*Werbung / Rezensionsexemplar: Das Buch wurde mir kosten- und bedingungslos von NetGalley und Ullstein zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!
Über das Buch
Titel: Daisy Jones & The Six | Originaltitel: Daisy Jones and The Six |
Autor: Taylor Jenkins Reid | Übersetzer: Conny Lösch | Verlag: Ullstein |
Preis: 8,99€ | Genre: Musik, Drama | Format: eBook | Seitenanzahl: 368 |
ISBN: 978-3-8437-2219-3 | Original Erscheinungsdatum: 2019 | Deutsches Erscheinungsdatum: 2020 |
Daisy Jones, jung, schön, von ihren Eltern vernachlässigt, hat eine klare Stimme und einen starken Willen Sie möchte mit ihren eigenen Songs auf der Bühne stehen. Als sie zum ersten Mal mit The Six auftritt, ist das Publikum elektrisiert von ihr und Billy, dem Leadsänger der Band. Die beiden zusammen sind nicht nur auf der Bühne explosiv und führen die Band zu ihrem größten Erfolg, auch Backstage sprühen die Funken...
Erster Satz
"Dieses Buch erzählt die Geschichte der Rockband Daisy Jones & The Six, die in den Siebzigerjahren Berühmtheit erlangten - und sich am 12. Juli 1979 in Chicago, mitten während einer Tournee, plötzlich und aus ungeklärten Gründen auflöste."
Autor
"Taylor Jenkins Reid wurde in Massachusetts geboren und lebt heute mit ihrem Mann in Los Angeles. Sie arbeitete für verschiedene Zeitungen, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Für Daisy Jones & The Six hat sie sich intensiv mit der Geschichte der Band Fleetwod Mac beschäftigt."
Cover und Titel
Auf dem Cover sieht man eine junge Frau, umhüllt von bunten Farben, während in großen weißen Buchstaben der Titel darunter steht. Irgendwie hat das Cover und die Schriftart des Titels ein bisschen was von den 70ern und von Drogen, Musik und Freiheit. Auf jeden Fall passt beides sehr gut zur Handlung.
Meine Meinung
Daisy Jones weiß, was sie will: Ihre eigenen Songtexte schreiben und diese selbst auf einer Bühne singen. Billy Dunne und seine Band haben das bereits geschafft, sie sind zwar nicht sonderlich bekannt, können aber zumindest mit ihren eigenen Lieder auftreten. Als Daisy und die Band The Six sich begegnen, prallen Welten aufeinander - und lassen sich nicht wieder voneinander trennen. Kurzerhand wird von den Musikproduzenten beschlossen, dass Daisy ein Teil der Band wird, sehr zum Missfallen von Billy, der durch sie immer wieder auf die Probe gestellt wird. Immerhin kommt die junge Frau ständig high oder betrunken zu den Aufnahmen, während er verzweifelt versucht, abstinent zu bleiben, weil er seiner Frau versprochen hat, nie wieder an diesen Tiefpunkt zu gelangen. Aber es ist nicht zu leugnen, dass die Band zusammen mit Daisy besser klingt - und irgendetwas fasziniert Billy an dieser Frau. Etwas, was ihm gefährlich werden könnte...
„Ich hatte absolut kein Interesse daran, jemandes Muse zu sein Ich bin nicht die Muse. Ich bin der Jemand. Punkt."
pos. 236
Musik aus den 70ern? Absolut mein Ding! Mein Dad hat dankenswerterweise dafür gesorgt, dass mein Musikgeschmack nicht in den 90ern und vor allem 2000ern hängen geblieben ist, in denen ich aufgewachsen bin, sondern dass ich auch die 60er und 70er kennen- und schätzen lerne. Als ich Daisy Jones & The Six entdeckt habe, war also sofort klar, dass ich dieses Buch unbedingt lesen möchte! Was ich erwartete? Einen tollen, explosiven Roman über eine fiktive Rockband der Seventies mit Sex, Drugs and Rock n Roll. Und dann habe ich angefangen zu lesen und war ... etwas überrascht. Denn das gesamte Buch ist in Interviewform geschrieben, es gibt also keinen zusammenhängenden Text. Die verschiedenen Bandmitglieder, Produzenten und andere Personen kommen abwechselnd zu Wort und erzählen, wie sie etwas erlebt haben. Ganz ehrlich: ich war mir nicht so sicher, ob mir das gefällt. Ich habe das Buch auf den ersten dutzend Seiten immer wieder weggelegt und war extrem verunsichert, ob ich es weiterlesen soll. Aber dann hat es die Autorin geschafft, mich doch vollkommen in den Bann zu ziehen! Und dann passierte etwas völlig anderes: ich war mir plötzlich nicht mehr sicher, ob es sich bei Daisy Jones & The Six wirklich um eine fiktive Band handelte. Ich hatte vorher nur grob den Klappentext gelesen, gedacht: "Ja, das will ich lesen!", mich aber ansonsten nicht über das Buch informiert. Aber so wie das Buch geschrieben war, wirkte es so verdammt real! Konnte die Band wirklich echt sein? Aber wie war es möglich, dass ich noch nie etwas von ihr gehört hatte? Wie konnte sie mir durch die Lappen gegangen sein, wo meine Musiksammlung doch wirklich gigantisch ist? War das möglich? Also fix nachgeschaut, und nein, die Band gab es nicht :D Aber das zeigt noch einmal sehr deutlich, wie sehr die Autorin den Leser in den Bann ziehen kann und einem doch Realität vorgaukelt. Ich war im Übrigen etwas enttäuscht, dass es Daisy Jones & The Six nicht gab, ich hätte gerne ihre Songs gehört. Aber vielleicht können wir das ja bald, immerhin wird eine Serie zum Buch produziert, da werden sie sicherlich auch die Songs produzieren. Ich bin auf jeden Fall gespannt!
„Ich denke, man muss an Menschen glauben, bevor sie es verdienen. Sonst wäre es ja auch gar kein Glauben, oder?"
pos. 1121
Das Buch handelt von der Band und davon, wie sie ihre erste Platte aufnehmen und veröffentlichen, wie sie den Durchbruch schaffen und sich ihr ganzes Leben auf den Kopf stellt: das klischeehafte Rockstarleben der Siebziger: Sex, Drugs and Rock n Roll. Die fiktionale Biographie beschreibt, mit was die einzelnen Bandmitglieder zu kämpfen haben, wie sie sich verlieben und ihnen das Herz gebrochen wird, es geht um Drogen- und Alkoholabhängigkeit; um Vertrauen und die wahre Liebe; um den Wunsch, Kinder zu bekommen - oder eben auch keine; um Zukunftsträume und Versagensängste. Und von Seite zu Seite bahnt sich immer mehr die drohende Katastrophe an, von der man weiß, dass sie unvermeidbar ist. Dieses Buch macht gute Laune, es lässt einen sprachlos zurück, führt zu Tränen und lautem Lachen - eine Achterbahn der Gefühle. Aber vor allem führt das Buch zu einem: dass man ganz laut die Musik aufdrehen und tanzen, die 70er-Jahre wieder auspacken und abrocken will. Ich jedenfalls habe genau das getan: Fleetwood Mac, Led Zeppelin, The Eagles, Pink Floyd, Creedence Clearwater Revival, The Police, The Who, The Clash - Musik anmachen und sich mitreißen lassen. Ich habe zwar keine Ahnung, wie die 70er damals waren, immerhin bin ich erst 28 Jahre alt, aber die Musik ist und bleibt genial - und das wird sie auch für immer bleiben. Und es ist schön, dass dieses Buch einen daran erinnert (auch wenn ich eigentlich nicht daran erinnert werden musste, die aufgezählten Bands sind eigentlich ständig in meinen Playlists....aber trotzdem...).
„Ich wünschte, jemand hätte mir gesagt, dass Liebe nicht qualvoll sein muss. Ich dachte, Liebe sei etwas, das einen entzweireißen muss, todunglücklich macht und einem Herzrasen der schlimmsten Sorte beschert. Ich dachte, Liebe sei Tränen und Blut. Ich wusste nicht, dass man sich damit eigentlich leichter und nicht schwerer fühlen sollte. Ich dachte, Liebe sei Krieg... Ich wusste nicht, dass sie eigentlich Frieden bedeuten sollte."
pos. 3621
Um es in Reese Whiterspoons Worten zu sagen: "Dieses Buch rockt!" Es ist mitreißend, ungewöhnlich geschrieben und perfekt für alle Musikfreunde. Obwohl handlungsmäßig eigentlich gar nicht so viel passiert, kann man das Buch trotzdem nicht aus der Hand legen, denn die Beziehungen zwischen Daisy, Bill, Camila, Graham, Karen und den anderen sind trotz des Interview-Stils sehr vielschichtig und komplex. Es ist erstaunlich, dass man, obwohl man die Charaktere nur reden hört - bzw. liest - trotzdem mit ihnen mitfühlt und eine Bindung zu ihnen aufbaut. Toll fand ich auch, dass es nicht nur starke, sondern auch ungewöhnliche Frauen gibt, die sehr unterschiedlich sind und auf ihre ganz eigene Art und Weise einzigartig. Auch dass so viele schwierige Themen angesprochen werden, fand ich sehr "erfrischend" und einfach toll. Hier wird über Alkohol- und Drogenabhängigkeit gesprochen, ebenso wie über Affären, Versagens- und Verlustängste, Enttäuschungen, Abtreibungen, Suizidgedanken, Freundschaften, Verzweiflung, Selbstzerstörung, Eifersucht, Streitereien, Entzug und so viel mehr - ohne etwas "vertuschen" zu wollen.
„Und ich werde auch nicht mehr sagen, als dass man seine Freunde in schweren Zeiten unterstützt. Dass man ihnen die Hand hält, wenn es ernst wird. Im Leben geht es immer darum, wer einem die Hand hält, und darum, wessen Hand man halten will."
pos. 4488
Fazit
Ein Buch und eine Band, die einen mitreißen, sodass man sich irgendwann nicht mehr sicher ist, ob das alles nicht vielleicht doch wahr ist. Eigentlich schade, dass die Band nie existiert hat, denn ich würde gerne ihre Songs hören! Auf jeden Fall ist die Interviewform gewöhnungsbedürftig, konnte mich letztlich aber doch überzeugen, auch wenn es ein bisschen gedauert hat. Dieses Buch hat so vieles: starke Frauenfiguren, vielschichtige Charaktere und Beziehungen, schwierige Themen und tolle Musik, die sich (leider) nur im eigenen Kopf abspielt. Ein tolles Erlebnis, das rockt!