*Werbung / Rezensionsexemplar: Das Buch wurde mir kosten- und bedingungslos von NetGalley und Fischerzur Verfügung gestellt. Vielen Dank!
Über das Buch
Titel: Wie du mich siehst | Originaltitel: A Very Large Expanse of Sea | Autor: Tahereh Mafi | Übersetzer: Katarina Granslandt | Verlag: Fischer |
Preis: 14,99€ | Genre: YA, Diskriminierung | Format: eBook | Seitenanzahl: 352 |
ISBN: 978-3-551-57777-1 | Original Erscheinungsdatum: 2018 | Deutsches Erscheinungsdatum: 2019 |
Bestsellerautorin Tahereh Mafi erzählt einen bewegenden, kraftvollen, autobiographisch geprägten Roman, der Vorurteile enthüllt und uns daran teilhaben lässt, wie Liebe alles Trennende überwindet. Eine Kleinstadt in den USA: Shirins Alltag ist zum Albtraum geworden. Sie hat genug von den unverschämten Blicken, den erniedrigenden Kommentaren und den physischen Attacken, die sie ertragen muss, weil sie Muslima ist. Sie flüchtet sich ins Musikhören und ins Breakdance-Training mit ihrem Bruder und dessen Freunden. Shirin hat beschlossen, niemandem mehr zu trauen. Bis sie an ihrer neuen High School den Jungen Ocean trifft. Er ist der erste Mensch seit langem, der Shirin wirklich kennenlernen möchte. Erschrocken weist Shirin ihn harsch zurück. Ocean ist für sie aus einer Welt, aus der ihr bisher nur Hass und Ablehnung entgegenschlugen. Aber dann kommt alles anders...
Erster Satz
"Es kam mir vor, als wären wir ständig nur am Umziehen, immer, um uns irgendwie zu verbessern, ein besseres Leben zu haben, was weiß ich."
Autor
"Tahereh Mafi wurde 1988 in einer Kleinstadt in Connecticut, USA, geboren. Sie ist iranischer Abstammung un die jüngste von fünf Geschwistern neben vier älteren Brüdern. Ihr Debütroman Shatter Me (dt.: Ich fürchte mich nicht), der erste Band einer Trilogie, ist 2011 in den USA erschienen, wurde in über 20 Sprachen übersetzt und stand auf den Bestsellerlisten der New York Times und der USA Today. Mafi ist mit dem Filmemacher und Schriftsteller Ransom Riggs verheiratet und lebt mit ihrer Familie in Santa Monica, Kalifornien.
Cover und Titel
Auf dem schwarz-weiß geteilten Cover sind zwei Menschen zu sehen - ein Junge (vermutlich Ocean) und ein Mädchen mit Kopftuch - Shirin. Der Titel nimmt viel Platz ein und erregt somit Aufmerksamkeit, ebenso wie das auffällig gestaltete Cover. Sowohl Titel als auch Cover passen sehr gut zum Inhalt des Buches.
Meine Meinung
Shirin ist mit ihrer Familie umgezogen. Schon wieder. Das bedeutet für sie nicht nur, dass sie sich an eine neue Umgebung, eine neue Schule, neue Lehrer und neue Mitschüler gewöhnen, sondern sich auch erneut neuen Blicken aussetzen muss. Denn in einer Hinsicht unterscheidet sie sich von allen anderen: Sie trägt Kopftuch. Und damit ist sie in dieser kleinen, amerikanischen Stadt einmalig. Shirin weiß, wie es ablaufen wird: Sie werden glotzen, lachen und lästern und sie werden alle ihre feste Meinung über sie haben. Doch als sie Ocean kennenlernt, stellt der ihre Welt auf den Kopf, denn er ist anders als alle anderen. Er ist neugierig und stellt Fragen, er will sie wirklich kennenlernen, will alles wissen - und Shirin muss sich selbst fragen, ob die anderen die einzigen sind, die Vorurteile haben oder ob nicht auch sie selbst welche hat.
„Versuch einfach, glücklich zu sein. Dein Glück ist nämlich das Einzige, was diese Arschlöcher nicht ertragen können."
pos. 1289
Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und einfach zu lesen. Die Geschichte wird aus der Perspektive von Shirin erzählt, sodass man sich gut in ihre Gedanken- und Gefühlswelt einfühlen kann. Sie ist nicht immer eine einfache Person. Sie trägt unglaublich viel Wut in sich, ist oft aggressiv und abweisend und einschüchternd. Ich konnte vieles an ihrem Verhalten nachvollziehen, weil ich nach meinen Mobbingerfahrungen auch eine Mauer um mich herum aufgebaut habe, um mich zu schützen - das hat zwar auf der einen Seite funktioniert, hat aber gleichzeitig auch dazu geführt, dass ich auf andere unnahbar wirkte und jeden auf Abstand hielt, auch diejenigen, die nur Gutes wollten. Als Leser wollte man natürlich, dass Shirin sich etwas öffnet, was ihr aber extrem schwer fällt. Immer wieder fällt sie zurück in ihr altes Verhaltensmuster und man möchte sie am liebsten anschreien. Sie hat viele Stärken, aber eben auch viele Schwächen. Sie ist auf jeden Fall eine starke Protagonistin, die weiß, was sie will, die sich aber auch oft selbst im Weg steht
„Vom elften September an durfte ich nicht mehr einfach nur ein Mädchen sein, ein Mensch aus Fleisch und Blut - nein, ich war jetzt automatisch mehr. Ich war zum Störfaktor geworden. Zu jemandem, dessen bloße Anwesenheit peinliche Gesprächspausen hervorrief."
pos. 1874
Die Handlung ist eine Mischung aus Lovestory und Herzschmerz, jedoch mit eine ernsten Hintergrund, denn man merkt bei jedem Satz, dass die Autorin sehr viel Erfahrung mit Diskriminierung, Ausgrenzung und Rassismus hat und dass das Buch zurecht autobiografische Züge hat. Manche Reaktionen und Emotionen erscheinen so aufrichtig, dass sie weh tun, die Geschichte nimmt einen extrem mit, sie schockiert, berührt und beschäftigt einen - auch lange, nachdem man sie beendet hat. Man leidet, liebt, lacht und weint mit den Charakteren mit, man wird wütend und traurig und fröhlich. Die Autorin hat auf jeden Fall ein wundervolles Gefühl für Sprache! Die Charaktere bekommen alle genug Raum, um sich zu entfalten - allen voran natürlich Shirin, aber auch die Nebencharaktere kommen nicht zu kurz. In diesem Buch prallen Welten und Kulturen aufeinander, und man merkt deutlich, dass das nicht immer einfach ist, aber dass es sich lohnt, über den eigenen Tellerrand zu blicken und für eine gemeinsame Welt zu kämpfen! Voller Emotionen, Wut, Hoffnung und Liebe, dabei aber nie belehrend. Es ist und bleibt ein Roman über persönliche und individuelle Erfahrungen und ist nicht allgemeingültig, ist dafür aber wunderbar tiefgründig, toll erzählt und mitreißend.
Ein Buch, das sich sicherlich auch gut als Schullektüre eignen würde.
„Es war schmerzhaft, mir eingestehen zu müssen, dass ich anderen genau das angetan hatte, von dem ich nicht gewollt hatte, dass es mir angetan wird. Ich hatte Vorurteile gepflegt, hatte grob verallgemeinert und alle über einen Kamm geschoren. Dieser Mensch wollte ich nicht mehr sein."
pos. 3542
Eine Story über Vorurteile, Rassismus und Diskriminierung, über Selbstverwirklichung und Selbstvertrauen, über Liebe und Hürden, über Freundschaft und Glaube, über Akeptanz, Verständnis und Offenheit, über Hoffnung und dass man diese niemals aufgeben darf und darüber, dass Menschen - egal welcher Religion, Kultur oder Herkunft - alle Menschen sind und dass es sich lohnt, sie kennenzulernen und mit ihnen zu sprechen.
„Es war total egal, wie akzentfrei mein Englisch war. Es war egal, wie oft ich den Lehrern sagte, dass ich hier geboren war, dass Englisch meine erste Sprache war, dass sich meine Cousins und Cousinen im Iran über mich lustig machten, weil ich holpriges Farsi mit amerikanischem Akzent sprach - alles egal. Sie nahmen trotzdem automatisch an, ich wäre frisch per Boot aus irgendeinem fernen Land gekommen."
pos. 55
Fazit
Eines meiner absoluten Jahreshighlights! Ein Buch über Rassismus, Vorurteile und Liebe, die alles überwinden kann. Wundervoll geschrieben, tiefgründig, berührend und trotzdem wunderschön und mitreißend - ein Must-Read nicht nur für Jugendliche!