gestellt. Vielen Dank! 


Über das Buch


Titel: Queer Heroes: 53 LGBTQ Held*innen von Sappho bis Freddie Mercury und Ellen DeGeneres Originaltitel: Queer Heroes - Meet 53 LGBTQ Heroes From Past & Present Autor: Arabelle Sicardi Übersetzer: Petra Koob-Pawis 
Illustratorin: Sarah Tanat-Jones Verlag: Prestel 
Preis: 20,00€ Genre: Kinder, Jugend, Biografie, LGBTQ Format: Gebunden 
Seitenanzahl: 64 ISBN: 978-3-7913-7437-6 
Original Erscheinungsdatum: 2019 Deutsches Erscheinungsdatum: 2020 |

Hier kaufen als Buch


Die Menschen, von denen dieses Buch erzählt, sind sich selbst treu geblieben. Sie sind für ihr Recht auf sexuelle Selbstbestimmung eingetreten, haben sich mutig gegen Hass und Vorurteile gestellt und sind damit zu Held*innen der Community der Lesben, Schwuen, Bisexuellen, Transgender und Queeren geworden. David Bowie mischte mit seiner Musik und seinen schillernden Outfits die gängigen Genderrollen der 1970er-Jahre auf. Billie Jean King setzte ein klares Zeichen gegen Sexismus auf dem Tennisplatz und Ellen DeGeneres wies mit ihrem Coming.out in ihrer eigenen Fernsehshow 1997 den Weg für viele Menschen, die diesen schwierigen Schritt noch gehen mussten. Seitdem hat sich viel geändert, aber noch heute kämpfen viele gegen Vorurteile, wie die Aktivistin Jazz Jennings, die über ihr Leben als Trans*-Teenager schreibt, oder Subhi Nahas, der aufgrund seiner sexuellen Orientierung sein Heimatland Syrien verlassen musste. 53 bewegende Geschichten, die Mut machen! Sie erzählen von LGBTQ-Held*innen aus allen Zeiten und ihrem Kampf um eine eigene Identität. Nur wer Liebe wagt, kann Liebe gewinnen!
         

Erster Satz


"Der beste Rat, den ich jemals bekommen habe, lautet: sei der Mensch, den du gebraucht hättest, als du jung warst."



Autorin und Illustratorin

"Arabelle Sicardi ist eine amerikanische feministische Mode- und Beauty-Autorin. Als Teenager hat sie einen Blog namens Fasion Pirate ins Leben gerufen, der Tumblr zum Modephilosophen und Schönheitsorakel machte. Sie schreibt über Schönheit, Mode, Feminismus und Identität."

"Sarah Tanat-Jones ist eine britische Illustratorin, die am Edinburgh College of Art studiert hat und heute in London lebt. In ihren Illustrationen kombiniert sie Energie mit Eleganz, indem sie kräftige Farben und eine fließende, von Hand gezeichnete Linie verwendet. Zu ihren Kunden zählen The Washington Post, The Guardian, die Sunday Times und Time Out."

Arabelle Sicardi & Sarah Tanat-Jones - Queer Heroes 53 LGBTQ Heldinnen von Sappho bis Freddie Mercury und Ellen DeGeneres



Cover und Titel

Das Cover wird dominiert vom Titel, der in großen, regenbogenfarbenen Buchstaben auf graugrünem Hintergrund prangt. Dadurch fällt dieser natürlich sofort ins Auge und man weiß auch augenblicklich, worum es geht. 


Meine Meinung


Die LGBTQ-Community taucht immer noch viel zu selten in Geschichtsbüchern und anderen Texten auf und genau das will die Autorin mit diesem Buch ändern. Sie stellt 53 Held*innen vor, die unterschiedlicher kaum sein könnten: mal von vor tausenden von Jahren oder aus der Gegenwart, Männer, Frauen, Trans*, Schwul, Lesbisch, Bisexuell, Transgender, Künstler*innen, Musiker*innen, Sportler*innen, Schauspieler*innen, Politiker*innen, Aktivist*innen, Schriftsteller*innen - sie alle finden in diesem Buch endlich die Anerkennung, die ihnen gebührt. 



„Queer zu sein bedeutete auf eine gefährliche und schlechte Art anders zu sein. Das ist heute nicht mehr so. Ich bin stolz darauf, anders zu sein, und ich möchte genau so bleiben wie ich bin."
S. 2


Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und angenehm zu lesen. Besonders die Einleitung ist sehr ergreifend und hat mich wirklich tief berührt. Die Botschaft "Sei der Mensch, den du gebraucht hättest, als du jung warst" ist wohl eine, die jeder von uns mitnehmen kann, egal ob LGBTQ oder Cis, denn wir alle kennen Unsicherheiten, Orientierungslosigkeit und Verzweiflung. Ganz besonders wichtig ist dies aber für all diejenigen, deren Sexualität und/oder Identität nach wie vor nicht immer anerkannt oder akzeptiert wird. Die Sichtbarkeit und Präsenz von queeren Persönlichkeiten muss besser werden, um zum einen ein Umdenken in der Gesellschaft zu erzielen, sodass LGBTQ (endlich) als normal angesehen wird, und zum anderen, dass sich eben diese akzeptiert und sicher fühlen und nicht mehr das Bedürfnis (oder die Notwendigkeit) spüren, ihre wahren Gefühle zu unterdrücken und zu verleugnen. 
Die hier ausgewählten 53 Persönlichkeiten sind eine bunte Mischung aus Menschen, die ich kannte (z.B. Freddie Mercury, Frida Kahlo, Emma González, James Baldwin, Leonardo Da Vinci, Tove Jansson, Alan Turing, Sia, Virginia Woolf, Lili Elbe, Marlene Dietrich, Kristen Stewart etc.) als auch mir völlig fremde (z.B. Khalid Abdel-Hadi, Elio Di Rupo, Claire Harvey, Willem Arondeus, Kasha Jacqueline Nabagesera, Marsha P. Johnson, Yotam Ottolenghi, Subhi Nahas etc.). Ich fand es unglaublich spannend, umzublättern, und zu sehen, wen ich auf der nächsten Seite entdecken würde und ob ich ihn*sie*them kennen würde. Es war wirklich toll, über so viele neue Personen etwas zu lernen und auch über die mir bekannten war hin und wieder noch etwas spannendes dabei. 
Die einzelnen Persönlichkeiten werden toll beschrieben. Die Autorin hat hier die dritte Erzählperspektive gewählt. Auf jeder Seite wird eine Person vorgestellt mit einem illustrierten Porträt und einem kurzen Text, der die Lebensdaten, die zentralen Motive und manchmal auch Zitate enthält. 
Am Ende gibt es ein Glossar, in dem wichtige Begriffe wie z.B. Gender, Geschlecht, Transgender, Cisgender, Queer, Non-binary, Bisexualität und ähnliches erklärt wird. Das ist sicherlich wahnsinnig hilfreich für alle, die sich mit der Thematik noch nicht so gut auskennen.



„Schwarz, Lesbe, Mutter, Kriegerin, Lyrikerin. Mit diesen Worten beschrieb Audre Lorde sich selbst, denn sie war überzeugt, dass jeder Mensch mehr als nur eine Identität hat und daher nicht in eine bestimmte Schublade gesteckt oder mit einem Label versehen werden darf."
S. 6


Die farbenfrohen Illustrationen machen das Buch zu einem wahren Schmuckstück und einem echten Hingucker. Jedes Bild hat etwas einzigartiges und keines gleicht dem anderen. Irgendwie ändert sich der Stil der Illustrationen bei jeder Persönlichkeit - unglaublich originell! Die Porträts gefallen mir ausgesprochen gut, besonders, da jedes seinen ganz eigenen Charakter hat. 




„In ihrem ideenreichen Werk behandelte sie verschiedenste Themen wie psychische Erkrankungen, Homosexualität, Feminismus und das Spiel mit gängigen Geschlechterrollen; ein Zeugnis dafür, dass sie in ihrem Schreiben und Denken ihrer Zeit weit voraus war. Nicht zuletzt deswegen wird ihre Arbeit heute von vielen als wichtiger Beitrag zur feministischen Debatte gelobt."
S. 23

So wundervoll das Buch an sich auch ist, ganz ohne Kritik komme ich leider nicht aus. Zum einen gibt es wirklich unglaublich viele Rechtschreib- und Kommafehler, die mich beim Lesen irgendwann wirklich gestört haben. Mal ein, zwei Fehler - okay. Aber in dieser Menge war es wirklich sehr störend! Da hätte man beim Korrektorat etwas besser drauf achten müssen. 
Zum anderen fand ich die Auswahl der Personen manchmal etwas unlogisch. Immer wieder wurden sehr bekannte Charaktere aufgenommen, bei denen dann gesagt wurde, dass ihre Sexualität nicht abschließend geklärt ist. Auch hier finde ich, dass man das durchaus mal machen kann, aber gleichzeitig haben mir dann sehr wichtige Persönlichkeiten gefehlt, die einen wirklich wichtigen Beitrag für die Community geleistet haben. Elton John zum Beispiel, der offen mit seiner Sexualität umgeht, dessen Aktivismus viel bewirkt hat und der auch - aber natürlich nicht nur - Aufmerksamkeit für die Thematik geschaffen hat. Mir würden aus dem Stand heraus dutzende einfallen, die es mehr verdient hätten, hier erwähnt zu werden als z.B. Tschaikowsky (etwa Troye Sivan, Ezra Miller, Kesha, RuPaul, Billy Porter, Jim Parsons, Cara Delevingne, Amandla Stenberg, Neil Patrick Harris, Ellen Page, Sam Smith - und das waren "nur" die Celebrities!). Ich habe nicht ganz verstanden, wieso Elton John & Co. "ignoriert" werden, während andere im Buch gewürdigt werden, über deren Sexualität nur spekuliert wird. 
Des Weiteren bleibt es bei LGBTQ und wird nicht auf LGBTQIAP+ ausgeweitet, Intersexualität, Pansexualität oder Asexualität werden nicht angesprochen. Ich hätte es schön gefunden, wenn dies auch gleich mit aufgenommen worden wäre, immerhin gehört das ebenfalls zur Community. Auffallend war leider auch, dass die Mehrheit der vorgestellten Persönlichkeiten schwul, lesbisch oder bi waren und es insgesamt nur wenig Transgender gab. 

Arabelle Sicardi & Sarah Tanat-Jones - Queer Heroes 53 LGBTQ Heldinnen von Sappho bis Freddie Mercury und Ellen DeGeneres


Auch wenn sich das jetzt nach viel Kritik anhört - das bedeutet auf keinen Fall, dass das Buch schlecht ist, im Gegenteil! Denn nichtsdestotrotz ist Queer Heroes unglaublich wichtig und sollte in keinem Kinderzimmer fehlen - und am besten in überhaupt keiner Wohnung. Ich hoffe, dass dieses Buch nur eines von vielen sein wird, und dass es in Zukunft nur so wimmelt von LGBTQ in allen möglichen Texten - auch ohne dass extra darauf verwiesen werden muss (also ja, bitte auch in Romanen/Thriller/Krimis etc. LGBTQ-Charaktere einbauen, die mehr Tiefgang haben als nur ihre "problematische Sexualität". Lasst LGBTQ endlich zur Normalität in der Literatur werden, so wie es Cisgender schon lange ist! Bitte!). 

Hervorzuheben ist auch, dass die ausgewählten Persönlichkeiten die verschiedensten Nationalitäten und/oder Hautfarben haben, auch hier wurde auf Diversität geachtet, was wirklich toll ist. Trotz einiger Mängel also ein gelungenes Buch, das nicht nur Vorreiterpotential hat, sondern allen Kindern (egal ob LGBTQ oder Cis) mutige und wundervolle Personen vorstellt, die sich toll als Vorbild eignen und gleichzeitig zeigen, dass Queerness überall existiert. Und für alle LGBTQ gibt es hier 53 Held*innen, die zum Leben erweckt werden, an denen man sich orientieren kann und die vielleicht dafür sorgen, dass man sich weniger allein fühlt.  

Fazit


Trotz einiger Kritikpunkte wie zu vielen Rechtschreib- und Zeichenfehlern, sowie einer manchmal etwas unschlüssigen Personenauswahl oder der Tatsache, dass nur wenige Transgender vertreten sind, ist das Buch für mich dennoch sehr empfehlenswert. Die Illustrationen sind wundervoll, die Charaktere unglaublich interessant und vielseitig und die Botschaft ist unmissverständlich: LGBTQ ist nicht falsch, nicht abnormal, nicht verkehrt - findet euch damit ab! Liebe ist Liebe, seht das endlich ein. Hoffentlich gibt es bald noch mehr Bücher, in denen LGBTQ-Charaktere etwas ganz alltägliches sind. 



Sonntag, 12. Juli 2020

[DIY] Träume werden Taten | Grußkarte für alle Tagträumerinnen

[DIY] Träume werden Taten | Grußkarte für alle Tagträumerinnen


[Unbezahlte Werbung durch Markennennung]

Was ihr benötigt:


[DIY] Träume werden Taten | Grußkarte für alle Tagträumerinnen

So gehts:

  • Schneidet den weißen Tonkarton zurecht, dass er etwas kleiner als die Grundkarte ist. Mit Aquarellfarben und Wasser bemalen, bis ihr zufrieden seid, dabei darauf achten, dass sich das Papier nicht wellt, z.B. indem ihr das Papier vor dem Malen an der Unterfläche mit Klebeband befestigt und erst danach auf die richtige Größe zurechtschneidet. Gut trocknen lassen.
  • Das Motiv und den Spruch mit schwarzer Stempelfarbe aufstempeln. Trocknen lassen, dann mit doppelseitigem Klebeband auf die Grundkarte kleben.
  • Die Halbperlen mit dem Glue Pen auf die Karte kleben.
[DIY] Träume werden Taten | Grußkarte für alle Tagträumerinnen


Viel Spaß beim Nachbasteln!

Samstag, 11. Juli 2020

[Books] Mona Kasten - Save Us (Maxton Hall #3)

[Books] Mona Kasten - Save Us (Maxton Hall #3)


[Unbezahlte Werbung durch Markennennung]

Über das Buch


Titel: Save Us Autor: Mona Kasten Verlag: Lyx 
Reihe: Maxton Hall, Teil 3/3 |
Preis: 12,90€ Genre: New Adult Format: Paperback Seitenanzahl: 374 
ISBN: 978-3-7363-0671-4 Original Erscheinungsdatum: 2018 |

Hier kaufen als BuchEBook oder Hörbuch

Die Rezension zu Band 1 und Band 2 gibt es hier.


Ähnliche Bücher: Begin Again (Monika Kasten), Nur noch ein einziges Mal (Colleen Hoover), Berühre mich. Nicht. (Laura Kneidl)

Ruby steht unter Schock: Sie wurde vom Maxton Hall College suspendiert. Und das Schlimmste: Alles deutet darauf hin, dass niemand anders als James dafür verantwortlich ist. Ruby kann es nicht glauben - nach allem, was sie gemeinsam durchgestanden haben. Sie dachte, dass sie den wahren James kennengelernt hat: den, der Träume hat, den, der sie zum Lachen bringt und ihr Herz mit einem einzigen Blick schneller schlagen lässt. Doch während Ruby dafür kämpft, trotz allem ihren Abschluss machen zu können, droht James einmal mehr unter den Verpflichtungen gegenüber seiner Familie zu zerbrechen. Und die beiden müssen sich fragen, ob die Welten, in denen sie leben, nicht vielleicht doch zu verschieden sind...
         

Erster Satz

"Mein Großvater hat mich früher immer gefragt: Wenn der Tag kommt, an dem du alles verlierst - was wirst du tun?"


Autorin

"Mona Kasten wurde 1992 in Hamburg geboren und studierte Bibliotheks- und Informationsmanagement, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Sie lebt gemeinsam mit ihrem Mann und ihren Katzen sowie unendlich vielen Büchern in Niedersachsen, liebt Koffein in jeglicher Form, lange Waldspaziergänge und Tage, an denen sie nur schreiben kann. Weiter Informationen unter: www.monakasten.de"


Cover und Titel


Das Cover passt auch hier wieder hervorragend zu den vorigen Bänden, ist dieses Mal ein bisschen mehr bronzefarben und wirkt nach wie vor edel. Zum ersten Mal finde ich, dass der Titel auch ganz gut zum Inhalt passt, denn in diesem Band müssen die beiden - mal wieder - ganz schön für ihre Beziehung kämpfen. 


Meine Meinung


Rubys größter Traum scheint vor ihren Augen in tausend kleine Scherben zu zerspringen: nachdem sie von der Schule geschmissen wurde, rückt auch ihre Zukunft in Oxford in weite Ferne. Sie kann nicht glauben, dass ausgerechnet James dafür verantwortlich sein soll! Doch nach und nach lichten sich all die Intrigen und Familiengeheimnisse, die das Oberhaupt der Beauforts so vehement zu vertuschen versucht. So sehr James und Ruby auch um ihre Liebe kämpfen - es wird immer offensichtlicher, dass sie aus unterschiedlichen Welten stammen und auch Lydia und Ember haben einige Probleme, mit denen sie fertig werden müssen...


„Ich glaube nur, dass die Liebe nicht geduldig auf einen passenden Zeitpunkt wartet. Sie überfällt dich rücklings, und zwar dann, wenn du am wenigstens damit rechnest.."
S. 203


Die Autorin schreibt gewohnt flüssig und angenehm. Wie immer hat man das Gefühl, dass sie Seiten beim Lesen nur so dahinfliegen. Einfach eine schöne, leichte Lektüre für zwischendurch, die Spaß macht. 


„Ich habe mich nicht jahrelang damit beschäftigt zu lernen, mich selbst zu lieben, um mir von irgendjemandem so ein schlechtes Gefühl vermitteln zu lassen.""
S. 245


Ich hatte beim letzten Band die Befürchtung, dass sich die Geschichte auch hier, ähnlich wie bei Band 2, wiederholt und sich nochmal alles im Kreis dreht. Das ist zum Glück nicht passiert! Ganz am Anfang sah es danach aus, aber Rubys Unmut gegenüber James hat sich dann schnell in Luft aufgelöst, nachdem die Wahrheit herauskam und dann handelte das Buch eben nicht mehr von "Lieben sie sich, finden sie sich oder doch nicht?", sondern von ziemlich heftigen Familienintrigen und Streitereien, tiefgehender Freundschaft, Reichtum vs. Armut, Gewalt in Familien, wahrer Liebe, Homosexualität, Selbstbehauptung und davon, dass man niemals aufgeben sollte, um das zu kämpfen, was einem wichtig ist. Die Story ist dieses Mal aus noch mehr Perspektiven erzählt, es kommen nicht mehr nur Ruby, James, Lydia und Ember zu Wort, sondern auch Graham und Alistair. Auch die anderen Charaktere bekommen sehr viel mehr Aufmerksamkeit und werden dadurch immer facettenreicher. Mir hat das sehr gut gefallen, auch wenn dadurch der Fokus etwas von Ruby und James abrückt - ich fand das ehrlich gesagt sogar ganz gut so, immerhin ging es die letzten beiden Bände quasi nur um die beiden und es wäre schade gewesen, wenn Band 3 nur eine Wiederholung des Ganzen gewesen wäre. Stattdessen wachsen die beiden gemeinsam, lassen aber auch viel Raum für die anderen. 


„Wir haben gekämpft und uns gegenseitig gerettet. Und genau das werden wir auch in Zukunft tun."
S. 374


Während mir das ständige Hin und Her zwischen Ruby und James in den vorigen Bänden oft zu viel war, liegt der Fokus hier bei anderen Themen - und das gefällt mir ausgesprochen gut! Die Freunde rund um James, Ruby, Ember, Lydia, Wren & Co. haben so einige Schwierigkeiten zu bewältigen und es ist schön, sie dabei zu begleiten und zu sehen, wie sie sich aufeinander verlassen können. 



Fazit


Ein gelungener Abschluss der Trilogie, der einen anderen Fokus legt als die vorigen Bände, was mir aber sehr gut gefällt. Die anderen Charaktere bekommen viel mehr Raum und es geht um mehr als nur die Frage: "Finden sie sich oder finden sie sich nicht?" Für mich sogar der beste Teil der Reihe, weil er facettenreicher ist als die Vorgänger! 


Sonntag, 5. Juli 2020

[DIY] Liebste Eulengrüße für alle Eulenliebhaber*innen

[DIY] Liebste Eulengrüße für alle Eulenliebhaberinnen


[Unbezahlte Werbung durch Markennennung]

Was ihr benötigt:

  • Hellbeige Grundkarte
  • Motivpapier Geometrisches Design
  • Weißer Tonkarton
  • Grauer Tonkarton
  • Stempel Gina K. Designs Wise Old Owl
  • Stempel Dani Peuss Immer schön lächeln
  • Stanze Oval 2 Größen
  • Stempelfarbe Schwarz
  • Brush-Marker Winsor and Newton
  • Pro-Marker Winsor and Newton
  • Baum-Streuteile aus Holz
  • Hellgelbe Halbperlen
  • Doppelseitiges Klebeband
  • 3D Foam Pads
  • Stick It! Glue Pen
[DIY] Liebste Eulengrüße für alle Eulenliebhaberinnen

So gehts:

  • Schneidet das Motivpapier so zurecht, dass es etwas größer als die Hälfte der Grundkarte ist und klebt es mit doppelseitigem Klebeband fest.
  • Aus dem grauen und weißen Tonkarton zwei Ovale stanzen und diese ebenfalls mit Klebeband befestigen. Auf das weiße Oval den Spruch stempeln.
  • Die Eule auf weißen Tonkarton stempeln, trocknen lassen und mit Markern colorieren. Dann ausschneiden oder ausstanzen. Mit 3D-Foam Pads auf dem Oval befestigen.
  • Die Holzbäumchen mit dem Glue Pen aufkleben.
  • Zum Schluss die Karte mit drei Halbperlen verzieren.

Viel Spaß beim Nachbasteln!

Samstag, 4. Juli 2020

[Books] Lioba Werrelmann - Erzähl mir was Schönes

[Books] Lioba Werrelmann - Erzähl mir was Schönes


*Werbung / Rezensionsexemplar: Das Buch wurde mir kosten- und bedingungslos von NetGalley und Piper zur Verfügung gestellt. Vielen Dank! 


Über das Buch



Titel: Erzähl mir was Schönes Autor: Lioba Werrelmann Verlag: Piper 
Preis: 6,99€ Genre: Roman, Drama Format: eBook Seitenanzahl: 304 
ISBN: 978-3-492-50303-7 Original Erscheinungsdatum: 2019 |

Hier kaufen als Buch oder EBook 


Julia und Isabelle sind Freundinnen seit Studientagen. Jetzt, mit Mitte 40, haben sie viel von dem erreicht, was sie sich einst erträumt haben. Da erkrankt Isabelle an Brustkrebs und stirbt. Julia, die immer im Schatten ihrer lebenslustigeren Freundin stand, gerät in eine tiefe Lebenskrise. Doch dann erkennt sie: Ihr Glück findet sie nur, wenn sie ausbricht aus ihrem Alltagstrott. Die Erinnerung an den Mut ihrer Freundin weist ihr den Weg...
         

Erster Satz



"Gespenster. So viele Gespenster. Das kleine Mädchen erkennt kein einziges."



Autorin

"Lioba Werrelmann, geboren als mittleres von drei Bäckerskindern in der Nähe von Aachen, düste schon mit 18 für die Lokalzeitung als rasende Reporterin über die Dörfer. Sie studierte Politikwissenschaft, Staatsrecht und Germanistik, machte ein Volontariat beim WDR und arbeite als Radiomoderatorin und Fernsehautorin. Viele Jahre berichtete sie als Hauptstadtkorrepsondentin für den ARD-Hörfunk aus Berlin. Heute lebt und arbeitet sie wieder im Rheinland. Ihr erstes Buch, Stellen Sie sich nicht so an!, ist ihre persönliche Stehaufmännchengeschichte. Ihr zweites Buch, der Kriminalroman Hinterhaus, entstand aus purer Sehnsucht nach Berlin. Und nun legt sie ihr Herzens-Buch vor: Nachdem eine ihrer engsten Freundinnen an Brustkrebs gestorben war, schrieb Lioba Werrelmann, Sachbuch- und Krimiautorin, den Roman Erzähl mir was Schönes. "Sie hat mich mehr über das Leben gelehrt als irgendjemand sonst." Lioba Werrelmann engagiert sich für Kinder und Erwachsene mit angeborenen Herzfehlern."



Cover und Titel

Das Cover zeigte einen Steg am Wasser, an dessen Ende man zwei Frauen sehen kann. Es passt sehr gut zum Inhalt des Buches, ebenso wie der Titel, dessen Bedeutung sich allerdings erst gegen Ende der Geschichte offenbart.


Meine Meinung


Isabelle und Julia kennen sich schon ewig und sind beste Freundinnen. Und doch haben sie beide Geheimnisse voreinander, von denen sie hoffen, dass sie die andere niemals entdecken wird. Als Isabelle an Brustkrebs erkrankt und erfährt, dass sie bald sterben wird, beginnt die Fassade immer mehr zu bröckeln. Und als das Unvermeidbare dann passiert, muss Julia lernen, ohne ihre Freundin im Leben zu bestehen...


„Diese Erwachsenen, solange sie leben, streiten sie sich. Bis dann einer tot ist."
pos. 501


Der Schreibstil der Autorin ist sehr gewöhnungsbedürftig, denn auch, wenn die Sätze gut verständlich und flüssig sind, so sind sie meistens sehr kurz, beinahe abgehackt und teilweise auch etwas emotionslos, was ich aufgrund des Themas doch sehr bedauerlich fand. Zeitweise erschien es mir vom Stil her eher ein Sachbuch denn ein Roman zu sein, was mir den Einstieg in die Geschichte zusätzlich erschwerte. Manches ist unglaublich detailliert und ausführlich beschrieben, zum Beispiel Landschaften, anderes wiederum wurde völlig vernachlässigt, wie eben die emotionale Tiefe, die gerade bei diesem Buch und diesem Thema von besonderer Bedeutung gewesen wäre. Die Handlung wird in zwei Zeitachsen erzählt: Der Gegenwart, in der Isabelle bereits krank ist und ihren letzten Urlaub mit Julia und ihrer Tochter verbringt, und der Vergangenheit, als die beiden Frauen sich kennengelernt haben. So kommt nach und nach raus, wie sich zwei so unterschiedliche Frauen überhaupt näher gekommen sind und warum es dazu kam, dass sie über so lange Zeit Freundinnen geworden sind. Diese Art der Erzählweise finde ich meistens gut gelungen und hat mir auch hier ganz gut gefallen. 


„Der Herbst ist da, endlich. Eine ehrliche Zeit, wie Julia findet. Schmuddelig, hässlich, kalt. So wie das Leben."
pos. 2378


Auch die Story selbst war gerade zu Beginn sehr ausufernd und leider nicht sonderlich fesselnd. Das lag unter anderem aber auch daran, dass ich zu beiden Protagonistinnen keinen Zugang gefunden habe. Julia ist extrem naiv, scheu, irgendwie weltfremd und lässt sich von Isabelle einfach alles gefallen, während diese selbstbewusst, fröhlich und ohne Rücksicht auf Verluste ihr Leben genießt und dabei oft genug auch ihrer besten Freundin schadet - manchmal auch mit voller Absicht. Von Kapitel zu Kapitel wurden mir die Frauen, insbesondere Isabelle, unsympathischer, und ich konnte einfach nicht verstehen, wie man hier von Freundschaft sprechen kann. Diese Beziehung der beiden ist toxisch, Julia scheint geradezu abhängig zu sein von Isabelle und ihre "Freundschaft" ist geprägt von Betrug, Verrat, Verletzungen, Grenzüberschreitungen und Ausnutzen. Das ist per se schon keine Freundschaft und schon gar keine "tolle" und ich persönlich finde es schon beinahe ein bisschen gefährlich, das so darzustellen, als wäre diese toxische Verbindung eine schöne, tolle und absolut normale Freundschaft, denn das ist sie absolut nicht! Und Julia ist sich dessen nicht bewusst - nicht einmal nach Isabelles Tod als sie ein Geheimnis herausfindet, das so viel schlimmer ist als alles bisher passierte, das doch eigentlich dazu hätte führen müssen, dass sie realisiert, dass ihre Freundschaft keine war und dass sie beginnt, Isabelle zu hassen. Aber nein, sie ist kurz wütend, fährt zur Familie von Isabelle, trauert mit ihnen gemeinsam und lässt sich von allen sagen: "So war Isabelle nun mal." Und das akzeptiert sie einfach. Ja, so war sie halt. Aber so verhält sich keine beste Freundin und so sieht keine Freundschaft aus. Niemals. 


„Die Trauer wird sich verwandeln. Sie wird bleiben, und zugleich wird sie dich mehr und mehr freigeben."
pos. 3741


Während ich Julia und Isabelle immer weniger leiden konnte, gab es zwei, die ich wirklich toll fand: Mineke, Isabelles Mutter, und Anne, deren Freundin. Diese beiden fand ich unglaublich sympathisch und ich habe mich immer gefreut, von den beiden zu lesen. Ansonsten blieben die Charaktere allesamt ziemlich blass und man konnte durch die fehlenden Emotionen keine richtige Verbindung zu ihnen aufbauen. 


„Was glaubst du, was bleibt, der Verrat oder die Liebe? Was hat Bestand?"
pos. 3809

Das Buch hätte großartig werden können. Die Story hatte Potenzial, war aber einfach viel zu emotionslos und zu sachbuchartig, als dass sie mich hätte fesseln können. Anstatt traurig oder wütend über Isabelles Tod zu sein, war ich gelangweilt oder sogar gleichgültig. Das einzige Gefühl, das mir das Buch entlocken konnte, war Wut darüber, dass man die toxische Beziehung von Isabelle und Julia als tolle Freundschaft darstellt, was sie absolut nicht ist. Wenn Julia das am Ende realisiert hätte, hätte ich das Buch besser bewerten können, aber so leider nicht...


Fazit


Keinerlei Gefühle, obwohl das Thema doch genau das gebraucht hätte; abgehackte Sätze, die einem beinahe das Gefühl geben, ein Sachbuch zu lesen und eine ausschweifende, langatmige Geschichte über eine Freundschaft, die keine ist, sondern stattdessen eine gefährliche, toxische Verbindung, die auf gar keinen Fall gut tut - vor allem nicht Julia. Schade, dass sie das nicht einmal dann eingesehen hat, als sie ein Geheimnis herausgefunden hat, mit dessen Wissen ich Isabelle gleich nochmal umgebracht hätte. Aber da Isabelle "halt einfach so war" wird auch das geschluckt und so hinterlässt dieses Buch bei mir nicht nur das Gefühl von Langeweile und Gleichgültigkeit, sondern hinsichtlich des Freundschaftsthemas ganz viel Wut im Bauch. 




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