Dienstag, 10. Juni 2014

[Rezension] Todeswunsch - Michael Robotham

allgemein

Titel: Todeswunsch
Originaltitel: Bleed for Me
Autor: Michael Robotham
Verlag: Goldmann
Preis: 19,95€
Genre: Psychothriller
Format: gebundenes Buch
Seitenanzahl: 510
ISBN: 978-3-442-31249-8
Erscheinungsdatum: 2010


kurzbeschreibung

"Du glaubst, du kennst mich. Tust du nicht. Ich blute für dich.
Der Psychologe Joe O´Loughlin ist sich nicht sicher, ob er sich ausgerechnet Sienna Hegarty als beste Freundin für seine Tochter Charlie wünscht. Denn die frühreife Sienna ist nicht immer ein guter Umgang. Doch als sie eines Abends blutüberströmt bei den O´Loughlins auftaucht, nimmt Joe sich ihrer an. Denn im Haus der Hegartys ist etwas Schreckliches passiert: Siennas Vater liegt tot in ihrem Zimmer - jemand hat ihm die Halsschlagader durchtrennt. Sienna kann sich an nichts erinnern. Auf ihrer Kleidung klebt das Blut des Toten, und das Mädchen hat außerdem ein starkes Motiv für die Tat, wie Joe mit Hilfe seines Freundes, dem Ex-Polizisten Vincent Ruiz, herausfindet. Sienna wird des Mordes an ihrem Vater angeklagt, aber Joe ist von ihrer Unschuld überzeugt. Und er soll eine Wahrheit zu Tage fördern, die schwerer wiegt als alles, was er für möglich gehalten hätte... Ein neuer Fal für den Psychologen Joe O´Loughlin und Detective Inspector Vincent Ruiz."

zum autor

"Michael Robotham wurde 1960 in New South Wales, Australien, geboren. Er war lange Jahre als Journalist für große Tageszeitungen und Magazine in London und Sidney tätig, bevor er sich ganz seiner eigenen Laufbahn als Schriftsteller widmete. Mit seinen Romanen sorgte er international für Furore und wurde mit mehreren Preisen geehrt. Michael Robotham lebt mit seiner Frau und seinen drei Töchtern in Sydney. Weitere Informationen unter www.michaelrobotham.com."

cover

Das Cover ist in den Farben weiß, grau und rot gehalten und ist ansonsten relativ einfach gestaltet. Man sieht eine Art Tuch, durch das eine Nadel gesteckt ist und der Titel "Todeswunsch" ist in blutroten, leicht verlaufenen Buchstaben geschrieben. Wirkt typisch Psychothriller und passt daher ganz gut. Allerdings hat die Nadel nichts mit dem Inhalt zu tun, passender wäre schon eher eine Rasierklinge oder ein Messer. Eine Nadel wird glaube ich nicht mal erwähnt. Das gleiche gilt leider auch für den Titel. Er ist vollkommen falsch gewählt, denn keiner der Figuren wünscht sich den Tod. Auch Sienna, die als Ritzerin einen Selbstmordversuch begeht wünscht sich nicht wirklich, zu sterben sondern sie wurde massiv manipuliert. Der Originaltitel >>Bleed for Me<<, also >>Blute für mich<< ist da schon deutlich passender.

erster satz

"Siennas Tagebuch: Ich sollte damit anfangen, meinen Namen zu nennen, obwohl er eigentlich nicht wichtig ist. Namen sind nur Etiketten, in die wir hineinwachsen. Wir mögen sie hassen oder ändern wollen, aber irgendwann passen wir zu ihnen."

charaktere

Joe O´Loughlin: Der Protagonist und Ich-Erzähler der Geschichte. Er leidet unter Parkinson, hat sich mit seiner Krankheit aber abgefunden und kommt scheinbar gut damit zurecht. Die Krankheit spielt auch eine Rolle, aber nicht zu penetrant. Joe hilft als Psychologe der Polizei, den Mord an Ray Hegarty - dem Vater von Sienna - aufzuklären. Er glaubt an Siennas Unschuld, anfangs vielleicht auch nur deshalb, weil es sich um die beste Freundin seiner Tochter handelt. Doch je mehr er in der Vergangenheit stöbert, desto mehr gelangt ans Licht. Mit Hilfe seines alten Freundes Vincent Ruiz deckt er immer mehr Geheimnisse auf, die sich langsam aber sicher zu einem schrecklichen Gesamtbild zusammenfügen. Joe ist ein guter Erzähler, es macht Spaß, seinen inneren Monologen zu folgen. Sein Charakter hat mir gut gefallen und ich konnte mich gut in ihn hineinversetzen. 

Sienna Hegarty: Die 14-jährige Sienna ist die beste Freundin von Joes Tochter Charlie. Sie ist etwas frühreif, ansonsten wohl wie jeder andere pubertierende Teenager. Aber in ihrer Vergangenheit sind schreckliche Dinge passiert, die ihr Motiv nur verstärken: die Polizei glaubt fest daran, dass Sienna ihren Vater getötet hat, weil er zu streng mit ihr war, später verhärtet sich dann der Verdacht auf sexuellen Missbrauch. Aber Sienna beteuert ihre Unschuld. Nach langem Schweigen vertraut sie sich Joe an, der verzweifelt versucht, die Wahrheit ans Licht zu bringen und Beweise zu finden. Auch ihr Charakter ist sehr vielschichtig und facettenreich dargestellt.

Vincent Ruiz: Er ist Ex-Polizist und ein alter Freund von Joe. Sie haben wohl auch in den vorigen Bänden bereits zusammengearbeitet. Er hilft seinem alten Kumpel und beide versuchen, Beweise für Siennas Unschuld zu finden. Er entdeckt auch die geheimnisvolle Vergangenheit von Gordon Ellis, dem Lieblingslehrer von Sienna. Doch was hat er mit alldem zu tun? Vincents Charakter ist ruppig und etwas schrullig, aber dennoch liebenswert. Auch sein Charakter gefällt mir gut.   

Sowohl die Hauptcharaktere als auch die "Nebencharaktere" wie Charlie O´Loughlin, Ronnie Cray, Annie Robinson, Gordon Ellis - sie alle sind detailliert beschrieben, sodass sie mehr sind als nur nebensächliche Figuren. Sie werden durch die Schreibweise von Michael Robotham vielmehr zu echten Figuren, mit denen man sich identifizieren kann - detailliert, facettenreich, vielschichtig und glaubwürdig. 

zitate

"Jeder Tropfen Blut aus meinen Adern ist ein Beweis, dass ich lebe. Jeder Tropfen ist ein Beweis, dass ich sterbe."
S. 10

">>Wenn ein Kind beide Eltern verliert, ist es eine Waise. Aber es gibt kein Wort für Eltern, die ein Kind verlieren<<"
S. 242

inhalt

Das Buch "Todeswunsch" ist nicht der erste Band rund um Joe O´Loughlin. Ich habe dennoch mit diesem Buch begonnen und bin problemlos mitgekommen. Natürlich wird häufig auf das Privatleben von Joe Bezug genommen, z.B. auf die Entführung seiner Tochter Charlie, aber es wird immer kurz wiederholt, was vorgefallen ist, sodass man auch als Erstleser gut mitkommt. 

Joe O´Loughlin ist Psychologe, der seine Praxis aufgegeben hat um in Teilzeit an einer Uni zu lehren. Bis in Ronnie Cray bei der Ermordung von Ray Hegarty, dem Vater Siennas um Hilfe bittet. Eigentlich wollte er nie wieder in einen Kriminalfall verwickelt werden, aber da es sich um die beste Freundin seiner Tochter handelt und er einer der wenigen ist, die Sienna für unschuldig halten, gibt er seine Vorsätze auf und hilft der Polizei bei der Aufklärung des Falls. Er kommt als Psychologe natürlich nicht umhin, die menschliche Psyche zu hinterfragen und verweist dabei hin und wieder auf bekannte psychologische Studien oder Definitionen. Ich als Psychologiestudentin fand das natürlich besonders interessant, vor allem da ich so das Gefühl hatte, wirklich schon was gelernt zu haben :D Aber ich denke, auch ohne Psychologiekenntnisse kommt man problemlos mit. 

In diesem Buch geht es nicht "nur" um Mord. Es geht um sexuellen Missbrauch, Machtmissbrauch, Manipulation und Rassismus und um Nebenthemen wie das Ritzen, Familie, Scheidung, Parkinson, Psychologie und das Rechtssystem. Jedes dieser Themen hat seinen Platz im Buch und wird auf die ein oder andere Weise behandelt. Hat Siennas Vater sie wirklich missbraucht? Hat sie ihn deswegen getötet? Was ist mir Gordon Ellis, dem Lehrer von Sienna und Charlie, der von allen Schülerinnen angehimmelt wird? Sagt er die Wahrheit? Oder hat er Sienna verführt und sie systematisch manipuliert? Hat er sie dann sexuell missbraucht? Und wie hängt das alles mit der Ermordung einer Asylantenfamilie zusammen? Fragen über Fragen, die Joe immer mehr verwirren und ihn dazu veranlassen, immer tiefer zu graben, bis er Dinge herausfindet, die schrecklicher sind als er erwartet hat. 

Mir hat es sehr gut gefallen, dass in diesem Buch nicht nur Polizisten einen Mord aufklären, sondern auch ein Psychologe maßgeblich daran beteiligt ist. Logisch, immerhin werde ich auch irgendwann mal Psychologe sein, da finde ich es natürlich besonders interessant wie so jemand an einen Fall herangeht und ihn löst.

Insbesondere die letzten Kapitel fand ich dann nochmal sehr spannend und ich konnte gar nicht aufhören zu lesen. Allerdings ging es zum Schluss dann wirklich sehr schnell und ich beinahe etwas überfordert zu erkennen, wie jetzt alles zusammenhängt.
Wie bereits erwähnt, kenne ich die Vorgänger-Bücher nicht. Vielleicht hatte ich deshalb auch nicht so hohe Erwartungen? In anderen Rezensionen wird oft bemängelt, dass "Todeswunsch" nicht an die ersten Bücher von Michael Robotham heranreichen würde. Wenn die anderen Bücher noch besser sind als dieses hier, muss ich sie auf jeden Fall alle lesen! 

fazit

Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Die Figuren sind allesamt vielschichtig dargestellt und detailliert skizziert. Die Geschichte ist spannend und einfühlsam geschrieben, man kann mitfiebern und hoffen, dass sie den richtigen Mistkerl doch noch schnappen können. Der Autor schreibt spannend, sensibel und glaubwürdig. Ich werde mir definitiv auch die anderen Bücher von Michael Robotham anschauen und lesen. Volle Punktzahl für dieses Buch :)

 

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