Von dem man fest überzeugt ist, dass man ihn erfüllen kann.
Für den man alles tut.
Und dann wird er in Stücke zerrissen. In kleine Teilchen zerschlagen. Am Boden liegend wird auf ihn eingetreten, bis er sich vollständig in Luft auflöst.
Ich hatte so einen Traum.
Und obwohl ich wirklich alles in meiner Macht stehende getan habe, habe ich es nicht geschafft, ihn zu erfüllen. Aber es ist nicht einfach nur ein Traum, der zerbricht. Für mich ist es ein Teil meines Lebensziel, das nun einfach so verpufft. Und ja, ich fühle mich, als hätte ich vollständig versagt. Ich bin gescheitert. Ich habe mich selbst enttäuscht. Und vielleicht auch andere. Die, die mit mir geplant haben, die mich unterstützt haben, die mit mir darauf hingearbeitet haben.
Aber wie ist das eigentlich mit diesem Scheitern?
Mit dem Versagen?
Genauer darüber nachgedacht ist das alles eigentlich gar nicht schlimm. Vor vielen Jahren - lange bevor ich die Schule abgeschlossen habe - war mir eines klar: Ich werde Anwältin in Strafsachen. Ich werde Jura studieren, auch wenn es noch so hart wird. Ich bin niemand, dem alles einfach so zufliegt. Ich habe für meine Noten im Abitur hart gearbeitet und ich habe das Ziel eines Einser-schnittes erreicht, vielleicht nicht so gut, wie erhofft, aber ich habe es geschafft. Und dann habe ich es auch noch geschafft, einen Studienplatz an meiner Wunschuni zu bekommen. Und nicht nur dort, überall bekam ich einen Platz mit einer Ausnahme. Und ja, das machte mich stolz! Mein Ziel lag plötzlich so greifbar nahe! Gut, die "paar" Jahre Studium dazwischen fehlten noch, aber hey - der Grundstein war gelegt!
Und ich habe gekämpft. Ich habe gebüffelt bis zum geht-nicht-mehr. Ich habe Klausuren geschrieben, für die ich Wochenlang gelernt habe. Hausarbeiten, für die ich Monatelang recherchiert und geschrieben habe. Und immer und immer wieder das ernüchternde Ergebnis. Wie schon erwähnt, mir ist nie etwas "zugeflogen". Aber ja, ich war es gewohnt, dass ich, wenn ich dafür kämpfe, wenn ich lerne, wenn ich alles gebe, dafür belohnt werde. Aber nicht so hier. Ich habe wirklich alles, alles, alles gegeben. Und bin dennoch gescheitert. Ich war irgendwann so weit, dass ich wegen jeder kleinsten Sache in Tränen ausgebrochen bin! Ich stand kurz vor einem Nervenzusammenbruch und vor lauter Stress und Kummer und Angst - vor dem Versagen, vor der Zukunft, vor allem - habe ich ständig geheult. Und ich heule sonst nie! Irgendwann war einfach genug und ich musste mir selbst sagen: Du musst damit aufhören. Du machst dich selbst damit kaputt. Hör endlich auf!!!
Ich hatte nun lange Zeit, darüber nachzudenken. Über meine Fehler. Über meine Wünsche. Über die Zukunft. Und ich bin an einem Punkt angekommen, an dem ich mir selbst sage: Vielleicht bin ich ja in 10 Jahren froh darüber!? Vielleicht finde ich dadurch meinen richtigen Traum. Den richtigen Weg für mich. Und vielleicht werde ich jetzt erst richtig glücklich! Und es gibt doch so viel schlimmeres!
Aber warum fühle ich mich dann trotzdem wie ein kompletter Versager?
Niemand würde es laut sagen. Aber letztendlich bin ich doch nur "Die Studienabbrecherin". Die, die versagt hat. Die, die aufgegeben hat, die es nicht geschafft hat. Ich sehe es in ihren Augen. Oder an der Art, wie sie etwas sagen. Niemand versteht wirklich, was ich durchgemacht habe und immernoch durchmache. Niemand versteht, was ich fühle und denke. Und natürlich unterstützt mich mein Schatz und meine Familie und meine Freunde. Aber irgendwie reicht mir das nicht! Denn sie alle haben ihren eigenen Weg bereits gefunden. Nur ich hänge in der Luft und weiß nicht wohin. Ich, diejenige, die doch genau das alles immer so genau wusste! Diejenige, die Pläne bis ins kleinste Detail hatte und sich so sicher war, all das auch erfüllen zu können. Und jetzt habe ich gar nichts davon.
Aber warum ist das eigentlich so schlimm?
Es ist doch nur eine Fehlentscheidung. Eine einzige. Die des falschen Studienfaches. Und ja, jetzt habe ich zwei Jahre "verplempert". Aber niemand sieht dabei, dass mir diese Zeit so viel gebracht hat! Ich habe so viel gelernt - über das Fach, über das Leben - über mich selbst! Warum erkennt das niemand? Warum sieht jeder nur die Zeit, die ich vergeudet habe, die Zeit, die ich nie wieder zurückbekomme? Ich denke, dass solche Fehlentscheidungen einen vielleicht kurzzeitig wieder "zurück werfen". Aber letztendlich wird man dadurch stärker. Man erkennt, dass auch Fehler einen weiterbringen, stärker machen, widerstandsfähiger. Und irgendwann werde auch ich das Richtige für mich finden.
Die falsche Entscheidung, die richtige Entscheidung
Irgendwann werde ich über diese Zeit lachen, wenn ich in vielen Jahren - hoffentlich - glücklich und zufrieden mein Leben lebe und dafür dankbar bin.
Nicht dafür dankbar, eine "Fehlentscheidung" getroffen zu haben. Nein, dafür dankbar, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe: Aufzuhören und etwas neues zu wagen. Mich nicht selbst kaputt zu machen, sondern für ein neues Ziel zu kämpfen. Ein Ziel, das mich nicht zum weinen und zum Zusammenbruch bringt. Ein Ziel, von dem ich noch nicht genau weiß, was es sein wird. Aber ich werde es finden - und dieses Mal, werde ich es schaffen!
Hey,
AntwortenLöschenhab dein Blog grade durch Zufall entdeckt, beim Stöbern im Internet..
Wenn etwas einen kaputt macht ist es nie die richtige Entscheidung, aber nichts passiert ohne Grund! Sicher findest du deinen Weg und wie ich vorher gelesen hab, hast du ein Psychologie-Studium angefangen - viel Erfolg dabei! :)
Hallo :)
LöschenVielen Dank für deinen lieben Kommentar! Habe mich wirklich sehr darüber gefreut :)
Ja, ich studiere mittlerweile Psychologie und bin auch wirklich zufrieden damit. Es war sicher die richtige Entscheidung, denn wie du ja schon gesagt hast, ist es nie richtig, wenn einen etwas fertig macht. Ich freue mich jetzt einfach auf die bevorstehende Zeit und hoffe einfach, dass alles klappt :)
Ich wünsche dir eine wunderschöne Weihnachtszeit und erholsame, stressfreie Tage ;)