Ich durfte für Blogg dein Buch das Buch Das Nötigste über das Glück von Bernhard Aichner lesen und rezensieren. Vielen Dank!
allgemein
Titel: Das Nötigste über das Glück
Originaltitel: Das Nötigste über das Glück
Autor: Bernhard Aichner
Verlag: Haymon
Preis: 16,90€
Genre: Roman
Format: Gebunden
Seitenanzahl: 113
ISBN: 978-3-7099-7205-2
Original Erscheinungsdatum: 2004
Deutsches Erscheinungsdatum: 2004 (Erstauflage) / 2015 (Neuauflage)
Kaufen?
kurzbeschreibung
"Eine schnörkellose Liebesgeschichte über das kleine große Glück: Hans will nicht mehr leben - bis er Elvina kennenlernt. Bunt, voller Energie und Lebenslust nimmt sie ihn mit auf einen Roadtrip nach Spanien. Auf ihrem Weg finden die beiden, was sie gesucht haben: das stille, zarte, intime Glück."
erster satz
"Da war dieser Witz an der Klowand."
cover
Was für ein wunderschönes Cover! Ich war sofort verliebt! Die Silhouetten des Pärchens, dann das Haus, die Bahnschranke...all das passt perfekt zum Inhalt des Buches und ist einfahch traumhaft schön gestaltet!
"Auf der Postkarte stand immer alles still. Bei ihm nicht. Immer war da sein Leben, sobald die Augen aufgingen, war es da und quälte ihn. Es ging nicht weg. Es blieb einfach da. Egal, ob es weh tat. Ein Scheißleben war das."
Seite 9
"Hans im Beiwagen. Elvina saß hinter Herbert."
Seite 50
inhalt
"Das Nötigste über das Glück" ist Programm: es ist das Nötigste. Kurz und Knapp. Ohne Ausschmückungen und ohne Kitsch. Ohne große Gefühle, manchmal sogar ohne jegliche Emotionen. Rasendes Tempo. Zeitsprünge. Realität oder Lüge?
Der Schreibstil ist sehr einfach. Schnell. Hauptsätze, kaum Nebensätze. Keine bildhafte Sprache, sondern alles nüchtern und sachlich, eben ohne Gefühl. Dieser Schreibstil ist mir neu und ich habe lange gebraucht, mich daran zu gewöhnen. Wenn man sich darauf einlässt, liest man eine kurzweilige, temporeiche Geschichte. Meine Meinung dazu ist etwas gespalten, einerseits macht der Schreibstil den Roman zu etwas ganz besonderem. Er ist anders als alles andere. Aber gleichzeitig kann mich die Story gerade deswegen nicht richtig fesseln. Die Figuren bleiben etwas blass und man erhält keine Erklärungen. Warum bleibt Hans nach diesem Vorfall bei ihr? Und allzu oft habe ich mich auch gefragt, was an diesem Leben, diesem Miteinander eigentlich das "kleine große Glück" sein soll. Wenn man schweigt und nicht erzählt, was einen bedrückt. Wenn man (zumindest denke ich das über Elvira) *ACHTUNG SPOILER* psychisch krank ist und scheinbar nicht richtig behandelt wird und deswegen Aussetzer hat, in denen man nicht mehr weiß, was man tut. In denen man deswegen andere Menschen verletzt. *SPOILER ENDE* Für mich ist das nicht das gefundene Glück, sonder eigentlich eher traurig... Aber lässt man das mal beiseite, so erkennt man, dass sich zwei Menschen gefunden haben. So unterschiedlich Elvira und Hans auch sein mögen, sie helfen sich gegenseitig. Mehr oder weniger erfolgreich.
Ein weiterer Punkt ist das rasante Tempo. Man ist in Österreich, Schweiz, Frankreich, Spanien und das alles in 113 Seiten. Von einem Ereignis zum nächsten, zwischendrin Rückblenden und Lügen über die Vergangenheit. Wunschdenken. Oder doch Realität? Alles geschieht in einer rasenden Geschwindigkeit, sodass die Geschichte selbst leider recht oberflächlich bleibt. Die Geschehnisse werden dadurch schnell wieder verdrängt, dass etwas neues geschieht - und man vergisst, was gerade eben noch war. Die Sprache ist auf einfachstem Niveau, aber oft derb und vulgär. Auch daran muss man sich erst gewöhnen, ich hab es bis zum Schluss nicht so recht geschafft. Und auch die fehlenden Ausrufezeichen zum Anzeigen direkter Sprache haben mir gefehlt, da dadurch vieles recht unübersichtlich wurde.
Einerseits bleibt die Spannung aufrechterhalten - es geschieht ständig etwas neues. Andererseits fesselt die Geschichte mich nicht, weil sie recht oberflächlich und blass bleibt. Mir fehlen einfach die Emotionen! Richtige Gefühle! Einerseits stellt das Buch klar, dass Liebesbeziehungen nicht perfekt sind. Dass das Leben nicht perfekt ist. Dass man nichts erwarten soll und dann vielleicht doch etwas findet. Aber gleichzeitig ist das Leben auch völlig anders. Das Leben ist nicht nüchtern. Es ist voller Emotionen und Gefühle, egal ob diese richtig oder falsch sein mögen. Wir denken nicht nüchtern nach. Manchmal sind wir naiv. Schreien. Weinen. Lachen. Sind verzweifelt. Unser gesamtes Leben wird auch von Gefühlen bestimmt. Wir verkriechen uns ins Bett und wollen nichts von der Welt wissen. Wir wollen auf die Wand einschlagen, damit der innere Schmerz aufhört. Wir wollen die ganze Welt umarmen und tanzen und singen, bis es die ganze Stadt hören kann. Und genau deswegen fehlen mir die Emotionen in dem Buch so sehr. Weil das eben nicht das wirkliche Leben ist. All die Bücher mit ihren ewigen Happy Ends sind es ebenso wenig, doch Das Nötigste über das Glück ist auch nicht die Realität. Wir sind Menschen. Lassen uns von Emotionen leiten. Ich bin emphatisch. Ich fühle mit anderen Menschen mit - sowohl im echten Leben als auch in Büchern. Hier konnte ich das nicht, denn es gab irgendwie keinen Anhaltspunkt für mich. Wer sind die beiden? Was macht sie aus? Was sind ihre Stärken, ihre Schwächen, was fühlen sie? All das blieb für mich weitestgehend im Dunkeln und deswegen blieben beide Protagonisten für mich weit entfernt. Und das wiederum fand ich schade und hat mir gefehlt.
fazit
Rasendes Tempo, sehr einfache Sprache, derbe Ausdrücke, flache Figuren. Eine Geschichte ohne Emotionen, mit vielen Wirren und Geschehnissen, die einerseits die Spannung aufrechterhalten, aber einen andererseits auch nicht so richtig fesseln. Mir fehlen die Emotionen und die Empathie, denn ich kann beide Protagonisten absolut nicht verstehen. Wenn man sich auf den Schreibstil und die Ausdrucksweise einlässt, erhält man eine kurzweilige, schnelle Story, die jedoch keinen allzu bleibenden Ausdruck bei mir hinterlässt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Mit dem Kommentieren stimme ich der Datenschutzerklärung unter https://lucciola-test.blogspot.de/p/datenschutzerklarung.html zu.