Samstag, 4. Juli 2020

[Books] Lioba Werrelmann - Erzähl mir was Schönes

[Books] Lioba Werrelmann - Erzähl mir was Schönes


*Werbung / Rezensionsexemplar: Das Buch wurde mir kosten- und bedingungslos von NetGalley und Piper zur Verfügung gestellt. Vielen Dank! 


Über das Buch



Titel: Erzähl mir was Schönes Autor: Lioba Werrelmann Verlag: Piper 
Preis: 6,99€ Genre: Roman, Drama Format: eBook Seitenanzahl: 304 
ISBN: 978-3-492-50303-7 Original Erscheinungsdatum: 2019 |

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Julia und Isabelle sind Freundinnen seit Studientagen. Jetzt, mit Mitte 40, haben sie viel von dem erreicht, was sie sich einst erträumt haben. Da erkrankt Isabelle an Brustkrebs und stirbt. Julia, die immer im Schatten ihrer lebenslustigeren Freundin stand, gerät in eine tiefe Lebenskrise. Doch dann erkennt sie: Ihr Glück findet sie nur, wenn sie ausbricht aus ihrem Alltagstrott. Die Erinnerung an den Mut ihrer Freundin weist ihr den Weg...
         

Erster Satz



"Gespenster. So viele Gespenster. Das kleine Mädchen erkennt kein einziges."



Autorin

"Lioba Werrelmann, geboren als mittleres von drei Bäckerskindern in der Nähe von Aachen, düste schon mit 18 für die Lokalzeitung als rasende Reporterin über die Dörfer. Sie studierte Politikwissenschaft, Staatsrecht und Germanistik, machte ein Volontariat beim WDR und arbeite als Radiomoderatorin und Fernsehautorin. Viele Jahre berichtete sie als Hauptstadtkorrepsondentin für den ARD-Hörfunk aus Berlin. Heute lebt und arbeitet sie wieder im Rheinland. Ihr erstes Buch, Stellen Sie sich nicht so an!, ist ihre persönliche Stehaufmännchengeschichte. Ihr zweites Buch, der Kriminalroman Hinterhaus, entstand aus purer Sehnsucht nach Berlin. Und nun legt sie ihr Herzens-Buch vor: Nachdem eine ihrer engsten Freundinnen an Brustkrebs gestorben war, schrieb Lioba Werrelmann, Sachbuch- und Krimiautorin, den Roman Erzähl mir was Schönes. "Sie hat mich mehr über das Leben gelehrt als irgendjemand sonst." Lioba Werrelmann engagiert sich für Kinder und Erwachsene mit angeborenen Herzfehlern."



Cover und Titel

Das Cover zeigte einen Steg am Wasser, an dessen Ende man zwei Frauen sehen kann. Es passt sehr gut zum Inhalt des Buches, ebenso wie der Titel, dessen Bedeutung sich allerdings erst gegen Ende der Geschichte offenbart.


Meine Meinung


Isabelle und Julia kennen sich schon ewig und sind beste Freundinnen. Und doch haben sie beide Geheimnisse voreinander, von denen sie hoffen, dass sie die andere niemals entdecken wird. Als Isabelle an Brustkrebs erkrankt und erfährt, dass sie bald sterben wird, beginnt die Fassade immer mehr zu bröckeln. Und als das Unvermeidbare dann passiert, muss Julia lernen, ohne ihre Freundin im Leben zu bestehen...


„Diese Erwachsenen, solange sie leben, streiten sie sich. Bis dann einer tot ist."
pos. 501


Der Schreibstil der Autorin ist sehr gewöhnungsbedürftig, denn auch, wenn die Sätze gut verständlich und flüssig sind, so sind sie meistens sehr kurz, beinahe abgehackt und teilweise auch etwas emotionslos, was ich aufgrund des Themas doch sehr bedauerlich fand. Zeitweise erschien es mir vom Stil her eher ein Sachbuch denn ein Roman zu sein, was mir den Einstieg in die Geschichte zusätzlich erschwerte. Manches ist unglaublich detailliert und ausführlich beschrieben, zum Beispiel Landschaften, anderes wiederum wurde völlig vernachlässigt, wie eben die emotionale Tiefe, die gerade bei diesem Buch und diesem Thema von besonderer Bedeutung gewesen wäre. Die Handlung wird in zwei Zeitachsen erzählt: Der Gegenwart, in der Isabelle bereits krank ist und ihren letzten Urlaub mit Julia und ihrer Tochter verbringt, und der Vergangenheit, als die beiden Frauen sich kennengelernt haben. So kommt nach und nach raus, wie sich zwei so unterschiedliche Frauen überhaupt näher gekommen sind und warum es dazu kam, dass sie über so lange Zeit Freundinnen geworden sind. Diese Art der Erzählweise finde ich meistens gut gelungen und hat mir auch hier ganz gut gefallen. 


„Der Herbst ist da, endlich. Eine ehrliche Zeit, wie Julia findet. Schmuddelig, hässlich, kalt. So wie das Leben."
pos. 2378


Auch die Story selbst war gerade zu Beginn sehr ausufernd und leider nicht sonderlich fesselnd. Das lag unter anderem aber auch daran, dass ich zu beiden Protagonistinnen keinen Zugang gefunden habe. Julia ist extrem naiv, scheu, irgendwie weltfremd und lässt sich von Isabelle einfach alles gefallen, während diese selbstbewusst, fröhlich und ohne Rücksicht auf Verluste ihr Leben genießt und dabei oft genug auch ihrer besten Freundin schadet - manchmal auch mit voller Absicht. Von Kapitel zu Kapitel wurden mir die Frauen, insbesondere Isabelle, unsympathischer, und ich konnte einfach nicht verstehen, wie man hier von Freundschaft sprechen kann. Diese Beziehung der beiden ist toxisch, Julia scheint geradezu abhängig zu sein von Isabelle und ihre "Freundschaft" ist geprägt von Betrug, Verrat, Verletzungen, Grenzüberschreitungen und Ausnutzen. Das ist per se schon keine Freundschaft und schon gar keine "tolle" und ich persönlich finde es schon beinahe ein bisschen gefährlich, das so darzustellen, als wäre diese toxische Verbindung eine schöne, tolle und absolut normale Freundschaft, denn das ist sie absolut nicht! Und Julia ist sich dessen nicht bewusst - nicht einmal nach Isabelles Tod als sie ein Geheimnis herausfindet, das so viel schlimmer ist als alles bisher passierte, das doch eigentlich dazu hätte führen müssen, dass sie realisiert, dass ihre Freundschaft keine war und dass sie beginnt, Isabelle zu hassen. Aber nein, sie ist kurz wütend, fährt zur Familie von Isabelle, trauert mit ihnen gemeinsam und lässt sich von allen sagen: "So war Isabelle nun mal." Und das akzeptiert sie einfach. Ja, so war sie halt. Aber so verhält sich keine beste Freundin und so sieht keine Freundschaft aus. Niemals. 


„Die Trauer wird sich verwandeln. Sie wird bleiben, und zugleich wird sie dich mehr und mehr freigeben."
pos. 3741


Während ich Julia und Isabelle immer weniger leiden konnte, gab es zwei, die ich wirklich toll fand: Mineke, Isabelles Mutter, und Anne, deren Freundin. Diese beiden fand ich unglaublich sympathisch und ich habe mich immer gefreut, von den beiden zu lesen. Ansonsten blieben die Charaktere allesamt ziemlich blass und man konnte durch die fehlenden Emotionen keine richtige Verbindung zu ihnen aufbauen. 


„Was glaubst du, was bleibt, der Verrat oder die Liebe? Was hat Bestand?"
pos. 3809

Das Buch hätte großartig werden können. Die Story hatte Potenzial, war aber einfach viel zu emotionslos und zu sachbuchartig, als dass sie mich hätte fesseln können. Anstatt traurig oder wütend über Isabelles Tod zu sein, war ich gelangweilt oder sogar gleichgültig. Das einzige Gefühl, das mir das Buch entlocken konnte, war Wut darüber, dass man die toxische Beziehung von Isabelle und Julia als tolle Freundschaft darstellt, was sie absolut nicht ist. Wenn Julia das am Ende realisiert hätte, hätte ich das Buch besser bewerten können, aber so leider nicht...


Fazit


Keinerlei Gefühle, obwohl das Thema doch genau das gebraucht hätte; abgehackte Sätze, die einem beinahe das Gefühl geben, ein Sachbuch zu lesen und eine ausschweifende, langatmige Geschichte über eine Freundschaft, die keine ist, sondern stattdessen eine gefährliche, toxische Verbindung, die auf gar keinen Fall gut tut - vor allem nicht Julia. Schade, dass sie das nicht einmal dann eingesehen hat, als sie ein Geheimnis herausgefunden hat, mit dessen Wissen ich Isabelle gleich nochmal umgebracht hätte. Aber da Isabelle "halt einfach so war" wird auch das geschluckt und so hinterlässt dieses Buch bei mir nicht nur das Gefühl von Langeweile und Gleichgültigkeit, sondern hinsichtlich des Freundschaftsthemas ganz viel Wut im Bauch. 




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