*Das Buch wurde mir als Rezensionsexemplar von Bastei Luebbe zu Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür! :)
Über das Buch
Titel: Ich, Eleanor Oliphant | Originaltitel: Eleanor Oliphant is Completely Fine |
Autor: Gail Honeyman | Übersetzer: Alexandra Kranefeld | Verlag: Bastei Luebbe |
Autor: Gail Honeyman | Übersetzer: Alexandra Kranefeld | Verlag: Bastei Luebbe |
Preis: 15,99€ | Genre: Drama | Format: ebook | Seitenanzahl: 528 |
ISBN: 978-3-431-03978-8 | Original Erscheinungsdatum: 2017 |
Deutsches Erscheinungsdatum: 2017 |
Deutsches Erscheinungsdatum: 2017 |
Eleanor Oliphant ist anders als andere Menschen. Auf Äußerlichkeiten legt sie wenig Wert, erledigt seit Jahren klaglos einen einfachen Verwaltungsjob und verbringt ihre Freizeit grundsätzlich allein. Ein Leben ohne soziale Kontakte oder nennenswerte Höhepunkte - Eleanor kennt es nicht anders. Doch das ändert sich schlagartig, als Eleanor sich verleibt. Veränderungen müssen her! Nur wie? Der neue Kollege Raymond erweist sich als unerwartete Hilfe ... und plötzlich findet sich Eleanor mittendrin im Leben.
Erster Satz
"Wenn ich gefragt werde - von Taxifahrern, beim Friseur -, was ich so mache, antworte ich immer, dass ich im Büro arbeite."
Autor
Gail Honeyman lebt und arbeitet in Glasgow. Sie bekam bereits mehrere Preise für ihr Schreiben. Ich, Eleanor Oliphant ist ihr erster Roman.
Cover und Titel
Das Cover zeigt eine bunte, Aquarell-Blase in verschiedenen Farben, die am oberen Rand immer dunkler und schließlich schwarz wird. Darauf balanciert eine Person, die vermutlich Eleanor darstellen soll. Ich finde das Cover wunderschön, auch wenn sich mir der Sinn eher später erschlossen hat, da ich nie darauf gekommen wäre, dass das Buch so viel mit psychischen Erkrankungen zu tun haben könnte. Ich denke, dass diese "Blase" Eleanors Leben darstellen soll. Dort wo sie steht, kann sie nur das schwarze sehen, doch je mehr sie sich darauf einlässt, umso mehr Farben kommen hinzu und umso bunter wird ihr Leben.
Meine Meinung
„Immer wenn ich mir nicht sicher bin, wie ich mich in einer bestimmten Situation verhalten soll, frage ich mich einfach: "Was würde ein Wiesel tun?" oder "Wie würde ein Salamander auf diesen Sachverhalt reagieren?" Früher oder später finde ich auf diese Weise stets zur richtigen Antwort."
Hinter dieser Geschichte steckt weit mehr, als man auf den ersten Blick vermuten würde. Es handelt sich nicht um ein angenehmes, doch recht oberflächliches Buch, sondern eines, mit einer unglaublichen emotionalen und psychologischen Tiefe. Das hatte ich so nicht erwartet, aber genau deswegen hat mir das Buch dann doch so gut gefallen. Denn es war auf jeden Fall völlig anders.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr detailliert, aber dennoch angenehm zu lesen.
„Und hör endlich auf, auf Samptpfoten durchs Leben zu schleichen. Du wirst nie auf einen grünen Zweig kommen, wenn du dein Leben nicht selbst in die Hand nimmst. Wenn du etwas tun willst, dann tu es. Willst du etwas haben, dann nimm es dir. Wenn dir etwas bis oben steht, dann mach Schluss damit. Vorausgesetzt, du kommst mit den Folgen klar."
Eleanor war mir am Anfang des Buches unglaublich unsympathisch. Sie war hochgradig naiv, aber vor allem ihre Arroganz gegenüber anderen Menschen fand ich unerträglich. Ehrlich gesagt wunderte es mich nicht wirklich, dass Kollegen nichts mit ihr zu tun haben wollten.. Ihre weltfremde Art ging mir mehrmals auf den Keks - sie hat schlicht keinerlei Ahnung von allem, was für andere absolut normal ist. Mit Technik kommt sie nicht zurecht, Trinkgeld ist für sie ein Fremdwort und höfliche Konversation sowieso. Doch je länger man liest, und je mehr sich Eleanor verändert - auch wenn der Grund dafür doch recht lächerlich ist - desto mehr fängt man an sie zu verstehen. Es werden immer weitere Fragen aufgeworfen während andere beantwortet werden. Und so lernt man eine andere Seite von Eleanor kennen, eine die ihr Wesen erklärt. Alles in allem ist Eleanor nicht gerade eine typische Protagonistin, wie man sie schon zuhauf kennt. Sie ist völlig anders, man muss sich auf sie einlassen und die schlechten Angewohnheiten erst einmal ertragen. Denn dann lernt man die verschiedenen Facetten ihrer Person kennen - und freut sich an jeder noch so kleinen Veränderung mit ihr.
„Auch bei dieser Gelegenheit hatte die Verkäuferin wieder versucht, mich zu den Schuhen mit den schwindelerregend hohen Absätzen zu dirigieren. Es war mir ein Rätsel, warum diese Leute so versessen darauf waren, ihre weibliche Kundschaft zu verkrüppeln. Steckten Schuhmacher und Orthopäden am Ende unter einer Decke? Machten sie gemeinsame Sache, bildeten ein teuflisches Kartell?"
Die zweite Hälfte des Buches - Die schlechten Tage - waren sehr interessant zu lesen und erklärten sehr viel. Leider kam das Ende dann doch recht schnell, hier hätte ich mir noch etwas mehr gewünscht. Ich konnte mich ganz gut in Eleanor einfühlen, weil ich weiß, wie es ist, in Therapie zu sein und mit seinem Leben zu hadern, doch ich kann mir vorstellen, dass Leser ohne dieses Vorwissen das alles etwas zu schnell geht und zu wenig erklärt wird. Ich hätte sehr gerne mehr von der verlorenen, traurigen und gebrochenen Eleanor gelesen und darüber, wie sie langsam wieder zu sich findet.
„Eigentlich habe ich mein ganzes Leben lang auf den Tod gewartet. Was nicht heißt, dass ich einen aktiven Todeswunsch hätte; ich war nur nie sonderlich am Leben interessiert."
Neben Eleanor gibt es einen weiteren wichtigen Charakter im Buch: Raymond. Er nimmt sich Eleanor an - wenn auch eher aus Versehen. Anfangs gehen sie sich gehörig auf die Nerven - ihre Arroganz und Naivität und sein Zigarettenkonsum und sein ungepflegtes Auftreten - doch irgendwann, nach vielen weiteren ungeplanten Zusammentreffen, lernen sie sich besser kennen und fangen sogar an, freiwillig Zeit miteinander zu verbringen. Raymond ist alles andere als der typische männliche Gegenpart - denn er ist alles andere als "klassisch sexy". Kein Sixpack, keine coolen Klamotten, keine verstrubbelten Haare und dafür etwas zu viel auf den Rippen und ständigem Zigarettenkonsum. Und dennoch fängt man beim Lesen an, ihn immer mehr und mehr und mehr zu mögen. Er ist einfach ein Mann mit unglaublich großem Herzen, viel Optimismus und Freude und er wird für Eleanor ein Freund, der maßgeblich an ihrer Veränderung beteiligt ist.
„Jemanden, der dich ganz genau kennt, besser als du dich selbst, der dich mag und nur dein Bestes will. Gut, ich hatte Polly, könnte man jetzt sagen. aber so attraktiv und hart im Nehmen meine Zimmerpflanze auch war, manches überstieg dann doch ihre Fähigkeiten. Leider."
Vieles in dem Buch handelt auch von Psychologie, Traumata, Depressionen und dem menschlichen Verhalten allgemein. Kann man damit umgehen? Schafft man es, alte Verhaltensmuster aufzubrechen, die einen krank machen? Kann man sich ändern? Oder ist man ein Opfer seiner Vergangenheit?
Dieses Thema ist sehr einfühlsam beschrieben und gut umgesetzt. Als jemand, der auch mit Depressionen zu kämpfen hat, konnte ich mich gut in die Story einfühlen, auch wenn es durchaus ein paar "Trigger" gab, die mich an meine eigene Erkrankung erinnert haben. Wer also damit Probleme hat, sollte sich genau überlegen, ob er das Buch lesen möchte!
Fazit
Ein tiefgründiges und berührendes Buch, welches auf alle Fälle anders war als erwartet, aber genau deswegen bei mir punkten konnte. Eleanor ist eine schwierige Protagonistin, auf die man sich einlassen muss. Die psychologischen Aspekte haben mir sehr gut gefallen. Das Ende kam mir persönlich dann etwas zu schnell, die Erkenntnisse der Vergangenheit, Eleanors Zusammenbruch, ihr Versuch, zurück ins Leben zu finden, das allem hätte ein bisschen mehr Ausführlichkeit nicht geschadet. Ansonsten ein hervorragendes und zutiefst berührendes Buch!
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