*Werbung / Rezensionsexemplar: Das Buch wurde mir kosten- und bedingungslos von RandomHouse und Prestel zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!
Über das Buch
Titel: Queer Heroes: 53 LGBTQ Held*innen von Sappho bis Freddie Mercury und Ellen DeGeneres | Originaltitel: Queer Heroes - Meet 53 LGBTQ Heroes From Past & Present | Autor: Arabelle Sicardi | Übersetzer: Petra Koob-Pawis |
Illustratorin: Sarah Tanat-Jones | Verlag: Prestel |
Illustratorin: Sarah Tanat-Jones | Verlag: Prestel |
Preis: 20,00€ | Genre: Kinder, Jugend, Biografie, LGBTQ | Format: Gebunden |
Seitenanzahl: 64 | ISBN: 978-3-7913-7437-6 |
Original Erscheinungsdatum: 2019 | Deutsches Erscheinungsdatum: 2020 |
Seitenanzahl: 64 | ISBN: 978-3-7913-7437-6 |
Original Erscheinungsdatum: 2019 | Deutsches Erscheinungsdatum: 2020 |
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Erster Satz
"Der beste Rat, den ich jemals bekommen habe, lautet: sei der Mensch, den du gebraucht hättest, als du jung warst."
Autorin und Illustratorin
"Arabelle Sicardi ist eine amerikanische feministische Mode- und Beauty-Autorin. Als Teenager hat sie einen Blog namens Fasion Pirate ins Leben gerufen, der Tumblr zum Modephilosophen und Schönheitsorakel machte. Sie schreibt über Schönheit, Mode, Feminismus und Identität."
"Sarah Tanat-Jones ist eine britische Illustratorin, die am Edinburgh College of Art studiert hat und heute in London lebt. In ihren Illustrationen kombiniert sie Energie mit Eleganz, indem sie kräftige Farben und eine fließende, von Hand gezeichnete Linie verwendet. Zu ihren Kunden zählen The Washington Post, The Guardian, die Sunday Times und Time Out."
Cover und Titel
Meine Meinung
„Queer zu sein bedeutete auf eine gefährliche und schlechte Art anders zu sein. Das ist heute nicht mehr so. Ich bin stolz darauf, anders zu sein, und ich möchte genau so bleiben wie ich bin."
S. 2
S. 2
Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und angenehm zu lesen. Besonders die Einleitung ist sehr ergreifend und hat mich wirklich tief berührt. Die Botschaft "Sei der Mensch, den du gebraucht hättest, als du jung warst" ist wohl eine, die jeder von uns mitnehmen kann, egal ob LGBTQ oder Cis, denn wir alle kennen Unsicherheiten, Orientierungslosigkeit und Verzweiflung. Ganz besonders wichtig ist dies aber für all diejenigen, deren Sexualität und/oder Identität nach wie vor nicht immer anerkannt oder akzeptiert wird. Die Sichtbarkeit und Präsenz von queeren Persönlichkeiten muss besser werden, um zum einen ein Umdenken in der Gesellschaft zu erzielen, sodass LGBTQ (endlich) als normal angesehen wird, und zum anderen, dass sich eben diese akzeptiert und sicher fühlen und nicht mehr das Bedürfnis (oder die Notwendigkeit) spüren, ihre wahren Gefühle zu unterdrücken und zu verleugnen.
Die hier ausgewählten 53 Persönlichkeiten sind eine bunte Mischung aus Menschen, die ich kannte (z.B. Freddie Mercury, Frida Kahlo, Emma González, James Baldwin, Leonardo Da Vinci, Tove Jansson, Alan Turing, Sia, Virginia Woolf, Lili Elbe, Marlene Dietrich, Kristen Stewart etc.) als auch mir völlig fremde (z.B. Khalid Abdel-Hadi, Elio Di Rupo, Claire Harvey, Willem Arondeus, Kasha Jacqueline Nabagesera, Marsha P. Johnson, Yotam Ottolenghi, Subhi Nahas etc.). Ich fand es unglaublich spannend, umzublättern, und zu sehen, wen ich auf der nächsten Seite entdecken würde und ob ich ihn*sie*them kennen würde. Es war wirklich toll, über so viele neue Personen etwas zu lernen und auch über die mir bekannten war hin und wieder noch etwas spannendes dabei.
Die einzelnen Persönlichkeiten werden toll beschrieben. Die Autorin hat hier die dritte Erzählperspektive gewählt. Auf jeder Seite wird eine Person vorgestellt mit einem illustrierten Porträt und einem kurzen Text, der die Lebensdaten, die zentralen Motive und manchmal auch Zitate enthält.
Am Ende gibt es ein Glossar, in dem wichtige Begriffe wie z.B. Gender, Geschlecht, Transgender, Cisgender, Queer, Non-binary, Bisexualität und ähnliches erklärt wird. Das ist sicherlich wahnsinnig hilfreich für alle, die sich mit der Thematik noch nicht so gut auskennen.
„Schwarz, Lesbe, Mutter, Kriegerin, Lyrikerin. Mit diesen Worten beschrieb Audre Lorde sich selbst, denn sie war überzeugt, dass jeder Mensch mehr als nur eine Identität hat und daher nicht in eine bestimmte Schublade gesteckt oder mit einem Label versehen werden darf."
S. 6
S. 6
Die farbenfrohen Illustrationen machen das Buch zu einem wahren Schmuckstück und einem echten Hingucker. Jedes Bild hat etwas einzigartiges und keines gleicht dem anderen. Irgendwie ändert sich der Stil der Illustrationen bei jeder Persönlichkeit - unglaublich originell! Die Porträts gefallen mir ausgesprochen gut, besonders, da jedes seinen ganz eigenen Charakter hat.
„In ihrem ideenreichen Werk behandelte sie verschiedenste Themen wie psychische Erkrankungen, Homosexualität, Feminismus und das Spiel mit gängigen Geschlechterrollen; ein Zeugnis dafür, dass sie in ihrem Schreiben und Denken ihrer Zeit weit voraus war. Nicht zuletzt deswegen wird ihre Arbeit heute von vielen als wichtiger Beitrag zur feministischen Debatte gelobt."
S. 23
S. 23
So wundervoll das Buch an sich auch ist, ganz ohne Kritik komme ich leider nicht aus. Zum einen gibt es wirklich unglaublich viele Rechtschreib- und Kommafehler, die mich beim Lesen irgendwann wirklich gestört haben. Mal ein, zwei Fehler - okay. Aber in dieser Menge war es wirklich sehr störend! Da hätte man beim Korrektorat etwas besser drauf achten müssen.
Zum anderen fand ich die Auswahl der Personen manchmal etwas unlogisch. Immer wieder wurden sehr bekannte Charaktere aufgenommen, bei denen dann gesagt wurde, dass ihre Sexualität nicht abschließend geklärt ist. Auch hier finde ich, dass man das durchaus mal machen kann, aber gleichzeitig haben mir dann sehr wichtige Persönlichkeiten gefehlt, die einen wirklich wichtigen Beitrag für die Community geleistet haben. Elton John zum Beispiel, der offen mit seiner Sexualität umgeht, dessen Aktivismus viel bewirkt hat und der auch - aber natürlich nicht nur - Aufmerksamkeit für die Thematik geschaffen hat. Mir würden aus dem Stand heraus dutzende einfallen, die es mehr verdient hätten, hier erwähnt zu werden als z.B. Tschaikowsky (etwa Troye Sivan, Ezra Miller, Kesha, RuPaul, Billy Porter, Jim Parsons, Cara Delevingne, Amandla Stenberg, Neil Patrick Harris, Ellen Page, Sam Smith - und das waren "nur" die Celebrities!). Ich habe nicht ganz verstanden, wieso Elton John & Co. "ignoriert" werden, während andere im Buch gewürdigt werden, über deren Sexualität nur spekuliert wird.
Des Weiteren bleibt es bei LGBTQ und wird nicht auf LGBTQIAP+ ausgeweitet, Intersexualität, Pansexualität oder Asexualität werden nicht angesprochen. Ich hätte es schön gefunden, wenn dies auch gleich mit aufgenommen worden wäre, immerhin gehört das ebenfalls zur Community. Auffallend war leider auch, dass die Mehrheit der vorgestellten Persönlichkeiten schwul, lesbisch oder bi waren und es insgesamt nur wenig Transgender gab.
Auch wenn sich das jetzt nach viel Kritik anhört - das bedeutet auf keinen Fall, dass das Buch schlecht ist, im Gegenteil! Denn nichtsdestotrotz ist Queer Heroes unglaublich wichtig und sollte in keinem Kinderzimmer fehlen - und am besten in überhaupt keiner Wohnung. Ich hoffe, dass dieses Buch nur eines von vielen sein wird, und dass es in Zukunft nur so wimmelt von LGBTQ in allen möglichen Texten - auch ohne dass extra darauf verwiesen werden muss (also ja, bitte auch in Romanen/Thriller/Krimis etc. LGBTQ-Charaktere einbauen, die mehr Tiefgang haben als nur ihre "problematische Sexualität". Lasst LGBTQ endlich zur Normalität in der Literatur werden, so wie es Cisgender schon lange ist! Bitte!).
Hervorzuheben ist auch, dass die ausgewählten Persönlichkeiten die verschiedensten Nationalitäten und/oder Hautfarben haben, auch hier wurde auf Diversität geachtet, was wirklich toll ist. Trotz einiger Mängel also ein gelungenes Buch, das nicht nur Vorreiterpotential hat, sondern allen Kindern (egal ob LGBTQ oder Cis) mutige und wundervolle Personen vorstellt, die sich toll als Vorbild eignen und gleichzeitig zeigen, dass Queerness überall existiert. Und für alle LGBTQ gibt es hier 53 Held*innen, die zum Leben erweckt werden, an denen man sich orientieren kann und die vielleicht dafür sorgen, dass man sich weniger allein fühlt.
Fazit
Trotz einiger Kritikpunkte wie zu vielen Rechtschreib- und Zeichenfehlern, sowie einer manchmal etwas unschlüssigen Personenauswahl oder der Tatsache, dass nur wenige Transgender vertreten sind, ist das Buch für mich dennoch sehr empfehlenswert. Die Illustrationen sind wundervoll, die Charaktere unglaublich interessant und vielseitig und die Botschaft ist unmissverständlich: LGBTQ ist nicht falsch, nicht abnormal, nicht verkehrt - findet euch damit ab! Liebe ist Liebe, seht das endlich ein. Hoffentlich gibt es bald noch mehr Bücher, in denen LGBTQ-Charaktere etwas ganz alltägliches sind.
Ich habe dieses Jahr schon "Storytime" von Jolina Mennen über Transidentität gelesen und setze auch Dein vorgestelltes Buch mit auf meine Leseliste. Schade, dass Asexuelle nicht angesprochen werden, dazu muss ich mich auch weiterbilden.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Nancy :)
Hallo Nancy,
Löschenja, das fand ich auch sehr schade! Aber wenigstens gibt es endlich einmal ein Kinderbuch, das zumindest LGBTQ näher erklärt und verschiedene Personen dazu vorstellt, das ist zumindest etwas und war schon längst überfällig :)
"Storytime" kenne ich gar nicht, wie hat es dir gefallen?
Liebe Grüße,
Madita