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Ich bin ein Dorfkind. Ich hätte ein Dorfkind sein sollen. Aber genau genommen war ich es nie. Aufgewachsen auf dem Land. Umgeben von Feldern und Wiesen und Kühen.
Freiheiten, die man in der Stadt nicht hat.
Schlittenfahren direkt vor der eigenen Wohnung.
Wälder zum Entdecken direkt vor der Nase.
Einen Bach zum Spielen.
Bäume zum klettern.
Pfützen und Schlamm.
Feldwege, auf denen wir Dreirad, Einrad oder Fahrrad fahren konnten - so wild wir nur wollten.
Tiere zum Anfassen. Nicht nur aus Büchern.
Jeder kennt jeden.
Das hat viele Vorteile. Und eine Kindheit auf dem Land würde ich grundsätzlich der Stadt-Kindheit vorziehen.
Wenn ich nicht ich wäre.
Ich war dort nie richtig Zuhause. Ich gehörte nie dazu. Ich war anders.
Alle sprachen in diesem Dialekt - Schwäbisch - den ich nie verstand. Ich fiel auf. Mit meinem Nahezu-Hochdeutsch und meiner korrekten Schreibweise. Mit meiner Angst vor Hunden. Mit meiner Abneigung gegen Kuh-Geruch und Matsch. Mit meiner Vorliebe für High-Heels. Mit meiner Weigerung, immer alles von jedem wissen zu wollen. Ich fiel auf.
Weil ich nicht wie alle anderen war.
Weil ich wie ein Stadtkind war, das aus Versehen auf dem Land gelandet ist.
Dorfkind?
Stadtkind!
Als ich wegzog, habe ich dieses Leben verlassen. Ich verließ nicht nur die Schule. Das Dorf. Mein altes Zuhause. Ich verließ mein altes Leben und begann ein neues. Ich verließ auch die meisten Menschen. Viele Namen habe ich vergessen. Viele Gesichter würde ich kaum noch wiedererkennen. Und ich bereue es nicht. Ich konnte nicht mit allen Freunden Kontakt halten, die mir wichtig sind oder waren. Wir haben uns aus den Augen verloren. Verschiedene Leben begonnen. Haben uns voneinander entfernt. Für die Freunde aus meinem alten Leben, die ich noch habe, bin ich dankbar. Aber den Rest vermisse ich nicht. Ich bin gegangen. Habe mein altes Leben hinter mir zurückgelassen. Und habe sie zurückgelassen. So ist das Leben. So bin ich.
Manchmal erinnere ich mich. An Momente aus der Schulzeit. An Gute und Schlechte. An die grauenvollste Zeit meines Lebens: die Grundschule. An die eigentlich ganz witzige und tolle Zeit in der Realschule. Und an die stressige - mit arbeiten und lernen vollgepumpte - Zeit auf dem Wirtschaftsgymnasium. Ich erinnere mich an alte Freunde. An meine erste große Liebe. An Liebeskummer. An die vielen Tränen. An Enttäuschungen und an Glücksmomente. Ich erinnere mich an unsere Träume. An unsere Unternehmungen. An unser Lachen. An unsere Wut. Und unsere Trauer. An diejenigen, die mich beleidigt und geärgert haben. An diejenigen, mit denen ich lachen konnte. An diejenigen, die ich gehasst und an diejenigen, die ich geliebt habe. Kontakt habe ich zu den wenigsten von ihnen und manchmal, ganz selten, frage ich mich, was wohl aus ihnen allen geworden ist. Aber ich rede nicht gerne über mich selbst. Also frage ich nicht.
Ich komme gerne zurück. Meine Heimat. Aber nicht mein Zuhause. Ich besuche gerne meine Familie, weil ich sie liebe. Aber ich bin auch froh, wieder nach Hause gehen zu können.
Nach Hause. Nicht mein Heimatdorf. Sondern eine Großstadt.
Mein Zuhause. Weit weg.
Die Bilder sind noch da. Die Erinnerungen. In meinem Kopf. Verschwommen. Da und gleichzeitig auch nicht. Nicht wirklich.
Ich habe mein altes Leben zurückgelassen. Es ist jetzt Vergangenheit.
Und vielleicht ist das auch besser so.
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I´m a country girl. I should be a country girl. But honestly I´ve never been. Grewn up in a small village. Surrounded with fields and grassland and cows.
Lieberties you don´t have in a city.
Tobogganing in front of your flat.
Forests to discover - right around the corner.
A beck to play in.
Trees to climb to.
Puddles and mud.
Country lanes where we could drive bicycle or tricycle or unicycle.
Animals to touch, not only in books.
Everybody knows everyone.
It has a lot of benefits. A childhood on the country I would prefer instead of a childhood in a city. If I weren´t me.
I never really were at home there. I never really belong to. I was different.
All were talking in that strange dialect I never understood. I was conspicous. With my nearly High German and my correct diction and spelling. With my fear of dogs. With my antipathy against cow-smell and mud. With my love to High-Heels. With my denial to never want everything about anyone to know. I was conspicous.
Because I was different.
Because I was like a city girl who accidently landed in the country.
Country girl?
City girl!
As I moved to town I left this life. I did not just left school. The village. My old home. I left my old life and started a new one. I left most of the people as well. Most names I forgot. Most faces I wouldn´t imagine. And I have no regrets because of that.
I wasn´t able to stay in contact with every friend which were important to me or still are. We lost us. Started different lives. Developing in different directions. I´m thankful for those friends where still left out of my old live. But I don´t miss the rest. I went. I left my old live behind. And I left them behind. That´s live. And that´s me.
Sometimes I imagine. Moments out of school time. Bad and good ones. The badest time of my live: basic primary school. The funny and mostly wonderful time in secondary modern school. And the stressfull time in grammar school where I learned and worked a lot. I imagine those old friends. I imagine my first big love. I imagine my broken heart and the heartsickness. The tears. The frustrations and happy moments. I imagine our dreams. Our adventures. Our laughs. Our anger. Our sadness. I imagine those who insulted and offended me. Those who I could laugh with. I imagine those I hated and those I loved. I don´t have contact to the most of them and sometimes, really rarely I think about how and who they are now. But I don´t like to talk about myself. So I never ask.
I like to come back. My homeland. But not my home. I like to visit my family, because I love them. But I´m as well glad to leave and to go home.
Home. Not my small home village. A big city.
My home. Far away.
The pictures are still there. The memories. In my head. Blurred. There but in the same time
they´re not. Not really.
I´ve left my old live. It´s past now.
And maybe that´s better this way.
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