Donnerstag, 4. Januar 2024

[Books] R. J. Palacio & Erica S. Perl - White Bird: Wie ein Vogel

[Books] R. J. Palacio - White Bird: Wie ein Vogel

 

*Werbung / Rezensionsexemplar: Das Buch wurde mir kostenlos von NetGalley und Hanser zur Verfügung gestellt im Gegenzug für eine ehrliche, unbeeinflusste Rezension. Vielen Dank! 


Über das Buch


Titel: White Bird - Wie ein Vogel Originaltitel: White Bird Autorinnen: R, J, Palacio & Erica S. Perl Übersetzer: André Mumot Verlag: Hanser 
Preis: 14,99€ Genre: Historischer Roman Format: eBook Seitenanzahl: 288 
ISBN: 978-3-446-27681-9 Original Erscheinungsdatum: 2023 Deutsches Erscheinungsdatum: 2023 |

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Sara verlebt eine glückliche Kindheit im Frankreich der 30er-Jahre – bis die Nazis ihr Land besetzen. Eines kalten Tages im April 1943 muss das jüdische Mädchen vor den heranrückenden deutschen Soldaten fliehen und wird dabei von ihren Eltern getrennt. Ihr Mitschüler Julien, den Sara bisher stets wegen seiner Behinderung gehänselt hat, findet sie. Allen Gefahren zum Trotz, verstecken er und seine Familie Sara viele Monate lang. Doch die Handlanger der deutschen Besatzer kommen ihnen auf die Spur ... Eindrucksvoll erzählt R.J. Palacio eine Geschichte von Krieg und Liebe, vor allem aber von der Kraft der Menschlichkeit in düsteren Zeiten.
       

Erster Satz

"Julian, keine Handyspiele mehr."


Autorin


"R.J. Palacio, 1963 in New York geboren, war 20 Jahre lang Grafikdesignerin, bevor ihr mit ihrem Debüt der Durchbruch als Schriftstellerin gelang: Wunder erschien 2013 bei Hanser, wurde in mehr als 50 Sprachen übersetzt, erfolgreich verfilmt und 2014 von der Jugendjury mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet. Es folgten Jeder Tag ein Wunder (2015), Wunder - Julian, Christopher und Charlotte erzählen sowie das Bilderbuch Wir sind alle ein Wunder (beide 2017). Zuletzt erschienen 2023 Roman, Graphic Novel und Verfilmung von White Bird - Wie ein Vogel. 2024 folgt ihr Kinderbuch Pony. R.J. Palacio lebt in New York."



Cover und Titel


Auf dem hellen, beigefarbenen Cover sieht man viele kleine schwarze, gezeichnete Blätter, die den Umriss eines Vogels bilden. Durch die reduzierten Farben wirkt das Cover zugleich schlicht und auffallend. Cover und Titel passen sehr gut zum Inhalt des Buches, auch wenn man den Sinn dahinter erst nach einer Weile erkennt :) 

Meine Meinung


Julian bittet seine Großmutter Sara, ihm vom Krieg zu erzählen, damit er ihre Erfahrungen für ein Referat nutzen kann. Sie zögert, denn es gibt manches, was sie noch nie irgendjemandem erzählt hat. Und nun soll sie es ausgerechnet ihrem Enkelsohn erzählen? All das Schöne, aber auch all das Schreckliche, was sie erlebt und gesehen hat? Doch schnell erkennt sie, wie wichtig das ist - für Julian ebenso wie für sie selbst. Also beginnt sie mit ihrer Geschichte - und lässt dabei nichts aus ...


„Bei uns allen gibt es etwas im Leben, das wir bedauern. Denk einfach immer daran: Nicht unsere Fehler bestimmen, wer wir sind, sondern was wir tun, wenn wir aus ihnen gelernt haben."
pos. 70


Der Schreibstil ist flüssig, authentisch, unglaublich poetisch und durch und durch fesselnd. Man wird von den ersten Seiten an in den Bann gezogen und selbst, wenn man das letzte Kapitel gelesen, den Buchdeckel längst zugeklappt hat, lässt es einen nicht los. Schon nach kürzester Zeit ist klar: das ist ein Buch, das man nie wieder vergisst.   


„Ich versuche, nicht in Kategorien von Gut und Böse zu denken. Ich stelle es mir lieber als hell und dunkel vor. Ich glaube, dass alle Menschen ein Licht haben, das in ihnen scheint. [...] Das Licht erlaubt es uns, anderen Menschen ins Herz zu schauen, die Schönheit dort zu erkennen. Die Liebe. Die Traurigkeit. Die Menschlichkeit. Doch manche Menschen haben dieses Licht verloren. Sie tragen Dunkelheit in sich, und sie sehen auch in anderen nur Dunkelheit. Keine Schönheit. Keine Liebe."
pos. 519


Die Story wird auf zwei Zeitebenen erzählt: einmal die Gegenwart, in der Julian seine Großmutter darum bittet, ihm ihre Geschichte zu erzählen und einmal die Vergangenheit, in der wir hautnah miterleben, was Sara widerfahren ist. Dadurch wird enorm Spannung aufgebaut, denn immer wieder werden die Kapitel der Vergangenheit, in denen es nicht selten um Leben oder Tod geht, unterbrochen von Julian, der Fragen stellt und nachhakt, ob er alles richtig verstanden hat. Außerdem lernen wir so Julian besser kennen, der im Buch "Wunder" ja hauptsächlich die Rolle als "Bösewicht" einnimmt. Hier lernen wir eine andere Seite von ihm kennen, eine, die sein voriges Handeln hinterfragt, die sich damit beschäftigt, sich zu ändern und die bereut, was er getan hat. Man muss "Wunder" aber nicht kennen, um dieses Buch zu verstehen, beides kann unabhängig voneinander gelesen werden. 
Sara lebt als Kind in der unbesetzten Zone in Frankreich, sie hat ein schönes, unbeschwertes Leben, liebende Eltern und vom Krieg bekommt sie eigentlich nicht wirklich was mit. Für sie ist das ganz weit weg. Bis es das plötzlich nicht mehr ist. Als an ihrer Schule alle jüdischen Kinder deportiert werden, kann sie mithilfe eines Mitschülers fliehen: ausgerechnet Julien, der aufgrund einer früheren Polio-Erkrankung nicht richtig laufen kann und deshalb von allen gemobbt wird, bietet ihr Hilfe an und auch seine Eltern riskieren ihr Leben, um sie zu schützen. Für Sara, die nicht weiß, ob sie ihre Eltern jemals wiedersehen wird und ob diese überhaupt noch am Leben sind, beginnt eine schwere Zeit voller Angst, Sorge, Gefahr, aber auch Selbsterkenntnis. Denn anfangs kommt Sara einem recht überheblich und eitel vor, doch das ändert sich schnell und sie hinterfragt ihr früheres Handeln und Denken. Hier findet auf jeden Fall eine starke Charakterentwicklung statt. 

„Es braucht immer Mut, um freundlich zu sein. Aber wenn du durch eine Zeit gehst, in der Freundlichkeit dich um alles bringen kann - um deine Freiheit, um dein Leben -, wird Freundlichkeit zum Wunder. Freundlichkeit ist alles. Ein Licht im Dunkeln. Der eigentliche Kern der Menschlichkeit. Sie ist Hoffnung."
pos. 2649


Die Geschichte ist wahnsinnig berührend, fesselnd, wunderschön und gleichzeitig entsetzlich. Selten habe ich bei einem Buch so viel geweint, aber auch gelacht, und mir so viele wundervolle Stellen markiert. Ein Roman, der von Angst, Schrecken, Gewalt, Hass und von Liebe, Freundschaft, Menschlichkeit, Hoffnung und Nächstenliebe erzählt und der noch sehr lange nachhallen wird. 

Fazit


"White Bird" ist ein Must-Read und für mich eines meiner absoluten Jahreshighlights 2023! Nicht nur für Jugendliche ein Muss, sondern auch für alle Erwachsene. Einfach jeder sollte dieses Buch lesen! 


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