*Werbung / Rezensionsexemplar: Das Buch wurde mir kosten- und bedingungslos von Magellan zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!
Über das Buch
Titel: Mit anderen Worten: ich | Originaltitel: Every Last World |
Autor: Tamara Ireland Stone | Übersetzer: Sandra Knuffinke und Jessika Komina |
Verlag: Magellan |
Autor: Tamara Ireland Stone | Übersetzer: Sandra Knuffinke und Jessika Komina |
Verlag: Magellan |
Preis: 9,00€ | Genre: Drama, Psychische Erkrankungen, Jugend |
Format: Taschenbuch | Seitenanzahl: 375 |
Format: Taschenbuch | Seitenanzahl: 375 |
ISBN: 978-3-7348-8209-8 | Original Erscheinungsdatum: 2015 | Deutsches Erscheinungsdatum: 2020 |
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Ähnliche Bücher: Schlaft gut, ihr fiesen Gedanken (John Green), All die verdammt perfekten Tage (Jenniver Niven), Alles. Nichts. Und ganz viel dazwischen. (Ava Reed),
Sie sind die Geister, die Sam nachts wach halten. Die Gedanken, für die sich sich schämt. Die sie an sich zweifeln lassen, jeden Tag. Die ihr ein Leben fast unmöglich machen.
Worte.
Sie sind die neuen Welten, die Sam entdeckt. Die Gedichte, die sie heimlich schreibt. Die Geschichten, die sie wieder Vertrauen fassen lassen. In das bessere Leben, das sie sich aufbaut. Mit anderen Worten.
Erster Satz
"Ich sollte die Kärtchen nicht lesen."
Autorin
"Tamara Ireland Stone wuchs im Norden Kaliforniens auf. Sie hat weite Teile Südostasiens und Teile Europas bereist. Inzwischen hat sie entdeckt, wie schön es ist, beim Schreiben an diese Orte zurückzukehren. Tamara ist Mitbesitzerin einer Marketingagentur im Silicon Valley und lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in der Bucht von San Francisco."
*Quelle: lovelybooks
Cover und Titel
Und es gibt noch etwas, was ich an diesem Buch absolut großartig finde: Das NatürlichMagellan-Logo. Denn das zeigt, dass fair produziert und Bäume gepflanzt wurden, sowie dass das Buch aus FSC-Papier, lösungsmittelfreiem Klebstoff und Drucklack auf Wasserbasis besteht. Das finde ich absolut hervorragend und ich denke, daran sollten sich viele andere Verlage ein Beispiel nehmen!
Meine Meinung
„Ausprobieren ... Fehler machen. Das gehört zusamen. Durch Fehler haben wir alle laufen gelernt und dass wir uns an heißen Sachen die Finger verbrennen. Du machst schon dein ganzes Leben lang Fehler und das wird auch so bleiben. Der Trick besteht darin, deine Fehler als solche zu erkennen, um eine Lehre daraus zu ziehen und nach vorne zu blicken."
S. 108
S. 108
Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und angenehm zu lesen. Der Roman ist in der Ich-Perspektive von Sam geschrieben, wodurch man einen guten Einblick in ihre Gedanken- und Gefühlswelt bekommt, was hier sehr wichtig ist, denn dadurch kann man ihr Verhalten besser nachvollziehen, ebenso wie die Schwierigkeiten, mit denen sie zu kämpfen hat. Sams Zwangsstörung ist ein wichtiger Teil von ihr, den sie aber vor aller Welt versteckt - nur ihre Therapeutin und ihre Familie wissen davon, nicht aber ihre Freunde. Dadurch, dass man weiß, was Sam in bestimmten Situationen fühlt und denkt, weiß man aber auch, warum das so ist und kann sich sehr gut in sie hineinversetzen.
Das Thema psychische Erkrankung ist durchaus nicht einfach und als Betroffene bin ich auch nicht gerade unkritisch, wenn ich Bücher zu diesem Thema lese. Man hat jedoch sehr deutlich gemerkt, dass sich die Autorin mit dem Thema ausführlich beschäftigt hat und dass es ihr sehr am Herzen liegt.
„Ich würde ja gerne aufhören zu denken, glaub mir. Ich wünschte, das wäre so einfach."
S. 196
S. 196
Die Story handelt von Sam und ihrer Zwangsstörung, aber auch davon, wie schwierig es ist, echte Freunde zu finden; wie wichtig es ist, etwas zu haben, was einem dabei hilft, mit seinen Gedanken und Gefühlen klarzukommen; darüber, sich selbst zu finden; wie schön und wie schwierig zugleich Liebe ist und wie schwer man es sich selbst machen kann. All das ist sehr einfühlsam, authentisch und nachvollziehbar geschrieben und ich konnte mich sehr gut in die Protagonistin hineinfühlen, besonders, weil ich mich oft selbst so gefühlt habe, wie sie.
Schön fand ich auch, dass die Liebesgeschichte zwar ihren Raum bekommt, aber nicht überhand nimmt, genauso wenig wie alle anderen Themen, die angesprochen werden. Alles hat seinen Platz, aber nichts davon wird "zu Tode geredet" oder überlagert alles andere. Als sich Sam verliebt, ist das natürlich ein Thema und sie macht sich Gedanken darüber, aber es ist eben nicht so, dass sich plötzlich nur noch alles darum dreht. Nicht einmal die Zwangsstörung selbst wird allzu aufdringlich behandelt, sie ist natürlich immer da und man merkt sie beim Lesen entweder unterschwellig oder mal auch sehr deutlich, aber nie so, dass man sich denken würde "Ja, wir habens kapiert..." Dadurch ist das Buch sehr ausgewogen, hat viele verschiedene Konflikte, mit der die Protagonistin fertig werden muss und wird nie langweilig. Mal ganz abgesehen davon, dass die Wendung gegen Ende des Buches für viele sehr überraschend kommen könnte. Ich habe sie schon eine Weile kommen sehen, zumindest ansatzweise, weil ich weiß, wozu der eigene Geist in der Lage ist, aber für die meisten Leser*innen dürfte das vollkommen überraschend sein - hat mir gut gefallen, auch wenn es herzzerreißend ist!
„Ich will ja damit aufhören, aber es geht einfach nicht, weil, na ja - sagt einem Menschen mit Zwangsstörung mal, er soll aufhören, sich kirre zu machen. Da könnt ihr gleich einem Asthmatiker raten, er soll einfach mal ganz ruhig atmen,"
S. 255
S. 255
Als ich dieses Buch im Newsletter des Verlages gesehen habe, wollte ich es unbedingt lesen. Ich finde es als Betroffene immer wieder spannend, wie Autor*innen psychische Erkrankungen umsetzen und ob sie diese authentisch dargestellt sind.
Besonders wichtig finde ich auch immer die Frage, ob man nach dem Lesen ein positives Gefühl hat oder ob die Lektüre einen eher ratlos, traurig oder leer zurücklässt. Ich selbst leide nicht an einer Zwangsstörung wie Sam, daher dachte ich am Anfang, dass sich die Parallelen zwischen mir und der Protagonistin in Grenzen halten würden - aber falsch gedacht! Ich habe in Sam und ihren Handlungen, Gefühlen und Gedanken sehr oft mich wiedererkannt, ebenso wie meine Depression oder meine Angststörung. Das Gefühl, wie sich eine Panikattacke anbahnt, die man nicht mehr abwehren, sondern nur noch irgendwie überleben kann, das endlose Gedankenkarussell, die Angst, verurteilt zu werden - all das kann ich so gut nachvollziehen, weil ich es selbst erlebe. Aber auch das Positive haben wir gemeinsam: den Trost, den man in Worten finden kann. Worte von anderen und Worte, die man selbst schreibt - egal ob Gedichte, Songs oder Geschichten. Dass man sich vor allem dann echt fühlt, wenn man schreibt und dass man sich schriftlich besser ausdrücken kann als mündlich. So oft habe ich Sätze gelesen und den Kopf geschüttelt, weil ich plötzlich nicht mehr Sam vor Augen hatte, sondern mich selbst. Für mich persönlich machte es das natürlich extrem authentisch - und manchmal auch ein bisschen schwierig, weil es mir wieder einmal vor Augen führte, mit wie viel ich zu kämpfen habe, was für andere Menschen so völlig normal ist. Gleichzeitig war es aber auch beruhigend, weil ich gesehen habe, wie viel ich schon erreicht habe, denn vieles von dem, was Sam noch belastet und noch nicht erreicht hat, habe ich bereits geschafft: Während sie ihre Diagnose schon als Kind bekam, hatte sie dennoch nie das Gefühl, sich ihren Freundinnen öffnen zu können. Sie hat sich selbst und diesen Teil ihrer Persönlichkeit versteckt, bis sie beinahe daran zerbrochen wäre. Bei mir war es quasi umgekehrt: Ich habe die Diagnose erst bekommen, als die Krankheit mich beinahe schon zerstört hatte, war dann aber sehr schnell dazu bereit, absolut offen damit umzugehen. Ich habe es meiner Familie erzählt, meinen Freunden, und irgendwann auch Fremden. Im Internet auf meinem Blog, irgendwann auf meinen Social Media Kanälen und dann auch im echten Leben. Dann erzähle ich eben ganz nebenbei, dass ich zur Therapie gehe oder Tabletten nehmen muss oder ähnliches, was meistens für erstaunte Blicke sorgt und dann oft genug auch zu Nachfragen. Oder zu eigenen Erzählungen und "Geständnissen". Und ich hoffe, dass ich damit einen kleinen Beitrag dazu leisten kann, das Thema "psychische Erkrankungen" zu entstigmatisieren und dafür zu sorgen, dass man sich irgendwann nicht mehr dafür schämt "kaputt" oder "anders" oder "nicht normal" zu sein, sondern dass man sich so akzeptiert wie man eben ist - auch wenn das eigene Gehirn vielleicht manchmal seltsame Dinge macht.
Fazit
Dieses Buch erzählt nicht nur die Geschichte einer Jugendlichen mit psychischer Erkrankung, es macht auch Mut, ist berührend, authentisch, witzig, herzzerreißend, charmant und einfach toll. Ein mehr als lesenswerter Roman, der mitten ins Herz geht, zum Nachdenken anregt und mir als Betroffene sehr gut gefallen hat.
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