*Werbung / Rezensionsexemplar: Das Buch wurde mir kosten- und bedingungslos von NetGalley und dtv bold zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!
Über das Buch
Titel: Verity | Originaltitel: Verity | Autor: Colleen Hoover | Übersetzer: Katarina Ganslandt | Verlag: dtv bold |
Preis: 12,90€ | Genre: Roman, Psychothriller | Format: eBook | Seitenanzahl: 368 |
ISBN: 978-3-423-43728-8 | Original Erscheinungsdatum: 2018 | Deutsches Erscheinungsdatum: 2020 |
Ähnliche Bücher: Too Late (Colleen Hoover); Das Böse in ihr (Camilla Way); You - Du wirst mich lieben (Caroline Kepnes)
Erster Satz
"Erst höre ich das Geräusch seines berstenden Schädels, dann spritzt mir sein Blut entgegen."
Autorin
"Colleen Hoover sprang mit ihrem Debüt Weil ich Layken liebe, das sie zunächst als eBook im selfpublishing veröffentlichte, auf die Bestsellerliste der New York Times und verfügt seither über eine weltweite Fangemeinde. Auch in Deutschland hat sie längst die SPIEGEL-Bestsellerlisten erobert - mit Nur noch ein einziges Mal stand sie mehrere Wochen auf Platz 1. Colleen Hoover lebt mit ihrem Mann und ihren drei Söhnen in Texas."
Cover und Titel
Meine Meinung
„Die meisten Leute, die nach New York kommen, legen es darauf an, entdeckt zu werden. Wir Übrigen kommen hierher, um uns zu verstecken."
pos. 111
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Der Name Colleen Hoover steht für mich eigentlich für schöne, aber besondere Liebesgeschichten und nachdem ich in letzter Zeit recht viele Bücher mit schwierigen Themen gelesen habe, dachte ich mir, dass es mal wieder Zeit wird für etwas Schönes, etwas Angenehmes, etwas Leichtes. Tja, falsch gedacht, denn zur Abwechslung schreibt Colleen Hoover mal keinen Liebesroman, sondern einen waschechten Thriller! Hätte ich mal bei der Beschreibung besser aufpassen sollen... Aber letztendlich war das nicht schlimm, und vielleicht sogar vorteilhaft, denn möglicherweise hätte ich das Buch sonst nicht lesen wollen, immerhin habe ich bereits so viele tolle Autoren und Autorinnen, die geniale Thriller schreiben, dass ich vielleicht gedacht hätte, ich überlasse das Schreiben dieses Genres denen und warte auf den nächsten Liebesroman von Hoover - und soviel vorneweg: Es wäre verdammt schade gewesen, wenn ich dieses Buch nicht gelesen hätte!
„Meine Mutter hat immer gesagt, Häuser hätten eine Seele. Wenn das stimmt, dann hat das Haus von Verity Crawford eine ziemlich schwarze Seele."
pos. 677
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Der Schreibstil der Autorin ist wie gewohnt flüssig und angenehm zu lesen. Die Geschichte selbst ist aus zwei Perspektiven geschrieben: Zum einen erzählt Lowen in der Ich-Perspektive von ihrem Leben und ihren Erlebnissen im Crawford-Haus und wir erfahren Stück für Stück mehr von ihr und ihrer Vergangenheit. Zum anderen gibt es da die Kapitel aus Verity Crawfords Autobiographie, die Lowen liest - anfangs aus Neugierde und um die Autorin, deren Buchreihe sie weiterführen soll, besser verstehen zu können, später, weil sie das Gelesene kaum fassen kann und unbedingt wissen muss, wie es weitergeht und ob vielleicht doch alles ganz anders ist als es scheint... Sowohl die Kapitel aus dem Manuskript als auch die von Lowen sind wundervoll geschrieben und üben eine einzigartige Sogwirkung auf den Leser aus - man kann das Buch kaum aus den Händen legen. Die atmosphärische Erzählung, die vielen Details, die bildhafte Sprache von Hoover, all das führt dazu, dass man das Geschehene nicht nur vor Augen hat, sondern auch fühlt - man spürt die Gänsehaut, den Schauer, der einen über den Rücken läuft, die unbändige Angst, aber auch das Flattern von aufkommender Verliebtheit, die Trauer und so viele andere Gefühle, die dieses Buch beherrschen. Jeder einzelne Satz, jede einzelne Emotion sitzt und lässt einen intensiv mitfiebern. Colleen Hoover hat hier einmal wieder bewiesen, dass sie wirklich schreiben kann.
„Viele Autorinnen und Autoren genießen den direkten Kontakt mit ihren Lesern, aber ich bin sozial so unbeholfen, dass ich Angst habe, meine Leser könnten meinen Büchern für immer abschwören, sobald sie mich einmal in echt erlebt hätten."
pos. 374
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Die Charaktere waren für mich nicht gerade leicht zugänglich, außer vielleicht Jeremy. Die junge Autorin Lowen ist psychisch etwas labil, wenig selbstbewusst, menschenscheu und insgesamt sehr, sehr unsicher. Ihre komplizierte Kindheit und die schwierige Beziehung zu ihrer Mutter machen ihr zu schaffen und beeinflussen ihr Verhalten bis ins Erwachsenenalter. An sich eine äußerst interessante Persönlichkeit, allerdings ging sie mir irgendwann auch etwas auf die Nerven, weil sie im Laufe des Buches keine wirkliche Entwicklung durchmacht und ihre eigene Unsicherheit irgendwie beinahe huldigt. Sie hat mich jedoch nie so sehr genervt, dass ich das Buch hätte weglegen wollen, ich habe nur hin und wieder die Augen über sie verdreht.
Verity Crawford lernt man einerseits als Pflegefall in der Gegenwart kennen und durch ihre Autobiographie, die ihre Vergangenheit zeigt. Ohne zu viel verraten zu wollen: Ihr Charakter ist manchmal erschreckend, aber auch vielschichtig und interessant und ich habe mich immer sehr gefreut, wenn ein neues Kapitel aus ihrem Manuskript an der Reihe war.
Ihr Ehemann Jeremy war mir von Anfang an sympathisch, ein fürsorglicher Vater, der trotz schwerer Schicksalsschläge mitfühlend, charmant und selbstbewusst ist, aber auch - zumindest hin und wieder - seine verletzliche Seite zeigt.
Um diese drei Charaktere geht es hauptsächlich, viel mehr kommen auch gar nicht vor. Und sie alle haben ihre Ecken und Kanten - und ihre dunklen Seiten. Das macht sie nicht nur vielschichtig, sondern auch interessant.
„Manche Familien haben das große Glück, in ihrem Leben nie auch nur eine einzige Tragödie erleben zu müssen. Und dann gibt es welche, bei denen die Tragödien geradezu Schlange zu stehen scheinen. Was schiefgehen kann, geht schief. Und zuletzt kommt alles noch mal schlimmer."
pos. 481
pos. 481
Die Story ging mir definitiv unter die Haut, sie war schockierend, faszinierend, abstoßend, ziemlich nervenaufreibend - und ganz anders, als ich erwartet hatte. Wer hier nach einer schönen Liebesgeschichte sucht, wird enttäuscht werden, denn stattdessen bekommt man eine Frau, die an ihrem eigenen Verstand zweifelt, ein Manuskript, das grausige Szenen ans Licht bringt und die Frage, wem man überhaupt noch trauen kann.
Sicher, für eingeschweißte Thriller-Fans ist manches vorhersehbar, blutig ist es nicht, da der Grusel und die Spannung auf der psychischen Ebene erzeugt werden - was mir meistens auch sehr viel besser gefällt -, und manchmal rutscht die Story ein bisschen in den Kitsch oder alternativ in die Unwirklichkeit ab. Es ist eben kein Jussi Adler Olsen, keine Tess Gerritsen, kein Stephen King, kein Michael Robotham, kein Sebastian Fitzek und keine Kathy Reichs. Aber deswegen ist Verity noch lange nicht schlecht, nur eben anders, vielleicht ein bisschen sanfter, aber wirklich nicht zu sanft, denn manche Szenen sind schon ziemlich heftig, wenn man sie sich so vorstellt. Dennoch hat mich die Story gepackt und nicht mehr losgelassen, ich war gefesselt von Anfang bis Ende. Und ständig diese "WTF-Momente", in denen ich mich beim Lesen gefragt habe, ob ich das gerade wirklich lese, ob ich dem trauen kann, was ich lese oder ob alles vielleicht ganz anders ist. Hat man das Buch erst einmal zu Ende gelesen, traut man niemandem mehr. Vielleicht war es auch, weil ich einfach keinen Thriller, sondern einen Liebesroman erwartet hatte, ich war auf so eine Geschichte nicht vorbereitet und möglicherweise war ich deshalb so (positiv) überrascht, wurde so mitgerissen von den Abgründen der menschlichen Seele und war insgesamt begeistert von Colleen Hoovers Thriller-Debüt, das nicht nur mit Spannung und Psychogrusel aufwartet, sondern auch mit Romantik, vielen Sexszenen und unglaublichen Plottwists. Wie oft habe ich gedacht: "Okay, damit habe ich jetzt nicht gerechnet!"... Kontinuierlich lagen die Nerven blank, sodass das Buch innerhalb kürzester Zeit fertig gelesen werden musste. Denn ich konnte es einfach nicht weglegen, mir blieb gar keine andere Wahl als weiterzulesen, um sofort zu erfahren, wie die Geschichte ausgeht. Mit dem Ende hätte ich dann trotzdem nicht gerechnet. Das hat mich dann echt aus den Socken gehauen. So vollständig.
Das Ende ... man kann es lieben, man kann es hassen... aber man wird auf jeden Fall mit offenem Mund dasitzen und sich denken: "What The Fuck?!?"
Fazit
Einen Liebesroman habe ich erwartet, einen Thriller stattdessen bekommen - und zwar einen guten. Atmosphärisch und spannend geschrieben, gut ausgearbeitete Charaktere (auch wenn mir Lowen etwas auf die Nerven ging), eine Story, die an den Nerven zehrt und Plottwists, die einen sprachlos zurücklassen. Da kann man auch die Logikfehler, die hin und wieder auftreten, gekonnt übersehen. Ein wirklich gelungener, spannender und schockierender Psychothriller, der allerdings vermutlich nichts für junge Mütter und Väter ist.
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