Samstag, 13. Februar 2021

[Books] Candice Carty-Williams - Queenie

 

[Books] Candice Carty-Williams - Queenie


*Werbung / Rezensionsexemplar: Das Buch wurde mir kosten- und bedingungslos von NetGalley und Blumenbar zur Verfügung gestellt. Vielen Dank! 

TRIGGERWARNUNG: Dieses Buch und die dazugehörige Rezension enthalten die Themen sexuelle Gewalt, Depressionen, Missbrauch, Vergewaltigung und Fehlgeburt


Über das Buch


Titel: Queenie Originaltitel: Queenie Autor: Candice Carty-Williams Übersetzer: Henriette Zeltner-Shane | Verlag: Blumenbar Aufbau Verlag 
Preis: 14,99€ Genre: Drama Format: eBook Seitenanzahl: 544 
ISBN: 978-3-8412-2587-0 Original Erscheinungsdatum: 2019 Deutsches Erscheinungsdatum: 2020 |

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Ähnliche Bücher: Mädchen, Frau etc. (Bernardine Evaristo); Gespenster (Dolly Alderton)

Queenie ist ein Naturtalent. Darin, sich Ärger einzuhandeln. In der Zeitungsredaktion, in der sie arbeitet, mit ihrer jamaikanischen Familie, mit ihrem braven weißen Langzeifreund. Als ihre Beziehung zerbricht ("Wir machen eine Pause"), sucht Queenie Trost in all den düsteren Ecken, die die Datinghölle des dritten Jahrtausend zu bieten hat. Sie trifft eine falsche Entscheidung nach der anderen und die Welt schaut ihr zufrieden dabei zu: ist denn von jungen (schwarzen) Frauen was anderes zu erwarten? Eben. Als man schon kaum mehr hinschauen kann, stellt sich Queenie endlich ihrem Leben und den dazugehörigen Fragen: Wie kann ich die Welt zu einem besseren, gerechteren Ort machen? Und mich in ihr ein bisschen glücklicher? Ein gnadenlos ehrlicher Roman der jede*n begeistern wird, der schon einmal nach der wahren Liebe gesucht und stattdessen etwas viel Aufregenderes gefunden hat.


Erster Satz

"In den Steigbügeln. Wünschte, du wärst hier..."


Autorin


"Candice Carty-Williams, geboren 1989, ist das Resultat einer Affäre zwischen einem jamaikanischen Taxifahrer, der kaum mal was sagt, und einer Jamaikanisch-Indischen Rezeptionistin mit Lese-Rechtschreibschwäche, die jeden Tag mehr sagt als alle anderen Menschen auf der Welt. Sie ist Journalistin und Drehbuchautorin, ihre Texte erschienen u.a. im Guardian, in der Vogue und der Sunday Times. Queenie ist ihr erster Roman, war ein großer Bestseller in England und vielfach für Literaturpreise nominiert. Candice Carty-Williams lebt in South London."


Cover und Titel


Das apricotfarbene Cover zeigt eine Frau mit aufgesteckten Braids und einem großen goldenen Ohrring. Es wirkt schlicht und gleichzeitig ansprechend. Sowohl Cover als auch Titel passen gut zum Inhalt des Buches.


Meine Meinung


Als ihr Freund Tom eine Auszeit von ihr möchte, ist Queenie am Boden zerstört und verliert völlig den Halt. Immer wieder schreibt sie ihm, will sich mit ihm versöhnen, doch er weißt sie immer und immer wieder ab - allen außer ihr selbst ist klar, dass die Beziehung längst endgültig zu Ende ist. Und währenddessen gerät Queenies Leben immer weiter aus den Fugen. Um sich zu trösten, hat sie Sex mit Männern, die ihr eigentlich nur weh tun, ihren Job macht sie mehr schlecht als recht, ihre Freundinnen vernachlässigt sie und insgesamt gerät sie immer weiter in eine Abwärtsspirale. 


„Wenn wir alle gelernt hätten, über unsere Sorgen zu reden, dann würde vielleicht auf dem ganzen Weg bis ins Grab nicht so viel auf unseren Schultern lasten."
pos. 4707


Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und einfach zu lesen. Man merkt bereits auf den ersten Seiten, dass sie versucht, die Themen humorvoll zu verpacken, aber oft genug blieb mir das Lachen wortwörtlich im Halse stecken. Denn ich empfand das meiste, was in diesem Buch erzählt wurde nicht im entferntesten lustig oder amüsant. Denn hauptsächlich geht es um Rassismus (viel), Missbrauch (sehr viel), Demütigung (sehr viel), Vergewaltigung (sehr viel) und Depressionen (sehr viel). Also nicht gerade Themen, über die Lachen kann - oder will. 


„Was stimmte bloß nicht mit mir? Ich wünschte, mir wäre damals genug an mir selbst gelegen, um wenigstens zu versuchen, eine Antwort auf diese Frage zu finden."
pos. 2434


Die Protagonistin Queenie empfand ich als sehr naiv, manchmal beinahe gefühlskalt, dann wieder überzogen sensibel. Sie erfährt zum Beispiel gleich am Anfang dass sie schwanger war und eine Fehlgeburt hatte, was sie aber seltsam kalt lässt - eigentlich verschwendet sie kaum einen Gedanken daran. Gleichzeitig dreht sie aber völlig durch, weil ihr (Ex-) Freund Tom ihr nicht antwortet. Die Hälfte bis etwa 2/3 des Buches konnte ich Queenies Verhalten einfach nicht nachvollziehen. Sie wirkte auf mich zum einen kindisch und naiv gleichzeitig trotzig und etwas überheblich. Sie weiß, dass ihr Verhalten falsch ist - in jeglicher Hinsicht. Dass sie sich von Männern falsch behandeln lässt, obwohl sie das eigentlich nicht möchte. Dass sie wiederum ihre Freundinnen falsch behandelt. Aber sie ändert nichts daran, obwohl ihr von allen Seiten (ihre Freundinnen, die Frauenklinik etc.) Hilfe angeboten wird. Sie reagiert trotzig und beleidigt, als sie von der Krankenschwester gefragt wird, ob sie von ihrem Partner misshandelt wird und ihr später eine Therapie empfiehlt und auch, wenn ihre Freundinnen ihr vorschlagen, doch mal auf Männer zu verzichten. Sie lässt sich weiter von verschiedenen Männern ungeschützt zu Sex drängen, wird dabei immer wieder aufs neue körperlich (psychisch natürlich auch) verletzt und hat dadurch ständig Probleme, weil sie Schmerzen hat. Dennoch scheint sie nichts daraus zu lernen . und zwar so lange nicht, dass ich schon versucht war, das Buch wegzulegen, weil ich dieses selbstzerstörerische Verhalten nicht mehr ertragen konnte. Erst im letzten Drittel sieht Queenie ein, dass sie Hilfe annehmen muss und beginnt eine Therapie. Ihre Depression wird gut beschrieben und auch der Heilungsprozess selbst - der immer wieder Höhen und Tiefen hat. Es wird gut dargestellt, dass es nicht immer vorwärts geht und man plötzlich nach kürzester Zeit auf wundersame Art geheilt ist, sondern dass so etwas Zeit braucht und kurzzeitige Rückschläge mit dazugehören und hilfreich sein können. Diesen Teil des Buches fand ich positiv und lesenswert. 

Die Freundinnen von Queenie - vor allem Darcy und Kyazike - fand ich sehr sympathisch und unglaublich geduldig. Nicht viele hätten so lange zu Queenie gehalten nachdem sie sich ihnen gegenüber so verhalten hat. Solche Freundinnen im Leben zu haben ist unglaublich viel wert! 


„Wisst ihr, was die wollen? Die wollen, dass es zu Ausschreitungen kommt, dass wir Chaos und Verwüstung anrichten, die wollen, dass wir alles niederbrennen. Aber wisst ihr, was ich sage? Das ist kein Aufstand, sondern ein Aufstehen. Und wir werden mit dem Aufstehen weitermachen, bis wir die Gerechtigkeit bekommen, die wir verdienen."
pos.3480


Erwartet hatte ich einen Roman über Rassismus - und sicher, dieser spielt durchaus eine Rolle, aber weitaus weniger als gedacht. Queenie ist immer wieder typischem Alltagsrassismus ausgesetzt, will sich dagegen wehren, weiß aber irgendwie nicht so richtig wie. Ihre Freundin Kyazike geht auf Black-Lives-Matter-Demos und engagiert sich, Queenie traut sich kaum unter Menschen. Sie bekniet ihre Chefin in der Zeitung, dass sie Berichte über BLM oder die Polizeigewalt und erschossenen schwarzen Jugendlichen schreiben darf, was ihr zuerst verwehrt wird - dann darf sie endlich und sie bekommt nicht einmal eine grobe Idee zustande. Nur selten findet sie den Mut, für ihre Überzeugungen einzustehen. Im Vergleich zur sexuellen Gewalt geht das Thema Rassismus aber förmlich unter - und das hatte ich eben nicht erwartet in diesem Buch.  


„Gehört das dazu, wenn man eine erwachsene Frau wird? Dass man sexuelle Belästigung einkalkuliert und entsprechende Vorkehrungen trifft?"
pos. 6037

Fazit


Das letzte Drittel des Buches hat mir sehr gut gefallen, der Rest leider nur mittelmäßig. Es wurde sehr wichtige Themen angesprochen, aber leider hat mir die Umsetzung nicht so zugesagt. Mit Queenie kam ich einfach nicht zurecht, sie war mir zu naiv, zu trotzig und zu gefühlskalt, weswegen es für mich nicht einfach war, mit ihr mitzufiebern. Gleichzeitig war mir der Teil des Buches zu lang, in dem sie sich völlig gehen lässt ohne jegliche Einsicht. So ging es ca. 2/3 um völlige Selbstzerstörung und 1/3 um Therapie und leichte Rassismusbekämpfung. Auch hat mich überrascht, dass es im Buch hauptsächlich um sexuelle Gewalt ging und der Rassismus im Vergleich eine eher untergeordnete Rolle spielte. Und bitte, bitte, bitte, liebe Verlage, schreibt endlich TRIGGERWARNUNGEN in solche Bücher!!!! 



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